Aber wenn es so einfach wäre, würde es ja jeder machen. Und zwar erfolgreich. Und doch verliert die Mehrheit der Anleger Geld an der Börse. Obwohl Aktien seit Jahrhunderten und über alle Hausse- und Baisse-Phasen hinweg durchschnittlich 7% Rendite pro Jahr erzielen. Es müsste also ganz einfach sein. Buffett selbst gilt als erfolgreichster Investor der Welt und er hat ein 3-stelliges Milliarden-Vermögen angehäuft. Ausschließlich durch Investments in Unternehmen. Allerdings rangiert er heute „nur“ noch in den Top 10 der reichsten Menschen der Welt und liegt hinter Amazon-Gründer Jeff Bezos, Tesla-Chef Elon Musk oder Microsoft-Gründer Bill Gates. Was daran liegt, dass der 90-jährige Buffett bereits zu Lebzeiten einen erheblichen Teil seines Vermögens für gemeinnützige Zwecke gespendet hat („The Giving Pledge“). Aber um Buffett geht es heute nur am Rande. Eher um „die neue Warren Buffett“, um Catherine Wood von ARK Investment LLP. Cathie Wood ist seit einigen Jahren der neue Star am Investment-Himmel. Ihre kleine Investment-Boutique ist erst 2014 gestartet und erzielt höchste Renditen für ihre Anleger, durchschnittlich nahezu 40% pro Jahr. Innerhalb von nur 9 Monaten stieg das von ihr verwaltete Investment-Vermögen (Assets under Management, AuM) von 11 auf 58 Milliarden US-Dollar. ARK Investment LLP hat 5 Publikums-ETFs aufgelegt: • ARK Innovation ETF (ARKK) • Autonomous Technology & Robotics ETF (ARKQ) • Next Generation Internet ETF (ARKW) • Genomic Revolution ETF (ARKG) • Fintech Innovation ETF (ARKF) Das Licht Wie die Namen schon zeigen, liegt der Schwerpunkt ganz klar im Technologie-Sektor. Und das ist eines von Cathie Woods Erfolgs-Geheimnissen: In der größten Wachstumswerte-Rallye aller Zeiten ist sie zu 100% in diesem Sektor positioniert. Kein „unnötiger Ballast“ aus dem defensiven Konsum-Bereich, Energie-Sektor oder etwa Touristik oder Einzelhandel. Ein weiterer Erfolgsfaktor für Cathie Wood ist ihre Aktien-Auswahl. Ihre über alle 5 ETFs hinweg am höchsten gewichteten Positionen waren Stand gestern: 1. Tesla (10,2%) 2. Square (6,26%) 3. Roku (5,75%) 4. Teladoc Health (5,66%) 5. Spotify (3,7%) Diese Aktien haben sich in den letzten Jahren vervielfacht, allen voran Tesla. Mit ihrer hohen Gewichtung haben sie zur Superperformance der ARK-ETFs maßgeblich beigetragen. Alles richtig gemacht, könnte man sagen/meinen. Schatten Doch es gibt auch Schattenseiten. Zunächst einmal ein Einfluss-Faktor, den man nicht Cathie Wood anlasten kann, den Lemming-Effekt. Erfolg ist anziehend, auch bei Aktien-Anlagen. Nicht umsonst nennt man erfolgreiche Investoren und Hedgefonds-Manager „Gurus“. Warren Buffett ist einer, George Soros auch. Und seit einiger Zeit eben auch Cathie Wood. Anleger verfolgen, was diese Gurus sagen und viele agieren als „Copy-Trader“. Sie vollziehen die Transaktionen ihrer Stars nach. In den USA müssen Anleger, die mehr als 100 Millionen US-Dollar in börsennotierte Aktiengesellschaften investiert haben, vierteljährlich bei der Börsenaufsicht SEC ein sogenanntes 13F-Forular einreichen, aus dem der Bestand ihres Aktien-Depots zum jeweiligen Quartalsende hervorgeht. Durch den Vergleich mit dem Vorquartal sieht man dann die Veränderungen und kann hieraus seine Schlüsse ziehen. Bei ARK Invest ist es sogar noch viel einfacher: Hier können die Anleger sich täglich über alle Transaktionen informieren – per E-Mail-Verteiler! Lemminge haben keinen guten Ruf, weil sie in der Tier-Welt ihrem Anführer über den Rand der Klippe in den Abgrund folgen, auch wenn das ihren sicheren Tod bedeutet. An der Börse laufen Lemminge ihren Gurus „blind“ hinterher. Was die kaufen, kaufen sie auch. Und was der Guru verkauft, verkaufen sie auch. Blind. Ohne eigenes Nachdenken, ohne Rücksicht auf die Kurse. Börsen-Lemminge haben deshalb zu Recht einen mindestens ebenso schlechten Ruf wie ihre tierischen Vorbilder. Auf der anderen Seite kann es durchaus Erfolg versprechend sein, die Transaktionen des einen oder anderen Gurus zu beobachten. Um sich dann auf dieser Grundlage eigene Gedanken zu machen! Nicht, um sie blind und hektisch nachzuvollziehen. Man kann sich im Depot von Buffett, Soros oder Wood Anregungen holen, Investment-Ideen. Und bei Verkäufen nach deren Beweggründen suchen, um für sich zu prüfen, ob man diese teilt und gegebenenfalls etwas in der eigenen Analyse übersehen hat. Aber die angesprochene Schattenseite des Erfolgs sind die Börsen-Lemminge und ihr Verhalten. Denn sie kaufen und verkaufen die „Guru-Aktien“. Sie sorgen damit für eine Art Hebel bei den Kursschwankungen und dieser Hebel ist umso größer, je geringer die Marktkapitalisierung der jeweiligen Aktie ist. Bei einer Apple, Amazon oder Microsoft fällt sowas kaum ins Gewicht. Bei Tesla inzwischen auch nicht mehr. Aber bei CRISPR Technologies mit lediglich 8 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung durchaus. ARK Invest hielt an diesem Unternehmen Ende 2020 alleine mehr als 15 Prozent aller Anteile. Bei Roku sind es über 4 Prozent, bei Teladoc mehr als 5 Prozent. Elftgrößte Position ist Invitae, Marktkapitalisierung rund 7 Milliarden; ARK hält 14 Prozent aller Anteile. Siebtgrößte Position in den ARK-ETFs ist Pure Storage mit gut 5 Milliarden Börsenwert; ARK hält hier 15 Prozent aller Aktien. An der neuntgrößten Position Twist Bioscience mit 5,5 Milliarden US-Dollar Börsenwert gehören ARK 12 Prozent der Aktien. Cathie Wood hat das Risiko zuletzt zusätzlich erhöht. Sie hat ohnehin sehr ambitioniert bewertete Highflyer-Aktien im Depot, setzte zuletzt aber verstärkt auf sehr marktenge Aktien-Werte. ARK Invest hält hier signifikante Anteile: • Compugen Ltd. (CGEN) 21,3% • Stratasys Ltd. (NASDAQ:SSYS) 21,3% • Organovo Holdings Inc. (NASDAQ:ONVO) 20,0% (Inzwischen großteils verkauft) • The ExOne Co. (NASDAQ:XONE) 19,5% • Invitae Corp. (NYSE:NVTA) 19,2% • 2U Inc. (TWOU) 18,4% • Syros Pharmaceuticals Inc. (SYRS) 18,2% • Cerus Corp. (CERS) 18,0% • Intellia Therapeutics Inc. (NTLA) 17,7% • Editas Medicine Inc. (EDIT) 16,1% • Personalis Inc. (PSNL) 15,6% Je mehr Geld in die ARK-ETFs fließt, desto mehr Aktien der Unternehmen kauft Cathy Wood. Und treibt deren Aktien-Wert weiter in die Höhe. Vor allem bei den marktengen Werten steigt damit das Risiko enorm. Denn der Effekt wirkt in beide Richtungen: Wenn Investoren Geld aus den ARK-ETFs abziehen, dann muss der ETF Aktien verkaufen, um die Anleger auszahlen zu können. Wenn man 15 Prozent aller Aktien eines Unternehmens hält und es nur geringe Börsen-Umsätze gibt, dann ist absehbar, dass der Verkauf einer größeren Aktien-Anzahl zu einem heftigen Kursverlust in der Aktie führt. Und nun erleben wir seit zweieinhalb Wochen eine starke Korrektur bei den Wachstums-Werten. Nicht nur die ARK-ETFs haben um mehr als 20 Prozent von ihren Höchstkursen verloren, auch ihre AuM befinden sich im Sturzflug, weil die Anleger panisch ihre Anteile in Geld tauschen. Mit der Folge, dass ARK seine Positionen liquidieren muss! Natürlich fangen sie bei den großen, liquiden Werten an. Tesla, Roku, Square, Teladoc gehören zu den deutlich überdurchschnittlich eingebrochenen Aktien. Auch dank Cathie Woods ARK Invest. Dabei ist sie natürlich nicht die einzige im Investment-Universum, die jetzt Aktien verkaufen muss; aus vielen Fonds und ETFs und Einzel-Depots fliegen aktuell die Highflyer heraus. Und selbst Tesla-Superbulle Ron Barron hat im letzten halben Jahr mehr als 1,8 Millionen der rund 8 Millionen Aktien in den Depots seiner Kunden auf den Markt geschmissen. Wie sich Cathie Woods Top-Aktien künftig entwickeln, hängt allerdings nicht nur von den Zu- und Abflüssen ihrer fünf ETFs ab und ihrem Stock-Picking, sondern auch von der operativen Entwicklung der Unternehmen selbst. Auch überbewerte Aktien müssen nicht abstürzen, sie können in ihre Bewertungen hineinwachsen. Tesla Tesla war kürzlich an der Börse höher bewertet als alle anderen Auto-Hersteller zusammen. Seitdem hat die Aktie kräftig korrigiert. Tesla ist ein Unternehmen der Extreme. Chef und Visionär Elon Musk polarisiert, erzielt aber auch große Erfolge. Seine Vision einer elektrifizierten mobilen Welt wird Wirklichkeit, seine Elektro-Fahrzeuge sind technogisch führend, seine Speicher- und Batterietechnik ebenfalls. Auf der anderen Seite leistet er sich immer wieder schwerwiegende Fehler und Misserfolge. Und eine gehörige Portion Größenwahn und Selbstüberschätzung ist ihm kaum abzusprechen. Er redet alles schön, selbst wenn er seinen vollmundigen Versprechen dann keine Taten folgen lassen kann. Bisher werden vor allem seine Erfolge wahrgenommen, die Pleiten bleiben weitgehend unbeachtet. Die Frage ist, wie lange das noch so weiter und gut geht. Seit einem Jahr wird Tesla bejubelt, weil man schwarze Zahlen schreibt. Dabei gelingt das nicht dem Unternehmen selbst, sondern es ist großer Profiteur einer staatlichen Umverteilung: wer Kohlenstoff emittierende Fahrzeuge herstellt, also solche mit Verbrennungsmotor (Benzin, Diesel), wird bestraft und muss sogenannte Verschmutzungs-Zertifikate kaufen, um weiterproduzieren zu dürfen. Und Tesla erhält eine große Menge dieser Zertifikate, die man aber nicht benötigt, da man ausschließlich E-Autos produziert. Also kann Tesla die Zertifikate teuer verkaufen – und verdient hieran zunehmend gut. Aber Elon Musk ist auch ansonsten ein guter Money Manager. Als Teslas Aktienkurs neue Höhen erklomm, verkündete Musk Anfang Dezember 2020 eine weitere satte Kapitalerhöhung. Und er erklärte, Tesla würde nicht nur Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren, sondern auch eine beträchtliche Summe in die führende Krypto-Währung investieren. Da der Kurs bis vor kurzem massiv nach oben schoss, konnte Tesla diese Kursgewinne als Gewinn in der Gewinn- und Verlustrechnung ausweisen. Netter Effekt. Aber operativ verbrennt man weiter Geld mit seinen Autos und Speicher und Solar-Dachziegeln... E-Auto-Offensive – der anderen Tesla hat also momentan ordentlich Geld, um seine ehrgeizigen Expansionspläne umzusetzen. In Grünheide bei Berlin entsteht gerade das größte Fertigungswerk. Dabei verkaufen sich Teslas gar nicht mehr so gut. Immer öfter müssen sie aufgrund von Mängeln zurück in die Werkstätten gerufen werden, die Qualität ist allenfalls durchschnittlich. Und die Konkurrenz ist endlich aufgewacht, wenn auch mit mehrjähriger Verspätung. VW, BMW, Daimler, sie alle bringen eine Vielzahl von E-Modellen auf den Markt. Die können technisch noch nicht mithalten, was die Speicher-Technologie und somit die Reichweite angeht. Aber das dürfte für die Kunden der Premium-Marken eher zweitrangig sein. Tesla verliert hingegen sein Quasi-Monopol. Und damit seine Haupteinnahmequelle. Denn VW hat soeben angekündigt, seinen Absatz von E-Autos in Europa bis 2030 verdoppeln zu wollen. Klingt erstmal nicht bedrohlich. Doch es geht darum, dass in 2030 statt bisher geplantem E-Autoanteil von 35 Prozent satte 70 Prozent aller im VW-Konzern gefertigten Fahrzeuge Elektro-Modelle sein sollen. Die anderen Hersteller verfolgen teilweise fast genauso ehrgeizige Ziele. Für Tesla ist das ein doppeltes Problem. Denn je mehr E-Autos die Konkurrenz verkauft, desto weniger Absatz hat Tesla. Hinzu kommt, dass Teslas Einnahmen aus Verschmutzungs-Zertifikaten massiv einbrechen werden, wenn die anderen Hersteller immer weniger Autos mit Verbrennungs-Motoren verkaufen. Deren Kosten sinken und ihre Gewinne steigen. Während Teslas Einnahmen einbrechen und man ohne die Verschmutzungs-Zertifikate weit weg ist von schwarzen Zahlen. Und die Probleme treffen Tesla nicht erst mittel- und langfristig, sondern ab sofort. Auto-Experte Dudenhöfer warnte unlängst, Tesla stolpere in die Wachstumsfalle. Man fahre seine Fertigungszahlen massiv hoch durch das Werk in Grünheide, aber der Absatz an E-Fahrzeugen lege gar nicht so stark zu wie nötig. Zudem nehmen die anderen Hersteller Tesla massiv Marktanteile ab. Tesla dürfte daher eine gehörige Überproduktion anhäufen und dann zu starken Preisnachlässen gezwungen sein – was die Verluste deutlich ausweiten dürfte. Und auch bei der Batterie-Technik hat sich Elon Musk verzockt. Tesla ist hier führend und Musk setzte alles auf die Eigenproduktion. Deshalb hat man den langjährigen Partner Panasonic vor die Tür gesetzt. Der suchte sich nun andere Partner und fertigt für diese in Europa Batterien. Doch die Qualität stimmt nicht bei Tesla. Man verspielt den Technologievorsprung und muss sich von Panasonic helfen lassen. Tesla steht vor großen Herausforderungen. Es sprechen viele Gründe dafür, dass die Aktie trotz des starken Kurseinbruchs noch immer maßlos überbewertet ist und weiter fallen sollte. Aber es gibt auch prominente Fürsprecher – wie Cathie Wood. Sie hat ihr Tesla-Kursziel für 2024 auf (Split bereinigt) 3.000 US-Dollar je Aktie festgelegt. Das macht sprachlos. Elon Musk setzt auf das autonome Fahren. Und hierbei nicht auf LIDAR-Sensoren, wie die/alle anderen, sondern auf neuronale Netze. Und er behauptet, die hierfür nötige Software werde in 2021 fertig gestellt und in jeden jemals ausgelieferten Tesla eingespielt. Also auch die „alten“ Modelle. So würden auf einen Schlag alle „aktiven“ Teslas als autonome Fahrzeuge zur Verfügung stehen und darüber hinaus auch als Robo-Taxis. Musks Vision ist, dass die Tesla-Besitzer, die ihr Fahrzeug gerade nicht selbst nutzen, dieses als autonom agierendes Robo-Taxi zur Verfügung stellen und auf diese Weise sogar noch Geld verdienen können. Gesteuert über Teslas neuronales Netz. Cathie Wood rechnet vor, dass Tesla mit dieser umgesetzten Vision einen Jahresumsatz von 351 Milliarden US-Dollar machen würde. Und das bereits 2024. Daraus ergäbe sich eine „faire“ Marktkapitalisierung von 2,7 Billionen US-Dollar und somit ein Kurs je Aktie von 3.000 US-Dollar. Der Hund hat ein paar Flöhe Nehmen wir einfach mal an, dass Teslas Technik funktioniert, dass sie in alle Teslas via OTA eingespielt werden kann und reibungslos funktioniert. Dann stünden alle Teslas für den Personen-Transport zur Verfügung. Und das natürlich viel günstiger als bei der Ride-Hailing-Konkurrenz Uber oder Lyft und vor allem den klassischen Taxis (und Bussen), wo ja Fahrzeug und Fahrer bezahlt werden müssen. Zur Einordnung. Marktforscher sehen für den gesamten Ride-Hailing-Sektor, also inkl. Taxis, Uber und Lyft für 2023 ein Marktpotenzial von 328 Milliarden US-Dollar. Die „Tesla-Vision“ würde also mehr als 100 Prozent des Marktvolumens abdecken. Da kann sich jeder selbst Gedanken machen, wie realistisch dieses Szenario ist. „In der Theorie sind Theorie und Praxis gleich. In der Praxis nicht.“ (Yogi Berra) Daneben gibt es einen weiteren Stolperstein in dieser schönen Geschichte. Selbst wenn alles wunderbar klappt und funktioniert, würden die ganzen Tesla-Fahrzeuge nur theoretisch als autonome Robo-Taxis zur Verfügung stehen. Denn ob ein Tesla-Besitzer seinen Tesla hierfür überhaupt hergeben oder nutzen will, ist ja seine Entscheidung. Dazu kann ihn ja keiner zwingen – und würde Tesla das versuchen, würde der Absatz der Fahrzeuge wohl komplett einbrechen. Nur weil ein Tesla sich als Robo-Taxi eignet (und das ist ja noch Zukunftsmusik), heißt das noch lange nicht, dass sein Eigentümer diese Option auch nutzt. Da sprechen viele Gründe dagegen. Alleine die deutlich höheren Versicherungs-Beiträge, die man zu entrichten hätte. Und wer sich um die Reinigung kümmert, wenn der betrunkene Fahrgast den Tesla vollgespuckt hat. Da geht es ja nicht nur um die Kosten für die Reinigung, sondern darum, dass dies erledigt werden muss und der Wagen dann für die Zeit dem Eigentümer für seinen eigentlichen Zweck nicht zur Verfügung steht. Ob das deutsche Personenbeförderungsrecht ein autonomes Tesla-Robo-Taxi überhaupt zulassen würde, ist auch noch fraglich. Hinzu kommen die Probleme mit dem Datenschutz, denn Teslas Technologie basiert ja gerade darauf, die fahrzeugbezogenen Daten in Echtzeit zu sammeln, zu erfassen, zu verarbeiten, (in die USA) zu transferieren und zu speichern. Und dann freuen sich Tesla-Besitzer bestimmt schon darauf, für ihr Robo-Taxi ein Gewerbe anmelden zu dürfen und die Umsätze zu versteuern – samt Umsatzsteuererklärung. Bitte nicht falsch verstehen, das sind alles irgendwie zu überwindende Hürden. Denn eines hat Elon Musk bewiesen, er findet Wege, wenn er wirklich etwas will. Die Frage ist aber, ob die Tesla-Eigentümer diese ganzen Hürden überwinden und Robo-Taxi-Unternehmer werden wollen. Wie es Cathie Woods Umsatz- und Kurszielberechnung beinhaltet. Und das halte ich für völlig utopisch. Der aus „The Big Short“ bekannte Investor Michael Burry ist jedenfalls sehr negativ eingestellt bei Tesla. Seine Short-Position hat er weiter ausgebaut und sieht die Tesla-Aktie „eher bei 100 US-Dollar“. Das klingt empörend niedrig, wo sie doch nach dem starken Kursverlust nun gerade erst von 900 auf 600 US-Dollar gefallen ist. Allerdings stand sie vor gar nicht allzu langer Zeit wirklich bei 100 US-Dollar. Zum Jahresanfang 2020 und dann Ende März 2020 nach dem Corona-Einbruch noch einmal. Und das klingt dann schon viel realitätsnäher, oder nicht? Zumal Tesla eine der Aktien ist, die von den Robin Hoodies und Redditeers bei ihrer Shortseller-Grill Party ganz oben auf der Kaufliste standen. Und da sind wir dann – leider – wieder bei den Lemmingen, den unerfahrenen Anlegern, die ihren „Gurus“ blind hinterherlaufen und erst bemerken, dass diese längst die Kurve gekratzt haben, wenn sie selbst schon über die Klippe gerast sind. Ob es von diesem Punkt dann nach oben oder unten geht, erklärt uns die Physik... Tesla, Inc. (ISIN: US88160R1014) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 20e/21e/22e | Kurs | A1CX3T / TSLA | 596 Mrd. USD | 1.103 / 204 / 130 | 597,92 USD | Square Ebenfalls sehr hoch gewichtet in den ARK-ETFs ist die Aktie von Square, einem Finanzdienstleistungs- und Mobile Payment-Unternehmen aus San Francisco. Der PayPal-Konkurrent vertreibt mehrere Software- und Hardware-Produkte und inzwischen nutzen bereits mehr als 30 Millionen Unternehmen weltweit dessen Technologie zur Vereinfachung von Kreditkarten-Zahlungen und Verkäufen. Squares Hauptgeschäft liegt im Payment-Bereich. Kunden sind überwiegend kleine Einzelhändler, Restaurants, Cafés oder Bars, die das Payment-Terminal von Square zur Abwicklung von Zahlungen nutzen. Square ist deutlich günstiger als herkömmliche Kreditkarten-Lesegeräte und Square verdient an jeder Zahlung eine Händler-Provision. Der Händler hat im Gegenzug allerdings keine oder nur geringe Investitionskosten, was die Eintrittshürden niedrig macht. Zudem können Händler so ihre Umsätze steigern, da sie ihren Kunden eine bequeme Bezahlung (auch kleinster Summen) per Visa, Mastercard, American Express oder auch Apple Pay und Google Pay anbieten können. Neben der reinen Zahlungsfunktion baut Square seine Terminals mit immer weiteren Zusatzdiensten aus. So können Kunden beispielsweise Online Shops einrichten, Analysetools zubuchen, aber auch Finanz- und Marketingdienstleistungen in Anspruch nehmen. Dieser Geschäftsbereich ist stark negativ von Corona beeinflusst worden, da viele dieser Geschäfte im Lockdown schließen mussten. Cash App Großer Wachstumstreiber ist die Cash App, die den persönlichen Geldtransfer an Freunde und Bekannte ermöglicht. Direkter Konkurrent ist hier Venmo von PayPal. Die Cash App ist in den USA eine der am meisten heruntergeladenen Apps. Inzwischen gibt es zusätzlich die Cash App Kreditkarte, die auf Grundlage einer Kooperation mit Visa angeboten wird und es den Kunden beispielsweise ermöglicht, Bargeld am Bankautomaten abzuheben. Auch die Funktionen der Cash App werden ständig ausgebaut. So können über sie inzwischen Bitcoins gehandelt und dort aufbewahrt werden, jedenfalls in den USA. Und auch als Neobroker hat sich die Cash App hervorgetan, als Robin Hood und andere Neobroker den Kauf von Aktien von GameStop, AMC und anderen gestoppt hatten. Square bedient den Megatrend bargeldloses Bezahlen und ist hier sehr erfolgreich. Der „War on Cash“ führte zu erneut starken Quartalsergebnissen. Der Umsatz legte im Geschäftsjahr 2020 um 141 Prozent auf 3,16 Milliarden US-Dollar zu. Das operative Ergebnis erreichte 804 Millionen US-Dollar, wozu die Cash App 377 Millionen US-Dollar beisteuerte. Unterm Strich wies Square ein Nettoergebnis von 294 Millionen US-Dollar aus. Die Cash App kommt jetzt inzwischen auf einen Nutzerkreis von 36 Millionen aktiven Usern. Damit ist das Square-Ökosystem in 2020 um 50 Prozent gewachsen. Auch in Bitcoin hat das Unternehmen von Jack Dorsey weiter investiert. Nach 50 Millionen US-Dollar im Herbst waren es Ende 2020 bereits 170 Millionen US-Dollar. Vision: Super App Square, PayPal und andere versuchen, sich vom reinen Zahlungsdienstleister hin zur „Super App“ zu entwickeln. Ziel ist, die Kunden möglichst lange im eigenen Ökosystem zu halten und ihnen dort möglichst viele Dienstleistungen zu bieten. Deshalb erweiterte Square sein Angebot sukzessive. Die beiden letzten Ereignisse lassen aufhorchen. So hat Square für knapp 300 Millionen US-Dollar die Musik-Streaming-Plattform Tidal von Jay-Z mehrheitlich übernommen. Die in zahlreichen Ländern verfügbare Musik-Plattform bringt Fans und Künstler durch Musik, Inhalte und Erlebnisse sowie exklusive Events zusammen, und hat Millionen Songs und Videos in seinem Katalog. Hinzu kommen originelle Video-Serien, Podcasts, kuratierte Playlists und neue, unbekannte Künstler. Was Square mit Tidal anfangen will, darüber herrscht am Markt noch Ratlosigkeit. Auf den ersten Blick erschließt sich die Übernahme nicht unbedingt. Andererseits ist Jack Dorsey auch Gründer und CEO von Twitter und über den Social-Media-Dienst wird Content verbreitet, wie Musik oder Podcasts. Dabei sollen Künstler fair bezahlt werden für ihre Arbeit, das ist eine der Stoßrichtungen der Kartell-Behörden gegen Facebook. Aus dieser Gemengelage könnte (endlich) eine gewinnträchtige Melange für Square und Twitter werden. Des Weiteren erhielt Square eine eigene Bank-Lizenz und die neue Tochter Square Financial Services nahm umgehend ihre Arbeit auf. Sie wird Square-Händlerkunden Geschäftskredite- und Einlagenprodukte anbieten. Dies leistet Square bisher auch schon, allerdings über eine Kooperation mit einer externen Bank. Square holt nun diese Dienstleistung ins eigene Haus und dürfte so seine Margen ausweiten. Square kennt die Umsätze seiner Händlerkunden genau und kann daher sofort einschätzen, ob ein Kredit aussichtsreich erscheint und welchen Zinssatz man für das immer bestehende Ausfallrisiko ansetzen kann/muss. Amazon macht mit seiner Händlerkunden das gleiche und verdient in seiner Finanz-Sparte ganz erheblich Geld. Das kann und will Square auch. Und das ist aussichtsreich, denn für kleinere Gewerbetreibende ist ein Bank-Kredit mit hohen bürokratischen Hürden verbunden und für die Banken sind solche Kleinkredite „Peanuts“ – sprich: zu vernachlässigen. Voll automatisiert und auf Basis künstlicher Intelligenz könnte sich dieser Geschäftszweig zu einer echten Cash-Cow auswachsen. Darüber hinaus ist dieser Kleinkredit-Service ein zusätzliches Verkaufsargument für das Kartenlesegerät von Square. Händler, die sich dieses Terminal an die Kasse stellen, werden automatisch zu potenziellen Kreditnehmern. Wenn sie denn wollen. Alleine diese Option zu bekommen, spricht dafür, sich das kostengünstige Square-Terminal auf den Tresen zu stellen anstelle von den Geräten der (teuren) Konkurrenz. Bewertung Die Square-Aktie ist hoch bewertet. Das Unternehmen ist zweifelsohne ein Gewinner im War on Cash und wächst immer mehr zu einer Super App heran. Die hohe Positionierung in den ARK-ETFs von Cathie Wood hat den Kurs stark hochgetrieben und nun zeigt sich der gegenteilige Effekt. An den Aussichten für das Unternehmen hat weder das eine noch das andere etwas geändert. Wenn die Läden wieder öffnen, weil die Impfanstrengungen Erfolge zeigen und das Corona-Virus zurückgedrängt wird, steigen auch die Umsätze mit Squares Zahlungsgeräten wieder deutlich an. So gesehen gehört Square auch zu den Gewinnern des Corona-Endes. Allerdings ist schon viel Zukunftsphantasie in den Kurs eingepreist, doch momentan spielt das weniger eine Rolle als der Abverkauf bei den zuvor stark gestiegenen Technologie-Werten. Square, Inc. (ISIN: US8522341036) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 20e/21e/22e | Kurs | A143D6 / SQ | 99 Mrd. USD | 495 / 861 / 279 | 213,22 USD | Mein Fazit: Cathie Wood wird als „die neue Warren Buffett“ tituliert. Sie kann atemberaubende Erfolge vorweisen, aber zaubern kann auch sie nicht. Ihre Erfolgsformel funktionierte eine Weile lang und sie kann auch künftig wieder funktionieren. Bei der momentan erfolgenden Sektor-Rotation kommen ihre ETFs mit unter die Räder. Ob sie langfristig solche Überrenditen erzielen kann wie in den letzten 6 Jahren, bleibt abzuwarten. Buffett ist seit rund 75 Jahren an der Börse aktiv und hat schon viele neue Börsen-Gurus erlebt, die für kurze Zeit bessere Ergebnisse eingefahren haben. Aber auf lange Sicht sind es nur sehr wenige. George Soros gehört dazu. Und Peter Lynch, der in den 1980er Jahren der erfolgreichste Fonds-Manager war, bevor er sich in relativ jungem Alter zur Ruhe setzte. Aber 75 Jahre? Das ist eine gewaltige und bisher unerreichte Messlatte. Eine „neue Warren Buffett“ ist Cathie Wood nicht. Aber das muss sie auch nicht, um an der Börse erfolgreich zu sein. Denn „es führen viele Wege in den Finanzhimmel“, heißt es. Und dieses Zitat stammt, wie könnte es anders sein, von „the real“ Warren Buffett.
Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig, Value Investor und Betreiber des Blogs „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“. | | Hinweispflicht nach §34b WpHG: Der/die Verfasser ist/sind in ein oder mehreren der oben genannten Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels NICHT investiert. Es können daher KEINE Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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