| Liebe Leserin, lieber Leser, |
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unter allen Arten, zu einem Buchtitel zu kommen, ist die Praxis, ein Buch in seinem Titel „Buch“ zu nennen, eine der merkwürdigsten. Weshalb etwa heißt Ernst Jüngers Essay „Das Sanduhrbuch“ von 1954 nicht einfach „Sanduhren“? Es wirkt, als habe der Schriftsteller die Notizen, die er zu Sanduhren anlegte, mit der Absicht gesammelt, ein Sanduhrbuch zu schreiben – „Woran arbeiten Sie gerade?“ „An meinem Sanduhrbuch“ –, und dann kurzerhand den Arbeitstitel beibehalten. Aber das ist nur eine Vermutung. | Jürgen Kaube | Herausgeber. | |
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| Als Bettina von Arnim 1843 „Dieses Buch gehört dem König“ veröffentlichte, geschah das wohl im Hinblick auf das Publikum. Denn sie schrieb ja nicht „Dieses Buch ist dem König gewidmet“, was trivialerweise mitgeteilt hätte, dass es für andere verfasst wurde. Nein, es gehört dem König, doch wir können es trotzdem lesen. Der Titel erweckt den Anschein eines Einzelexemplars und insofern einer Kostbarkeit. „Diese Auflage gehört dem König“ wäre kein sinnvoller Titel gewesen. Um 1900 kam es zu prominenten Varianten dieser Veredelung des Buches als „Buch“. Einer der ersten Gedichtbände von Rainer Maria Rilke hieß „Das Stunden-Buch“ (1905), dem 1902 „Das Buch der Bilder“ vorangegangen war. Als Stundenbuch (Horarium) wurden seit dem 13. Jahrhundert außerordentlich geschmückte Gebetsbücher bezeichnet, die Gebete zu einer bestimmten Stunde enthielten. „Das Buch der Bilder“ wiederum enthält Gedichte, die wie Andachtsbilder komponiert sind. Der Lesende selbst wird beschworen: Mein Buch war schwer. Ich sah ihm in die Blätter wie in Mienen Die dunkel werden von Nachdenklichkeit Und um mein Lesen staute sich die Zeit. Stefan George veröffentlichte 1901 „Die Fibel“. Zuvor gab es bei ihm 1895 den ausschweifenden Titel „Die Bücher der Hirten- und Preisgedichte, der Sagen und Sänge und der hängenden Gärten“. Das Aroma alter Kulturen strömt in die Gegenwart, der Dichter kommt von weit her und bringt mit Sagen und Sängen angeblich Verse mit, die von Hirten aufgesagt worden seien. Dass sie in Büchern stehen, soll sie der Subjektivität entheben. *** Unsere Lesempfehlungen der Woche: Sieben Fragen, ein Lösungswort: Im Mittelpunkt des neuen Literaturrätsels steht ein einzelner Dichter. Schriftsteller waren nach Trumps erstem Wahlsieg häufig seine lautesten Gegner: Warum sind alle so still? Ein Galeristenpaar will den neuen Roman von Christoph Peters verbieten lassen. Und wirft Fragen auf. *** Ein Buch „Buch“ zu nennen, geht in diesem Sinne oft mit der Behauptung einher, es sei vom Autor weniger geschrieben als gefunden worden. Der französische Dichter Edmond Jabès wurde 1963 mit „Das Buch der Fragen“ bekannt, in dem Fragmente aus Tagebüchern der Protagonisten versammelt sind. Jean Paul hat 1801 in „Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch“ sich in ganz anderer Weise, nämlich heiterer, derselben, früh schon von Daniel Defoe in seinem „Robinson Crusoe“ verwendeten Technik bedient, das eigene Werk als das eines anderen auszugeben. Wir können hier keinen vollständigen Überblick über die „Buch“ genannten Bücher geben; wir haben diesen Überblick gar nicht, sondern nur einzelne Beispiele in unseren Regalen. Von A.S. Byatt gibt es „Das Buch der Kinder“, von Per Olov Enquist „Liknelseboken“ („Das Buch der Gleichnisse“), Hans Thill hat „Das Buch der Dörfer“ geschrieben und Navid Kermani „Das Buch der von Neil Young Getöteten“. Wer nicht nur ein Buch, sondern „Das Buch der …“ veröffentlicht, scheint, mal ironisch, mal pathetisch, auf eine Bibliothek zu verweisen, in der es zu jedem Ding in der Welt ein und nur ein Buch gibt. An dieser Stelle brechen wir ab, das Wochenende beginnt. Vielleicht nehmen Sie bei Gelegenheit eines der genannten Bücher zur Hand und überprüfen unsere kleine These von der eigentümlichen Aufwertung des Buches dadurch, dass man es so nennt. Mit freundlichen Grüßen Ihr Jürgen Kaube
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| | | Die Fragen des Literaturrätsels drehen sich im Februar 2025 alle um einen einzigen Dichter, dessen Jubiläum in diesem Jahr gefeiert wird. Er schrieb Deutsch, war aber kein Deutscher und außerdem ständig in Europa auf Reisen. |
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| | | Jede Woche fragen wir Menschen aus dem Kulturbetrieb, was sie lesen und welches Buch in ihrem Schrank sie ganz bestimmt nicht lesen werden. Diesmal antwortet der Wirtschaftsminister und Kanzlerkandidat der Grünen Robert Habeck. |
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| | | Schriftsteller waren nach Donald Trumps erstem Wahlsieg häufig seine lautesten Gegner. Nun macht sich bei manchen Resignation breit. |
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| | | Wer bin ich, wenn ich all das auch bin? Julia Schoch stellt im Gespräch mit Sandra Kegel im Literaturhaus Frankfurt ihren Roman „Wild nach einem wilden Traum“ vor. |
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| | | Der Berliner Galerist Johann König und seine Frau fühlen sich durch Christoph Peters’ neues Buch „Innerstädtischer Tod“ in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt. Nun klagen sie dagegen. Und werfen damit die Frage auf: Was darf die Kunst? |
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| | | „Sie begehren, sie erwarten, sie verlangen nichts“: Für Jacques Rivière waren die Deutschen das Gegenteil von Franzosen. Heute vor hundert Jahren ist der Essayist und Literaturkritiker gestorben. |
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| | | Julien Gracqs „Das Ufer der Syrten“ handelt vom Untergang eines Staats durch den träumerischen Leichtsinn eines Einzelnen. Der Roman zeigt: Was persönlich groß und steigernd wirkt, kann politisch verheerend sein. |
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Auf den Herbst des Mittelalters folgte ein zweiter Frühling der Kulturgeschichte, mit Vorlauf im Fernsehen: Zum achtzigsten Geburtstag von Sir Simon Schama. |
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