Herpesviren sind lästig – und heimtückisch. Sie verursachen als Herpes simplex (HSV-1) Fieberbläschen, oder treten als Kinderkrankheit auf, den Windpocken (Varizella zoster). Nahezu jeder Mensch infiziert sich wenigstens einmal mit einem der Kandidaten. Einmal im Körper, nisten sich die Viren in den Nervenzellen ein. Inzwischen erhärtet sich ein weiterer Verdacht: Herpesviren können Demenz, vor allem Alzheimer befeuern.
FOCUS Briefing berichtete bereits von Studien, wonach eine Gürtelrose-Impfung auch das Demenz-Risiko senkt. Nun aber beobachteten US-Forscher noch etwas: Auch die Behandlung von Herpes simplex-Viren sorgt für eine geringere Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken
Dafür analysierten sie eine US-Datenbank, die rund 170.000 Alzheimerfälle umfasste, sowie dieselbe Zahl an Vergleichspersonen ohne neurodegenerative Erkrankung. Bei den Alzheimer-Patienten lag die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit HSV-1 infiziert waren, um 80 Prozent höher. Das Krankheits-Risiko nahm jedoch um 17 Prozent ab, wenn die Infizierten Medikamente – Antiherpetika – gegen das Virus genommen hatten, so die Forscher im Fachblatt „BMJ Open“
Die molekularen Mechanismen sind noch nicht vollständig geklärt. Möglich ist, dass die Viren die Entzündungsreaktion bei Alzheimer im Gehirn schüren und so den Untergang der Nervenzellen beschleunigen. |