nicht erst seit gestern biedern sich die christlichen Kirchen an den linken Zeitgeist an, mit Vorliebe an den Klima-Aktivismus. Jüngst hatte der katholische Bischof Georg Bätzing die Aktivisten der „Letzten Generation“ mit den ersten Christen verglichen. Christoph Markschies, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Experte für das antike Christentum, widerspricht im Interview mit Cicero-Redakteur Volker Resing. Allenfalls, so Markschies, sei eine „gewisse eschatologische Ungeduld“ vergleichbar. Sonst aber gelte: „Die Letzte Generation hat mit dem Wirken Jesu herzlich wenig zu tun“. Nicht nur zwischen Kirchen und Klimarettern gibt es eine ungebührliche Nähe. Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki wollte wissen: Wie nahe standen sich Regierung und Medien in der Corona-Krise? Ein Gutachten der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags, das Kubicki in Auftrag gegeben hat, lässt Zweifel an der Informationspolitik des Bundespresseamtes und der Regierung Merkel aufkommen. Es ist an der Zeit, dass sich der Corona-Journalismus ehrlich macht, fordert mein Kollege Ralf Hanselle. Denn in kommenden Krisen darf es nicht wieder heißen: „In weiter Ferne, zu nah?“ Doch man soll ja nicht immer nur meckern. Deshalb zeigt sich unser Gastautor Markus Karp heute versöhnlich: In der Rückschau war die Coronapolitik zwar fehlerbehaftet – aber die Ordnung des Grundgesetzes hat sich bewährt. Die freiheitlich-demokratische Grundordnung hat den Stresstest bestanden. Karp findet sogar: „Das Bewusstsein für Grundrechte ist gewachsen.“ Und doch hatte der seinerzeitige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sich schon zu Hochzeiten von Covid mit dem Satz „Wir werden einander viel verzeihen müssen“ gleichsam einen prophylaktischen Persilschein ausgestellt. Jetzt hat Spahn seine Zeit als Gesundheitsminister während der Corona-Pandemie in einem gleichnamigen Buch festgehalten. Es ist ein Lehrbuch, wie Politiker ihre Selbstdarstellung perfektionieren, findet der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann, der es für uns gelesen hat. Und auch sonst bleibt im Geltungsbereich des Grundgesetzes noch einiges zu wünschen übrig: Moralisch abrüsten, Demokratie verteidigen, Journalismus statt Aktivismus, mehr Meinungsfreiheit und Politik für die Mehrheit – die Liste der Wünsche ist auch in diesem Jahr wieder lang. Aber wann, wenn nicht zu Weihnachten, darf man noch hoffen und wünschen? Hugo Müller-Vogg legt dem Christkind seinen „politischen Wunschzettel 2022“ vor. Ihr Ingo Way, Leiter Online-Redaktion |