An die Medien _______________________ 7. März 2023 Zahlenkommunikation der EKD Sehr geehrte Damen und Herren, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat heute Mittag ihre Mitgliedschaftsstatistik für das Jahr 2022 veröffentlicht. Nach den aktuellen Berechnungen auf Basis der gemeldeten vorläufigen Zahlen aus den Gliedkirchen der EKD gehörten zum Stichtag 31. Dezember 2022 insgesamt 19.150.000 Menschen einer der 20 Gliedkirchen der EKD an. Die entsprechende Pressemitteilung finden Sie hier. Die korrespondierenden Zahlen für 2022 aus der Evangelischen Kirche im Rheinland sind folgende (diese Zahlen sind – abgesehen vom Mitgliederbestand – bislang nur Hochrechnungen nach Auswertung eines großen Teils der Meldungen aus den Gemeinden der rheinischen Kirche; wie in jedem Jahr liegen belastbare Zahlen erst im Spätsommer/Herbst vor): - Mitgliederbestand (31.12.2022): 2.266.794 (2021: 2.335.969; 2020: 2.398.996; 2019: 2.453.379) - Sterbefälle: 44.900 (2021: 42.062; 2020: 43.251; 2019: 40.587) - Kirchenaustritte: 45.300 (2021: 33.191; 2020: 22.283; 2019: 29.373) - Taufen: 18.100 (2021: 12.299; 2020: 8771; 2019: 17.644) - Aufnahmen: 2700 (2021: 2560; 2020: 2186; 2019: 3209) Ursachenforschung betreibt die evangelische Kirche bei den Austrittsgründen: In einer qualitativen Teil-Studie und einer repräsentativen Umfrage hat das Sozialwissenschaftliche Institut (SI) der EKD Gründe und Anlässe für Kirchenaustritte erhoben, die seit 2018 erfolgt sind. Dabei wurde deutlich, dass nur eine Minderheit der Befragten einen konkreten Anlass zum Kirchenaustritt hatte. In erster Linie vollziehe sich der Austritt als Prozess, der häufig schon mit einer fehlenden religiösen Sozialisation beginne, so die Soziologin Petra-Angela Ahrens, die die Studie für das SI durchgeführt hat. Bei den weiterreichenden Gründen für den Kirchenaustritt kristallisiere sich eine empfundene „persönliche Irrelevanz“ von Religion und Kirche als wichtiger Faktor heraus. In diesem Zusammenhang werde auch die mit dem Kirchenaustritt verbundene Ersparnis der Kirchensteuer als Grund angeführt. „Damit bestätigt sich die geläufige Figur einer Kosten-Nutzen-Abwägung zur Kirchenmitgliedschaft, die bei fehlender religiös-kirchlicher Bindung einen Austritt wahrscheinlicher macht“, so die Kirchensoziologin. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, wertet die hohe Zahl von Kirchenaustritten als Folge eines Kontaktverlustes. „Es gehen Menschen, die sich bei uns nicht mehr beheimatet fühlen.“ Die erschreckenden Zahlen nehme die Evangelische Kirche im Rheinland sehr ernst: „Jeder Kirchenaustritt ist uns einer zu viel. Jeder Austritt ist ein Verlust, weil jeder Mensch uns wichtig ist, weil Glaube aus der Gemeinschaft lebt und wir Kraft verlieren, für andere da zu sein.“ Die Kirchenleitung habe mit dem Positionspapier E.K.I.R. 2030 bereits 2021 darauf reagiert. Es beschreibt eine Strategie, den aktuellen Herausforderungen zu begegnen, und mündet in konkrete Projekte in fünf Themenfeldern: Mitgliederorientierung, Organisation, junge Generation, Digitalisierung und Vernetzung. „Wir werden die Strukturen unserer Kirche so verändern, dass wir uns den Menschen stärker zuwenden können. Wir müssen Kirche zunehmend konsequent von den Menschen her denken und nicht von unseren Angeboten. Wir müssen Menschen in ihrem Leben begleiten, Kontakte neu suchen, gerade in kritischen Zeiten Hoffnung, Heimat und Halt vermitteln. Das ist unsere Aufgabe und da sind unsere Gemeinden dran, mit viel Kreativität vor Ort.“ Zur Bedeutung des Missbrauchsskandals für die Entscheidung zu einem Kirchenaustritt sagt Latzel, sexualisierte Gewalt und der Umgang damit hätten viele Menschen verletzt, enttäuscht und ihr Vertrauen in die Institution Kirche schwer erschüttert. Die Evangelische Kirche im Rheinland setze alles daran, Missbrauchserfahrungen aufzuarbeiten und weitestmöglich zu verhindern. Mit freundlichen Grüßen Jens Peter Iven Kirchenrat Pressesprecher | Leitung Stabsstelle Kommunikation und Medien |