der Rauswurf aus der ID-Fraktion im Europäischen Parlament ist für die AfD eine Katastrophe, aber eine selbstverschuldete und eine mit Ansage. Die Bedeutung geht über die konkreten Folgen im Parlament hinaus: Es zeigt sich darin die fatale Sonderrolle des deutschen Parteiensystems. Frankreichs Rassemblement National und Italiens Lega agieren gemäßigt und taktisch klug mit Blick auf die Macht. Die AfD ist dagegen eine Partei der Desperados. Am Donnerstag wurden „pro-palästinensische Aktivisten“ von Polizisten aus der Humboldt-Universität entfernt. Tatsächlich handelte es sich bei dem Mob größtenteils um Antisemiten und Hamas-Unterstützer. Die Räumung erfolgte gegen den Willen der Universitätspräsidentin, die bis zuletzt „Dialogbereitschaft“ zeigte. Als ob das nicht skandalös genug wäre, kommt dazu noch das Schweigen des Staatsoberhauptes Frank-Walter Steinmeier am Jubiliäumstag des Grundgesetzes. Selten wurde eine historische Chance derart versemmelt wie von Steinmeier während seines gestrigen Staatsakts, findet Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier. Über die antisemitischen Proteste an den Universitäten sprach auch unser Volontär Clemens Traub mit der Ethnologin Susanne Schröter in unserem aktuellen Podcast. Sie macht klar, wie bestimmend und verheerend der Einfluss des sogenannten Postkolonialismus auf die Geisteswissenschaft ist. Marguiers Stellvertreter Ralf Hanselle hat sich die Fernsehdiskussion der Spitzenkandidaten für die Europawahl angeschaut, während sich das öffentliche Interesse in Grenzen hielt. Und das lag nicht nur daran, dass das einzig prominente Gesicht Ursula von der Leyen gehörte. Es zeigt auch, dass Brüssel für die meisten EU-Bürger eine realitätsenthobene Sphäre ist. Ihr Ferdinand Knauß, Redakteur |