in Deutschland herrscht Weltuntergangsstimmung. Seit nicht mehr sicher ist, ob Russland Mitte dieser Woche wieder Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 leiten wird, summiert sich die Angst vor Energieknappheit zur Klimaangst, Transphobie oder der Panik vor Corona-Infektionen. Wohin man in diesem Sommerloch auch schaut: Überall ist ein merkwürdiger Apokalypse-Hunger zu spüren. Dies also scheinen die Tage der Eschatologie zu werden; die wirklich allerletzten Tage der Menschheit. Bullenhitze und der Tod der Meereswesen, eine Sonne, die die Menschen mit ihren Strahlen versengt. Haben die apokalyptische Reiter vielleicht schon ihre Pferde gesattelt? Doch statt nach Lösungen für reale Probleme zu suchen, schraubt sich die deutsche Gesellschaft immer tiefer in ihre Angstlust hinein. Woran aber liegt das? Und vor allem: wie kommen wir da wieder raus? Unser Text „Die Welt vom Ende denken“, zeigt eine Therapie auf, die leicht ist, aber bitter schmeckt: Wir sollten uns nicht weiter in die Probleme hineindenken, sondern sie vom Ende her lösen. Andernfalls droht am Ende vielleicht tatsächlich noch das Ende. Und das wäre doch schade. Schade ist übrigens auch, dass der Euro derzeit beständig an Wert verliert. Schuld daran ist die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB), die mit diversen Euro-Rettungsschirmen, Zinssenkungen, dem Ankauf von Staatsanleihen und dem Herunterspielen der Inflationsgefahr die Probleme verschärfte. Das Ergebnis ist ein einschneidender Wohlstandsverlust, wie der Ökonom und Cicero-Gastautor Gunther Schnabl in einem Text über Fehlkonstruktionen, Fehlentscheidungen und fehlendes Problembewusstsein schreibt. Reden wir also lieber mal über schönere Dinge. Über Netflix-Serien zum Beispiel. Glaubt man den Lobeshymnen in den Feuilletons, ist die vom Wirecard-Betrug inspirierte Serie „King of Stonks“ eine „bitterböse Satire auf die Finanzwelt“. Aber wie kommen sie bloß darauf? Die Bundesregierung und ihre Freunde in der Finanzelite nämlich haben nichts zu befürchten: Die Serienmacher haben kaum Interesse an den Strukturen, die einen Milliardenbetrug bedingen, schreibt Cicero-Volontär Ulrich Thiele in seiner Kritik über eine Satire, die nicht wehtut. Wehgetan hat da schon eher die Äußerung, die Ricarda Lang gestern bei Anne Will getätigt hat – zumindest in der Kernwählerschaft der Grünen. Denn es ist gut möglich, dass die Grünen doch noch einer Laufzeitverlängerung der letzten deutschen Kernkraftwerke zustimmen. Der Druck auf die Anti-Atom-Partei steigt jedenfalls. Und Ricarda Lang, Bundesvorsitzende der Grünen, machte am Sonntagabend im ARD-Fernsehen bei Anne Will den ersten Schritt, wie Cicero-Wirtschaftsredakteur Daniel Gräber am gestrigen Fernsehabend bemerkt hat. Deutschland will eine Informationsgesellschaft sein, am besten wissenschaftsbasiert. Der Umgang mit der Corona-Pandemie zeigt jedoch: Wenn uns die gesundheitlichen Zusammenhänge von Infektion und Krankheit, Ursache und Wirkung nicht so sehr interessieren, dass wir die entsprechende Politik einfordern und finanzieren, braucht man keine Verschwörungsszenarien zu bemühen. Diese Politik war in ihrer Struktur, ihren Konzepten und Mechanismen dumm und gemeingefährlich, meint der Kulturphilosoph Ole Döring. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |