Liebe Frau Do, für Vize-Kanzler Olaf Scholz, der sich anschickt, Kanzlerkandidat der SPD zu werden, wird der Wirecard-Skandal zur Belastung. Es geht um Luftbuchungen in Milliardenhöhe bei einem Dax-Konzern, und die Scholz unterstehende Finanzaufsicht schaute jahrelang weg, obwohl es längst Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gab. Vor dem Finanzausschuss des Bundestags hat der Finanzminister nun Rede und Antwort stehen müssen, Birgit Marschall beschreibt seinen Auftritt. Dass auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vorgeladen war, ging fast unter. Die Pressefotos aus dem Finanzausschuss würden die beiden Kabinettskollegen sicher am liebsten tilgen. Ohne positive Bilder geht für Politiker inzwischen nichts mehr. Aber auch dabei sind nicht alle gleich, sogar dann nicht, wenn sie dasselbe tun. Jüngst ließen sich Daniel Günther und Robert Habeck gemeinsam mit Pferden fotografieren. Über den Ministerpräsidenten Schleswig-Holsteins spricht dabei niemand, aber am Grünen-Chef als Pferdeflüsterer kommt man kaum vorbei. Die Nüstern über sich, lächelnd – hach. Bei Twitter machte der ironische Hashtag #wasmitpferden die Runde. Die Risiken der fotografischen Selbstinszenierung als Mittel der Politik schildert Holger Möhle. Eine musikalische Selbstinszenierung stellt das neue Album von Taylor Swift dar. „Folklore“ heißt es und bietet einen minimalistischen Soundtrack für die Corona-Zeit, der ganz untypisch für den amerikanischen Popstar ist. Unser Kritiker Philipp Holstein spricht von „Strumpfsocken-Sofaseufzer-Schmusesound“, was als Kompliment zu verstehen ist. Dabei wollen sich viele nicht mehr seufzend aufs Sofa zurückziehen, sondern wieder reisen. Die Rückkehrer aus Corona-Risikogebieten müssen sich auf Zwangstests nach dem Urlaub einstellen. Und wer nicht geflogen ist, sondern andere Verkehrsmittel benutzt hat, muss dafür wahrscheinlich eine Praxis aufsuchen. Der Hausärzteverband Nordrhein warnt vor einem Ansturm und konstatiert „eine immens gefährliche Situation“, berichtet Maximilian Plück. Es gibt offensichtlich noch einiges zu regeln. Das gilt auch für die Schulen, denn dort wird diskutiert, ob neben den Lehrern nicht auch die Schüler getestet werden sollten, wenn es nach den Ferien wieder losgeht. In den Ferien verbringen Kinder und Jugendliche viel Zeit vor ihren Computern, allerdings häufig nicht, um zu lernen, sondern zu spielen. Dass dieses Phänomen sich in Corona-Zeiten noch verstärkt hat, zeigt eine neue Studie. Bei denen, die mindestens einmal pro Woche „zocken“, wie sie selber sagen, stieg der Zeit vor dem Bildschirm im Lockdown-Monat April um sage und schreibe 75 Prozent. Jan Dieris-Hirche weiß Rat für Eltern – mit dem Leiter der sogenannten Medienambulanz am Uniklinikum Bochum hat Julian Budjan gesprochen. Der Arzt schildert auch, woran man eine Gaming-Sucht erkennt. Ich freue mich aufrichtig, dass Sie mir bis hierhin gefolgt sind. Aber jetzt können Sie eigentlich den Blick von Ihrem Display oder Bildschirm abwenden. Ich wünsche Ihnen einen schönen Start in den neuen Tag! Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |