Liebe Frau Do, es ist schon verrückt. Die Fortuna aus Düsseldorf schafft trotz eines kleinen Etats und durchschnittlich begabter Fußballspieler frühzeitig den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga und schlägt auf dem Weg mit gutem Fußball auch Spitzenklubs. Die Fans sind glücklich, die Stadt ist zufrieden. Und der Verein schickt den Vorstandsvorsitzenden in die Wüste. Robert Schäfer, 2016 mit viel Vorschusslorbeeren aus Dresden geholt und mit sichtbaren Erfolgen auch in Düsseldorf, muss gehen. Warum? Nun, im Profisport ist es nicht anders als in den Top-Etagen von Wirtschaft oder Politik. Menschen müssen mit Menschen arbeiten, die meistens auch nicht gerade Zurückhaltung und Bescheidenheit in sich aufgesogen haben. Es geht um Einfluss, Eitelkeiten, Macht und viel Geld. Robert Schäfer, ein dynamischer Manager, der sich zu Höherem berufen fühlte und in den Gehaltsverhandlungen mit der Fortuna seinen Marktwert durchaus betonte, hat die Strukturen schnell auf sich zugeschnitten, Gegner aussortiert und die Kommunikation durch einen nur für ihn arbeitenden Sprecher an sich gezogen. Auch im sportlichen Bereich mischte Schäfer mit, auch wenn dafür eigentlich ein eigener Vorstand eingesetzt wurde. Man kann das alles so machen, der Erfolg gab Schäfer recht. Nur muss man eben damit rechnen, dass ein solches Auftreten nicht jedem gefällt. Gerade im Aufsichtsrat sitzen Manager von Dax-Konzernen, international tätige Anwälte, erfolgreiche Mittelständler, Sportexperten und Marketingprofis. Solche Leute haben ihr eigenes Selbstbewusstsein. Als Robert Schäfer im Januar (mit Wissen des Aufsichtsrats) eine Vertragsverlängerung für den beliebten und erfolgreichen Cheftrainer Friedhelm Funkel verweigerte und die Fans protestierten, war der Bruch nicht mehr zu kitten. Der Aufsichtsrat soll inzwischen mit acht zu eins Stimmen gegen Schäfer votiert haben, auch wenn der den Aufhebungsvertrag nicht so einfach unterzeichnen will. Die Hintergründe zum Fall lesen Sie hier. Ausgerechnet ein Westfale, der beim Rivalen Borussia Mönchengladbach seine Karriere startete, soll Nachfolger Schäfers werden. Wer das ist, lesen Sie hier. Aber was ist der Job eines Fußball-Funktionärs schon gegen die Arbeit eines Landwirts. Die Bauern sind rund um die Uhr im Einsatz, ihr Job ist körperlich anstrengend, in der Öffentlichkeit indes zusehends schlecht angesehen. Einfach mal zwei Wochen in die Sonne fliegen können sie auch nicht. Die Erlöse eines Hofes sind mickrig. Wer als Landwirt überleben will, muss Geld investieren, risikoreich expandieren und sich überdurchschnittlich engagieren. Viele geraten dabei an ihre Grenzen, der Burnout ist auf dem Bauernhof keine Seltenheit mehr. Jörg Isringhaus berichtet. Der für mich derzeit größte politische Skandal ist das Versagen der Bundestagsfraktionen bei der überfälligen Reform des Wahlrechts. Weil sich Union, SPD, Grüne, Linkspartei und FDP nicht einigen können, wie es das Verfassungsgericht verlangt, könnte der neue Bundestag mehr als 800 Abgeordnete umfassen. Schon jetzt reichen die Räumlichkeiten in Berlin nicht, aber es geht vor allem auch um effiziente politische Strukturen, um ein Signal an die Steuerzahler, dass es auch kleiner geht. Der Bundestag wäre dann zweitgrößtes Parlament hinter der chinesischen Volkskammer, noch vor dem nordkoreanischen „Parlament“, dem britischen Unterhaus oder der italienischen Abgeordnetenkammer. Das Problem: Nur der Bundestag kann beschließen, sich zu verkleinern, doch welcher Frosch will einen kleineren Teich? Ein Desaster und Aufwind für diejenigen, die vom Versagen der politischen Eliten sprechen. Wir haben einen der klügsten Juristen im Bundestag, Prof. Dr. Günter Krings, CDU-Abgeordneter aus Mönchengladbach und Staatssekretär im Innenministerium, gebeten, uns und Ihnen zu erklären, was eigentlich das Problem ist. Viel Vergnügen, Ihr Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |