Goldpreis auf Rekordhoch! Ist das erst der Anfang? Liebe Leserin, lieber Leser, Gold behauptete sich während der Turbulenzen an den Märkten Anfang August gut und wurde in dieser Phase einmal mehr seinem Ruf als Stabilitätsanker im Depot gerecht. Inzwischen haben sich die Aktienmärkte wieder erholt und auch die Lage am Anleihemarkt hat sich beruhigt. Der Preis des Edelmetalls gab allerdings in diesem ruhigeren Umfeld nicht nach, sondern stieg sogar auf ein neues Allzeithoch:
Sicher sollte man solche kurzfristigen Bewegungen nicht überbewerten, es kann auch schnell wieder in die andere Richtung gehen. Doch es gibt aus meiner Sicht gute Gründe dafür, dass Gold auch mittelfristig weiter steigt, genauer gesagt 5 Gründe. 1. Die Zinsen und damit auch die Anleiherenditen fallen. Die US-Notenbank senkt bei ihrer Sitzung am 17./18. September aller Voraussicht nach erstmals seit März 2020 wieder den Leitzins. Die Europäische Zentralbank und andere Notenbanken haben diesen Schritt zwar schon getan, für die Märkte entscheidend ist aber, was die US-Notenbank macht. Ein wichtiger Grund für die Marktturbulenzen Anfang August waren Rezessionsängste in den USA. Das ließ auch die Zinssenkungserwartungen nach oben schießen. Zeitweise wurde mit einem Schritt von 50 Basispunkte beim September-Treffen gerechnet, manche gehen immer noch davon aus. Die Mehrheit erwartet inzwischen aber eine Senkung um 25 Basispunkte. Ein Blick auf den Chart zur Entwicklung der Renditen 1-jähriger US-T-Bonds zeigt: Einen so starken Rückgang in so kurzer Zeit gab es lange nicht. Inzwischen haben sich die Erwartungen an die Zinspolitik der FED wieder normalisiert und die Renditen haben sich erholt:
Die Spekulationen über die Zinssenkung werden heute mit der Veröffentlichung des Protokolls der letzten FED-Sitzung und am Freitag mit einer wichtigen Rede von FED-Chef Jerome Powell neue Nahrung bekommen. Das dürfte die Märkte kurzfristig bewegen, auch den Goldpreis. Unter dem Strich bleibt aber, dass die US-Notenbank im September in einen Zinssenkungszyklus einsteigt. Und sinkende Zinsen sind in der Tendenz positiv für die Nachfrage nach Gold, da das Edelmetall als sichere Anlage mit festverzinslichen Anleihen konkurriert. Werfen Anleihen weniger Rendite ab, dann wird Gold relativ gesehen attraktiver. 2. Der US-Dollar fällt. Die deutlich gesunkenen Renditen am US-Anleihemarkt machen Anlagen in US-Dollar weniger attraktiv. Der Greenback ist besonders gegenüber dem Yen deutlich gefallen, auch weil die Bank of Japan ihrerseits den Leitzins erhöht hat. Darauf bin ich im letzten Report ausführlich eingegangen. Aber auch der Euro hat gegenüber dem US-Dollar kräftig zugelegt:
Es besteht zwar keine strenge negative Korrelation zwischen dem Goldpreis und dem US-Dollar, aber in der Tendenz macht eine Dollar-Abwertung Gold besonders für US-Anleger attraktiver. Die Schutzfunktion gegen eine Abwertung zeigt sich z.B. auch daran, dass der Goldpreis je Unze in US-Dollar gerechnet in den letzten Wochen stärker zugelegt hat als der Preis in Euro gerechnet. 3. Die geopolitische Lage könnte weiter eskalieren. Die drohende Ausweitung des Krieges im Nahen Osten bleibt ein Unsicherheitsfaktor, aber nicht der einzige. Der Ukraine-Krieg kann ebenfalls eskalieren. Und die US-Wahlen im Herbst tragen zur allgemeinen Verunsicherung bei. Das gibt Gold als sicheren Anlagehafen zumindest Unterstützung. 4. Finanzinvestoren interessieren sich wieder verstärkt für Gold. Im Juli verzeichneten Gold-ETFs global gesehen die höchsten Zuflüsse seit März 2022, als Russland die Ukraine angegriffen hat. Das ist eine deutliche Umkehr zur Lage vor einem Jahr und bestätigt den Trend der letzten Monate nach oben. Doch ist das überhaupt ein Argument für einen steigenden Goldpreis oder nur ein Symptom der wachsenden Nachfrage? Dass Gold bei Finanzinvestoren trotz des rekordhohen Preises wieder an Attraktivität gewinnt, kann meiner Ansicht nach eine Eigendynamik entwickeln. Da steckt durchaus Potenzial drin, denn immerhin ist das in ETFs geparkte Gold in Tonnen gerechnet weit von seinem Höchststand im November 2020 entfernt. 5. Die Notenbanken kaufen weiter Gold. Die Sanktionen "des Westens" gegen die russische Zentralbank haben seit 2022 die ohnehin bestehende Tendenz bei vielen Notenbanken verstärkt, die Abhängigkeit von der Reservewährung US-Dollar zu reduzieren, u.a. zugunsten von Gold. 2024 werden die Goldkäufe der Notenbanken zwar nicht das Rekordniveau der Jahre 2022 und 2023 erreichen, aber eine Unterstützung für den Goldpreis bleiben die Käufe. Langfristige Käufer wie die Notenbanken nutzen meist Preisrücksetzer, um zu investieren. Mein Fazit Der Goldpreis ist erstmals über 2.500 US-Dollar je Unze gestiegen und kann seinen Aufwärtstrend kurzfristig durchaus noch fortsetzen. Sollten die Zinsspekulationen aber einen Dämpfer erhalten, dann kann es auch schnell wieder in die andere Richtung gehen. Solche Rücksetzer wären aber aus meiner Sicht eine Gelegenheit zum Einstieg, denn mittelfristig sprechen mindestens die 5 genannten Gründe für einen weiter steigenden Goldpreis.
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Herzliche Grüße und bis kommende Woche Dein Lars |