Andrij Melnyk, ukrainischer Botschafter in Deutschland, fällt immer wieder durch verbale Entgleisungen auf. Zuletzt nannte er Bundeskanzler Olaf Scholz eine „beleidigte Leberwurst“. Man kann das zurecht verstörend finden – verstörender indes ist, was diese Ausfälle über uns selbst verraten. Denn während Melnyk eskaliert, sind wir geradezu fasziniert davon, wie die Kriegsrhetorik das zivile Leben erobert. Besonders unter Grünen ist die gewaltfreie Kommunikation jetzt vergessen und der Yoga-Kurs tanzt Pogo. Doch der Angriff Russlands auf die Ukraine macht noch etwas anderes deutlich: Dies ist der letzte Aufruf für Europa, sich mit der unangenehmen Realität auseinanderzusetzen. Anstatt postmoderne Träume zu verfolgen, müssen die europäischen Nationalstaaten die Kapazitäten aufbauen, um ihre Interessen zu verteidigen. Frankreich und Deutschland spielen hierbei die entscheidende Rolle, und Technologie ist der Schlüssel zu Wohlstand und Widerstandsfähigkeit. Jedoch muss der deutsch-französische Motor an diese neuen Herausforderungen angepasst werden, meint Kurt Joachim Lauk, der in seinem Gastbeitrag eine deutsch-französische Tech-Initiative zur europäischen Erneuerung fordert. Derweil gibt die Taktik der Führung in Moskau in diesen Tagen viele Rätsel auf – nicht nur in Sachen Militärführung, sondern auch in puncto Öffentlichkeitsarbeit. Mit der Behauptung des russischen Außenministers Sergei Lawrow, Hitler habe jüdische Wurzeln gehabt, hat Russlands Propaganda ein neues Absurditätsniveau erreicht und zugleich ein Land, das sich bisher in der Ukrainekrise zurückhaltend positionierte, ohne erkennbaren Gewinn in Empörung versetzt. Israel-Korrespondentin Mareike Enghusen untersucht den möglichen Bruch zwischen Moskau und Jerusalem. Unseren Kollegen von Die Deutsche Wirtschaft (DDW) haben sich den beständigeren Dingen des Lebens zugewandt: den 1784 Weltmarktführern, die es in Deutschland gibt. Wer diese sind, wo sie ihren Unternehmenssitz haben und in welchen Branchen sie führen, das zeigt das Lexikon der Deutschen Weltmarktführer. Zusammen erzeugen die übrigens einen Jahresumsatz von 2,46 Billionen Euro und sind in 78 Ländern aktiv. Was die Weltmarktführer noch auszeichnet, das zeigt die interessante Liste der DDW. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |