Eröffnungsrede: (PA) Robert Deutsch von Thomas Zaglmaier, 20.01.2018  âSolch ein Gewimmel möcht' ich sehn, Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn. Zum Augenblicke dürft' ich sagen: Verweile doch, du bist so schön!â Heute möchte ich mich in Demut und Euphorie diesem Goethe-Wort anschlieÃen, denn ich bin tief beeindruckt von der hier zu eröffnenden Ausstellung und darf dem Künstler und Illustrator Robert Deutsch bereits vorab von Herzen dafür danken. Gewimmel soll es heute und im Ausstellungsverlauf bis zum 27. März in verschiedener Hinsicht geben. Zum Einen, das ist klar, wünsche ich der Präsentation zahlreiche sich vor den vielen wunderbaren Bildern drängende Besucher. Zum Anderen sind es nicht wenige der Werke selbst, auf denen es wimmelt an Details, Menschen, Tieren und Dingen. Wimmelbilder, so werden sie seit den späten 1960er Jahren tatsächlich genannt, gab es in der Geschichte der Illustration allerdings schon länger. Für die Bildende Kunst ist es durchaus angebracht in diesem Zusammenhang auch z.B. auf die Werke des Hieronymus Bosch oder Pieter Brueghel dem Ãlteren zu verweisen, die bereits im 15. und 16. Jahrhundert mehrere figürliche Gruppen oder Einzelfiguren in einer groà angelegten Szene vereinten. Mit Illustration hingegen bezeichnet man allgemein das einem Text erläuternd beigegebene Bild. Doch âallgemeinâ kann nicht âgrundsätzlichâ heiÃen. Illustratoren erzählen nicht selten eigenständige Geschichten, reduzieren dabei Texte auf ein absolutes Minimum oder verzichten komplett darauf. Soll man dann noch unterscheiden zwischen Kunst und Illustration? Der 1981 in Köthen geborene Robert Deutsch kann sich bereits heute als Künstler und Illustrator an einer beachtlichen und stetig wachsenden Fan- Gemeinde erfreuen. Bevor er bekanntlich im vergangenem Jahr auf der Leipziger Buchmesse mit seiner Publikation âAlan Turingâ von sich reden machte, erlernte der ursprünglich ausgebildete Restaurator das Fach sozusagen von der Pike auf. In den Jahren 2007 bis 2014 studierte Robert Deutsch an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Kommunikationsdesign und absolvierte bei Prof. Hans-Georg Barber, bekannt als ATAK und Nachfolger unserer unvergessenen Freundin Prof. Eva Natus-Salamoun, den Masterstudiengang im Fachbereich Illustration. Die Arbeiten des Robert Deutsch wurden unter anderem in Porto, Berlin, Leipzig und Los Angeles ausgestellt. Sie erschienen international in zahlreichen Magazinen, darunter in Deutschland (V-Mag und Monopol), in Frankreich (Arte) oder in Amerika (American Collectors Art Magazine). 2014 wurde Robert Deutsch mit dem Giebichenstein Designpreis in der Kategorie âBeste Kommunikationâ ausgezeichnet. Jetzt lebt und arbeitet der Künstler und Illustrator in Leipzig. RegelmäÃige Besucher unserer Galerie werden sich an die Gemeinschaftausstellung junger Künstler unter dem Titel âUnterweltenâ vom April/Juni des vergangenen Jahres im Obergeschoà erinnern. Auch an dieser Präsentation beteiligte sich Robert Deutsch. Nicht nur angesichts der Resonanz, die wir durch Sie liebe Kunstfreunde erhielten war bald klar, dass hier eine Personalausstellung interessant werden muss und wir vereinbarten bald den heutigen Termin. Robert Deutsch hat alle Register gezogen und wir erleben eine vorzügliche Ausstellung mit groÃ- und kleinformatigen Malereien in Acryl als unikate Originale, mit qualitätvollen Fein-Art-Prints in geringen Auflagen, mit Postkarten und Ansteckpins. Zentrales Thema ist das Paradies. Farbenfroh, wie man es sich wünschen kann und immer wieder mit Bezügen und mehr oder weniger versteckten Verweisen. âBatman & Robinâ, die US-amerikanischen Comichelden, tauchen gleich mehrfach auf und sind ebenso Nachweis für den vollzogenen Generationswechsel wie der Einzug multimedialer Elemente. So organisiert sich die MDR-Hörspielserie âLutherlandâ am hier im Original gezeigten gleichnamigen und groÃformatigen Wimmelbild von Robert Deutsch. Der Internetnutzer öffnet die jeweilige Hörspielfolge durch Klick auf die entsprechende Szene - wunderbar! Die Figur des âBobby Feuchtâ findet sich seit vielen Jahren im Werk des Robert Deutsch. Sie ist eine Eigenkreation. So auch die gemalten fiktiven Face-Charaktere (zu sehen im Flur): Mädchen, Mann mit Hut, Mann mit Mütze, Teufel, Fuchs, Junge, Maus, Oma, Frau, Mann mit Bart, Katze, Skelett, Vogel, Zyklop und Roboter. Die Arbeit âDer Tod des Sammlersâ ist für Sammler sicher etwas zum Schmunzeln. Die Serie âRipleyâ geht auf eine Studienarbeit aus dem Jahr 2012 zurück und bezieht sich auf den Roman âDer talentierte Mr. Ripleyâ von Patricia Highsmith. Die Folge gehört somit zu den ältesten hier ausgestellten Werken. âHexenkesselâ ist der Entwurf für ein Plattencover von âMorlockk Dilemmaâ, einem in der Szene bekannten Rapper und Musikproduzenten. Für jeden ist etwas dabei. Vom Kinderzimmerbild bishin zur âGraphic Novelâ, dem eingangs bereits erwähntem Buch, âAlan Turingâ. Wir freuen uns, dass Robert Deutsch uns hierfür gefertigte originale Druckvorlagen zur Verfügung stellte, die einen kompletten Raum füllen. Selbst der möglicherweise dem Genre gegenüber weniger zugetane Ausstellungsbesucher sollte sich Zeit nehmen die Publikation, im März 2017 beim renommierten Avant-Verlag und zwischenzeitlich auch in französischer Sprache erschienen, aufgeschlossen anzusehen. Auf 192 Seiten erzählt Robert Deutsch die tragische Geschichte eines der wichtigsten englischen Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Alan Turings Beiträge zur Informatik sind bis heute von unschätzbarem Wert - die Turingmaschine bildet ein Fundament der Theoretischen Informatik. Im zweiten Weltkrieg war Alan Turing maÃgeblich an der Entzifferung der mit der âEnigmaâ verschlüsselten deutschen Funksprüche beteiligt. Alan Turing war jedoch homosexuell veranlagt und so wurde der englische Kriegsheld, das Wissenschaftsgenie in der damaligen Zeit als Straftäter behandelt, ja misshandelt. Die Folge war Depression und Suizid mit gerade mal 41 Jahren. Unfassbar tragisch, da ändert auch das âRoyal Pardonâ (Königliche Begnadigung) von 2013 kaum etwas. Robert Deutsch hinterlegt auch dieser Arbeit mit bemerkenswerten philosophischen Bezügen, zahlreiche Metaphern der Zeit. Das wohl auch von Turing geschätzte Meisterwerk âSchneewittchenâ von Disney nutzt der Illustrator meisterhaft ambivalent. So endet auch diese Geschichte mit dem angebissenen, vergifteten Apfel. Wen wundertâs, das Symbol steht heute für eine der erfolgreichsten amerikanischen Computerfirmen. Bild für Bild in Ruhe genieÃend, meint man die Musik, den Duft, aber auch den Gestank der Zeit zu vernehmen und fühlt tief bewegt mit. Versuchen Sie es! So ist es, wenn man ins Schwärmen gerät! Doch verschaffen Sie sich ihren persönlichen Eindruck und lassen Sie sich einnehmen. Wenn Sie dann noch Fragen haben, bleiben Sie Teil des Gewimmels und besuchen Sie die Ausstellung zum Galeriegespräch mit dem Künstler am 22. Februar, 19.30 Uhr ein zweites Mal. Bringen Sie dann gerne auch ihre Freunde, Kinder oder Eltern mit. Ich danke für ihre Aufmerksamkeit! |