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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
den dritten Tag in Folge gibt es einen neuen Höchstwert bei den registrierten Corona-Neuinfektionsfällen, das RKI erfasste 18.681 Meldungen. Was mich ärgert: Obwohl sämtliche Einzelhändler beim am Montag beginnenden "Lockdown light" ihre Läden geöffnet lassen dürfen, so scheint mir doch die Handelslobby diejenige zu sein, die nun am lautesten schreit. Zum Beispiel in Form von Hermann Hutter, Präsident des Handelsverbandes Baden-Württemberg (HBW): "Jegliche Beschränkungen im Einzelhandel vor Weihnachten bedeuten das Aus für Tausende Betriebe, auch für gesunde, mittelständische Händler", so Hutter in der "Stuttgarter Zeitung". Aber ist es denn wirklich so schlimm, dass sich Kunden nicht wie Ölsardinen in die Gänge quetschen sollen, sondern nur ein Kunde pro 10 Quadratmeter in die Geschäfte darf?
Mit weihnachtlicher Besinnlichkeit hatte der alljährliche Weihnachtswahnsinn schon lange nichts mehr zu tun.
Ihr Florian Treiß
Einer der größten Profiteure der Corona-Krise ist und bleibt Amazon. Der Internetkonzern meldete für das 3. Quartal einen Umsatzsprung um 37 Prozent auf 96,1 Milliarden Dollar. Der Gewinn verdreifachte sich auf den Rekordwert von 6,3 Mrd Dollar. Analysten hatten mit deutlich weniger gerechnet. Dabei wurden umsatzstarke Aktionstage wie der Prime Day dieses Jahr coronabedingt ins 4. Quartal verschoben und fielen somit aus diesen Quartalszahlen raus. Wachstumsmotor bleibt das Geschäft mit Webservices für Unternehmen und auch das Werbegeschäft legte ordentlich zu. Covid 19 führt aber auch bei Amazon zu Mehrkosten. Voraussichtlich kosten verschärfte Hygieneanforderungen und andere coronabedingte Maßnahmen den Konzern im 4. Quartal zusätzlich 4 Mrd Dollar.
Unterdessen hat das Bundeskartellamt ein weiteres Verfahren gegen Amazon eingeleitet. Die Kartellwächter wollen prüfen, ob Amazons Kooperationen mit Markenherstellern gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen. Amazon schließt Dritthändler beim Verkauf bestimmter Markenprodukte auf Wunsch der Hersteller aus, sofern sie Amazon direkt mit ihren Produkten beliefern. Apple-Produkte können hierzulande beispielsweise nur von Amazon selbst oder von autorisierten Händlern über den deutschen Marktplatz verkauft werden.
Shopify meldet für das 3. Quartal eine Umsatzverdopplung auf rund 767,4 Mio Dollar, der Gewinn lag bei 191,1 Mio Dollar. Im Vorjahresquartal stand noch ein Verlust von 72,8 Mio Dollar in den Büchern. Trotz des starken Wachstums verzichtet der kanadische Anbieter für E-Commerce-Lösungen weiter auf einen Ausblick für das Gesamtjahr 2020. Das unerwartet gute Ergebnis ist vor allem auf den starken Zuwachs an neuen Händlern zurückzuführen. Shopify profitiert hierbei einerseits von der Corona-Krise und dem dadurch gestiegenen Bedarf an Online-Shops von durch Lockdowns & Co betroffenen Unternehmen. Andererseits aber auch vom Trend Direct to Consumer.
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Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat mal wieder eine neue Forderung an die Bundesregierung: Diesmal geht es darum, dass Händler, die im November einen Umsatzrückgang von 70 Prozent oder mehr erleiden, in das staatliche Nothilfeprogramm aufgenommen werden sollen. Dies soll eigentlich nur für Betriebe gelten, die im Rahmen des "Lockdown light" komplett schließen müssen, wie etwa Gastronomie-Betriebe oder Fitnessstudios. Der HDE geht aber davon aus, dass der "Lockdown light" auch bei stationären Händlern, die eigentlich gar nicht schließen müssen, dennoch zu herben Umsatzrückgängen fühen wird.
Rosenkrieg beendet: Die Übernahme des legendären US-Juweliers Tiffany durch den französischen Luxusartikel-Konzern LVMH ist endlich in trockenen Tüchern. Tiffany hat einem gesenkten Kaufpreis zugestimmt. Die Franzosen zahlen rund 425 Millionen Dollar weniger als ursprünglich geplant, wie LVMH am Donnerstag in Paris mitteilte. Der ursprüngliche Deal belief sich auf gut 16 Milliarden Dollar (13,6 Milliarden Euro). LVMH hatte mit Beginn der Corona-Krise kalte Füße bekommen und wollte die Übernahme abblasen, Tiffany dagegen pochte auf Einhaltung der Vereinbarung. Nun kam es also zu einer gütlichen Einigung.
Walmart will stationären und Online-Handel weiter verschmelzen: In den USA eröffnet der Handelskonzern vier Testläden, wo neue digitale Lösungen im laufenden Betrieb ausprobiert werden sollen. Der Konzern möchte u.a. mit Augmented Reality, mobilen Kassen, digitaler Beschilderung im Laden, neuen Apps und Angeboten für den Off- und Online-Handel experimentieren. In den Versuchslaboren soll nach dem Try-and-Error-Prinzip verfahren werden. Erfolgsversprechende Lösungen könnten später auch in den "normalen" Filialen eingesetzt werden.
Deutsche Supermarktkonzerne setzen beim Thema Online-Lebensmittelhandel auf völlig unterschiedliche Strategien und Systeme. Der Supermarktblog blickt in die Glaskugel und nimmt die Aktivitäten von Edeka, Rewe und Kaufland unter die Lupe. Während Edeka sich wohl für den Online-Supermarkt Picnic als strategischen Partner entschieden hat und Rewe mit seinem eigenen Lieferdienst an die Grenzen kommt, experimentiert Kaufland in einer Hand voll Länder aus Osteuropa mit unterschiedlichen Systemen. So richtig "Bock auf den Markt" scheint aber keiner der drei zu haben.
Patrick Hünemohr, CEO der Greven Mediengruppe in Köln, gibt in seinem neuen Buch "Lokal Digital Unschlagbar" Tipps, wie kleine Unternehmen digital erfolgreich sein können. Er widmet das Buch dabei vor allem "Unternehmen, die ihre Kunden in der Region eigentlich kennen müssten, aber online nicht hinreichend genug präsent sind, um in deren digitalen Leben stattzufinden." Ohne Spezialwissen in Technik oder Marketing vorauszusetzen, zeigt Hünemohr anhand zahlreicher Beispiele leicht handhabbare Werkzeuge und Checklisten für Unternehmer, die lokal digital etwas erreichen wollen. Das Buch ist im lokalen Buchhandel, beim Greven Verlag Köln und z.B. auch bei Amazon* erhältlich.
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