Aiwanger und kein Ende. Zwar hat er sich am Donnerstag öffentlich dafür entschuldigt, falls er durch sein Verhalten in der Jugendzeit „Gefühle verletzt“ habe, blieb aber dabei, dass er das rechtsradikale Flugblatt, das damals in seinem Schulranzen gefunden wurde, nicht verfasst habe. Was ja womöglich stimmt. Doch das reicht seinen Gegnern natürlich nicht. Eine solche Entschuldigung hätte viel früher, umfassender und zerknirschter stattfinden müssen, dann hätte man ihm – vielleicht – vergeben. Doch dass der Freie-Wähler-Chef gleichzeitig zum Gegenangriff überging und eine politische Kampagne gegen sich und seine Partei beklagte, das ist nun gänzlich unverzeihlich. Finden zumindest alle, die lieber die Grünen statt der Freien Wähler in der Bayerischen Staatsregierung sähen. Nun lässt Aiwangers Krisenkommunikation tatsächlich einen gewissen Mangel an Professionalität erkennen. Im nun aber daraus einen Strick zu drehen, verkennt, dass der Galgen, um im Bild zu bleiben, längst errichtet war. Vielmehr ist der Skandal um ein jahrzehntealtes Pamphlet aus dem Hause Hubert Aiwangers ein Lehrstück über die politische Kultur in diesem Land, meint Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier. Jugendliche Verfehlungen sollen in die Gegenwart verlängert werden, um Politiker zu delegitimieren. Dabei ist der Mensch nun einmal, laut Kant, aus krummem Holze. Dabei sollte man denken, dass das Land derzeit ganz andere Probleme hätte. Jeder zweite Deutsche erwartet laut einer Allensbach-Umfrage, dass Deutschland in zehn bis 15 Jahren keine führende Wirtschaftsnation mehr sein wird. Entsprechend setzt die „Sauerländer Erklärung“, die die Unionsfraktion jetzt vorgelegt hat, vor allem auf das Thema Wirtschaft. Ausgeheckt hat das Papier der Fraktionsvorstand von CDU/CSU in einem „Romantik- und Wellnesshotel“ im Sauerland. Die politische Botschaft von der Klausurtagung aber geriet zu klein, schreibt mein Kollege Volker Resing. Es geht eben nicht nur um Wirtschaft in Schmallenberg. Freitag ist bei Cicero bekanntlich Podcast-Tag. In rasender Geschwindigkeit vollzieht sich im Internet eine Konzentration. Bald werden einzig die großen Plattformen noch bestimmen, was wir zu sehen bekommen und über welche politischen Themen wir reden. Im Cicero Podcast Gesellschaft schlägt der Medienwissenschaftler Martin Andree Alarm: „Wir merken gar nicht, dass wir längst unfrei sind.“ Ex-Präsident Donald Trump muss sich wegen Aufstachelung eines Mobs vor Gericht verantworten – auch wenn er auf „nicht schuldig“ plädierte und zur Anklageverlesung nicht erschien. Sein Schicksal liegt in den Händen von Richterin Tanya Chutkan. Stephan Bierling über den Prozess ihres Lebens. In ihrem Bestreben, China einzudämmen, erzielen die USA zunehmend Erfolge – insbesondere durch militärische Allianzen mit Japan und Südkorea. Ein neues Bündnis im indo-pazifischen Raum scheint sich abzuzeichnen. Viktoria Laura Herczegh und Ronan Wordsworth von Geopolitical Futures erklären, wie Amerika Verbündete gegen China sammelt. Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen Ihr Ingo Way, Chef vom Dienst Cicero Online |