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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Politik ringt gerade um einen Plan, den Lockdown zu beenden. Der HDE hat in einem 10-Punkte-Plan schon einmal seine Vorstellungen mitgeteilt. Mit Ausnahme des Tragens von Masken und der "Kommunikation" von Verhaltensregeln geht es darin wenig um Gesundheit. Stattdessen tauchen altbekannte Forderungen auf. In ihnen sieht der Verband seit Jahren ein Heilmittel sieht, aus der Zeit gefallene Geschäftsmodelle zu retten. Sonntagsöffnung, Anlieferungen rund um die Uhr und natürlich Flexibilisierung des Arbeitsrechts. So wären die "Helden des Alltags" schneller loszuwerden. Für den Fall, dass die, natürlich ebenfalls geforderten, Finanzhilfen des Staates nicht greifen. Und schon gar nicht dürfen sich die Maßnahmen zur Lockerung an Verkaufsflächen orientieren. Das wäre diskriminierend. Na hoffen wir mal, dass das Virus in Zukunft darauf Rücksicht nimmt, wie viele Menschen sich in einem Raum befinden.
Sebastian Arendt leitet seit 2019 die Geschicke der Onlineplattform Gartenhaus GmbH. Wir haben mit dem ehemaligen OBI-Manager darüber gesprochen, wie das Geschäft jetzt in der Coronakrise läuft und welche Einrichtungstrends in Zeiten des Lockdowns zu beobachten sind. Er sagt:
"Corona fördert eine Art Nestbautrieb."
In den USA ist es bekanntlich leichter, Mitarbeiter auf die Straße zu setzen. Was denn auch konsequent zahlreiche Handelsunternehmen in den vergangenen Wochen taten. Auf der anderen Seite kommt Amazon mit den Lieferungen nicht mehr hinterher. Deswegen will das Unternehmen 75.000 weitere Mitarbeiter einstellen.
In Frankreich soll sich das Unternehmen nach einem Gerichtsurteil auf die Lieferung von Lebensmitteln und Medikamenten beschränken. Der Händler habe in seinen Logistikzentren nicht die Auflagen zum Schutz der Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter erfüllt. Hier muss Amazon jetzt nachbessern. Für jeden Tag, den Amazon den Auflagen nicht nachkomme, droht eine Geldstrafe in Höhe von einer Million Euro.
Die Lage bei Adidas hat sich durch die Ladenschließungen offenbar so zugespitzt, dass das Unternehmen eine Kreditzusage in Höhe von 3 Mrd. Euro erhält. Davon trägt die staatliche Förderbank KfW 2,4 Mrd. Euro. Den Rest teilen sich sieben Banken. Zu den Bedingungen des Konsortialkredits gehört die Aussetzung von Dividendenzahlungen über die Laufzeit der Kreditvereinbarung. Aktienrückkäufe sind bereits ausgesetzt. Zudem verzichtet der Vorstand auf kurz- und langfristigen Boni für das Jahr 2020, damit auf fast 70 Prozent seiner Bezüge.
Die Fintechs Paypal, Intuit und Square wurden in den USA in das "Small Business Administration’s (SBA) Paycheck Protection Program" aufgenommen. Damit können kleinere Unternehmen, die weniger als 500 Mitarbeiter beschäftigen und durch die Coronavirus-Krise in Schwierigkeiten sind, finanzielle Hilfen beantragen. Diese werden als "forgiveable Loan" ausgezahlt. Eine Art Kredit, auf dessen Rückzahlung aber verzichtet werden kann. Somit ist das Instrument eher mit einem Zuschuss zu vergleichen.
"Die extremen Hamsterkäufe Mitte März mit einem Umsatzplus von nahezu 40 Prozent im Vergleich zur Vorjahreswoche waren sicherlich auch getrieben von der Angst, es könne zu Engpässen und Lieferschwierigkeiten im Lebensmitteleinzelhandel kommen. Diese Angst ist den Verbrauchern genommen worden."
So kommentiert Sebastian Hendricks, Datenexperte bei Information Resources GmbH, aktuelle Zahlen seines Unternehmens. Demnach hat sich das Einkaufsverhalten der Kunden im Lebensmitteleinzelhandel Ende März wieder beruhigt. Es zeigen sich aber immer noch gravierende Unterschiede in den Warengruppen. Das setzt sich auch bei den Vertriebswegen fort. In der 13. Kalenderwoche legten der traditionelle Lebensmitteleinzelhandel (+11,3 Prozent) und die Verbrauchermärkte (+9,1 Prozent) zu. Dagegen schwächelten die Markendiscounter und die Drogerien.
Eine gemeinsame Umfrage von EY-Parthenon und Innofact zeigt, dass es den E-Food-Anbietern während der Coronavirus-Krise bisher nicht gelang, das volle Potential bei den Kunden abzurufen. Grundsätzlich zeigen die Verbraucher großes Interesse, auch nach dem Ende des Lockdowns Lebensmittel online einzukaufen. Aktuell scheiterten aber über ein Drittel der Onlinekäufe an zu langen Lieferzeiten. Und auch fehlende Verfügbarkeit verhinderte die Nutzung.
Walmart folgt jetzt dem Vorbild in anderen Ländern. Kunden über 60, die zu den Risikogruppen des Coronavirus zählen, können ihre bestellten Lebensmittel an ausgewählten Standorten zwischen 7 und 8 Uhr am Morgen abholen. Die Übergabe der Waren erfolgt kontaktlos.
"Den Händlern fehlt der Plan B; Krisen wie der Ausbruch einer weltweiten Pandemie waren im System nicht vorgesehen. Die Verbreitung des Coronavirus ist für viele Händler ein Weckruf der ganz dramatischen Art. Klar ist auch, dass es gar nicht mal Krisen in diesem gigantischen Ausmaß braucht, um die auf Schönwetter eingestellte Warenlogistik ins Wanken zu bringen."
In seinem Kommentar appelliert Florian Kolf an den Handel, sich um einen Plan B zu kümmern. Auch angesichts anderer Risiken wie Handelskonflikte und Naturkatastrophen müsse darüber nachgedacht werden, die Zeit der schlanken Lieferketten und Kampfpreise zu beenden. Wer weiter diesen Weg gehe, habe spätestens jetzt erkannt, dass die Optimierung bis zur Insolvenz führen kann.
In der letzten Märzwoche stellten die Nutzer auf dem Kleinanzeigenportal von Ebay 25 Prozent mehr Anzeigen als in den Vorwochen ein. Fahrräder, Gartenzubehör, Pflanzen, Fahrzeugteile, Bücher und Filme sind besonders gefragt. Seit dem Lockdown gehe das Geschäft förmlich durch die Decke. Und auch bei anderen Marktplätzen brummt das Geschäft.
Das Kölner Unternehmen Vorwärts, das Tools und Dienstleistungen rund um Amazon anbietet, hat ein Whitepaper vorgestellt, das Amazon-Händlern Möglichkeiten zeigt, mit der aktuell schwierigen Situation fertig zu werden.
Zur Stärkung des Einzelhandels während der Coronakrise bieten die Cashback World und myWorld.com Händler die Möglichkeit, ihre Geschäfte auf den Plattformen des Unternehmens online weiterzuführen. Bis Ende Juni können die Leistungen ohne Grundgebühr und Einstellungskosten genutzt werden.
An die Gastronomie richtet sich das Angebot, das in Kooperation zwischen Melitta Professional Coffee Solutions, Ticket24 und Point Digital entstanden ist. Gastronomen müssen sich dort lediglich registrieren und die Gutscheine bei Einlösung quittieren. Gäste wählen Betrieb und Betrag, bezahlen und bekommen ihren unbefristet gültigen Gutschein per mail zugesendet. Auch Spenden sind möglich.
Auch Jimdo möchte Händlern und Selbstständigen dabei helfen, im Geschäft zu bleiben und online besser sichtbar zu sein. Deshalb bietet das Unternehmen die Einrichtung eines Onlineshops zu einem symbolischen Preis von einem Euro pro Monat für ein Jahr an.
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