das Leben ist bekanntlich Yin und Yang, Anode und Kathode, Licht und Schatten. Und wenn eine Seite überdehnt wird, dann hat das immer auch Folgen für die andere Seite. So verhält es sich auch mit der AfD. Seit ihrer Gründung vor genau zehn Jahren kämpft diese gegen den Linksruck in Deutschland an. Politisch erreicht jedoch hat die vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestufte Partei etwas ganz anderes, nämlich das genaue Gegenteil: Aufgrund ihrer Existenz kann so gut wie nicht mehr gegen die Grünen regiert werden. Das meint zumindest Hugo Müller-Vogg, der mit seinem heutigen AfD-Kommentar ein Glanzstück in politischer Dialektik vorgelegt hat: Die Grünen profitieren von der AfD am meisten. Auch Ben Krischke hat sich mit dem Geburtstag der AfD beschäftigt. Ihm geht es um das Bild der Partei in den Medien, wo die Populisten angeblich schon zigfach nach rechts gerückt sind. Der weit verbreitete journalistische Ansatz, mit der AfD ganz besonders kritisch, also noch kritischer als mit anderen Parteien umzugehen, sei von Anfang an eine schlechte Idee gewesen, so Krischke. Die AfD ist nach zehn Jahren immer noch da und die Kollateralschäden dieser Strategie sind immens. Doch zurück zur Dialektik. Es gibt da nämlich wohl auch einen Zusammenhang zwischen Toleranz und Intoleranz. Über diesen klärt uns heute der Politologe Hamed Abdel-Samad im Cicero-Interview auf. Mit dem politischen Islam nämlich kehrt das Mittelalter nach Europa zurück, so Abdel-Samad. Islamisten würden immer einflussreicher – und das, weil die tolerante Politik ihre Organisationen subventioniert und salonfähig macht. „Der politische Islam gedeiht im Schatten linker Identitätspolitik“, so Abdel-Samad, der mit seiner jüngst erschienenen „kritischen Geschichte des Islam“ über Ursprünge und Gefahren der Fundamentalisten aufklären will. Aufgeklärt werden will auch das Treiben hinter dem chinesischen Heißluftballon am Himmel über Amerika. Dessen Abschuss durch einen F22-Kampfjet vor der Küste von South Carolina ist eine Absurdität, meint Cicero-Autor Henrik Bork. Viel gravierender nämlich als die Frage, was der Ballon da eigentlich so zu suchen hatte, sei für Bork die Frage, wie das Verhältnis zwischen China und den USA auf den derzeitigen Tiefpunkt hat absinken können. Aber bleiben wir lieber in Deutschland. Da gibt es auch genug offene Fragen. Etwa die, warum die Berliner Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Die Grünen) die Friedrichstraße in eine Fußgängerzone umwandeln will. Für unseren Autor Patrick Oelze ist klar, dass sie Berlin damit zu einem öden Nicht-Ort machen würde, ohne Rücksicht auf kulturelles Erbe und die Vertrautheit des Stadtraums. Der Geist der Metropole jedenfalls würde damit für immer aus der Stadt getrieben. Das kann's doch nicht sein, will man da empört ausrufen. Und wäre dabei einer Meinung mit Welt-Journalist Robin Alexander. Der war gestern bei Anne Will. Und auch dort ging es um Verkehrspolitik und die stockende Verkehrswende. Einmal mehr zeigte sich in der beliebten Talk-Runde: Die Ampel hat keinen gemeinsamen Plan. Und das eben versetzt Robin Alexander regelrecht in Rage, wie unser Volontär Ulrich Thiele beobachtet hat. Nein, das kann es wirklich nicht sein! Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |