Totgesagte leben länger. Das gilt nicht nur für Lazarus, Dracula und andere Aufhocker der Weltgeschichte, manchmal trifft das Sprichwort sogar auf ganze Staaten zu. Die USA zum Beispiel. Wie oft hat man die Neue Welt schon abgeschrieben. Nach 9/11 verhedderten sich die USA in langen und teuren Konflikten in Afghanistan und im Irak. Man lavierte im syrischen Bürgerkrieg herum und riss die Welt 2008 in die Abgründe der Finanzkrise. Dann kam Donald Trump. Er verprellte engste Verbündete und hofierte Rivalen. Gesellschaftliche Polarisierung, Parteienzwist und eine Million Covid-Tote hinterließen zudem den Eindruck eines ausgelaugten, handlungsschwachen und weltabgewandten Landes. Doch dann kam alles anders: Plötzlich redet man allerorten wieder von der amerikanischen Vorherrschaft in der Welt. Cicero-Autor Stephan Bierling, ein ausgewiesener Experte für Amerika und die internationale Politik, hat sich das Phänomen einmal genauer angeschaut. In einem Gastbeitrag für Cicero feiert er Amerikas Comeback und diagnostiziert, dass Europa im Ukraine-Krieg wieder einmal erkennen muss, wie abhängig es von Washington bleibt. Das hat letztlich natürlich auch mit Deutschland zu tun. Genauer gesagt: mit deutschen Irrwegen. Etwa die der Energiewende. In noch mehr Windkraft- und Solaranlagen sieht die Bundesregierung derzeit den Ausweg aus der aktuellen Gaskrise. Doch Michael Beckmann, Energietechnik-Professor der TU Dresden, warnt: Damit setze Deutschland genau den Weg fort, der uns in die Abhängigkeit von Russland geführt habe. Er fordert eine offene Diskussion über die Probleme der Erneuerbaren und sagt: „Mit fluktuierenden Energien allein lässt sich keine Industrienation betreiben.“ Ja, noch schlimmer: „Mit der Energiewende haben wir uns vom Gas abhängig gemacht.“ Aber bleiben wir getrost. In anderen Ländern ist auch nicht alles rosig. Schauen wir deshalb mal kurz nach Asien: Viele Chinesen, die noch nicht gebaute Wohnungen gekauft haben, wollen derzeit die Raten dafür nicht mehr bezahlen. Denn der Bau der Wohnungen verzögert sich immer weiter. Chinas Immobiliensektor droht immer mehr zu einem sozialen Problem zu werden. Sollte es zu einem unkontrollierten Crash kommen, würde das Auswirkungen auf die globale Konjunktur haben, meint Cicero-Autor Philipp Mattheis in seinem Text „Das große Pyramidenspiel“. Machen wir uns etwas vor, wenn wir glauben, Russland durch Sanktionen in die Knie zwingen zu können? Die Hinweise verdichten sich jedenfalls, dass die Strafmaßnahmen des Westens vor allem den europäischen Unterstützern der Ukraine schaden. Ohnehin sieht es aus westlicher Sich derzeit nicht gut aus, was den Krieg in der Ukraine betrifft. Der Militärexperte und frühere Bundeswehr-Oberst Ralph Thiele analysiert im Podcast mit Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier die aktuelle Situation. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |