Atomausstieg ist weltweit die AusnahmeIn ihrer Medienmitteilung von gestern behauptet die Schweizerische Energiestiftung SES, mit Ausnahme von China finde weltweit eine Abkehr von der Kernenergie statt. Diese Behauptung der Anti-Atom-Organisation ist irreführend. Die Fakten wie auch die Szenarien der internationalen Organisationen im Energiebereich sagen das Gegenteil. Unter dem hochtrabenden Titel «World Nuclear Industry Status Report 2016» verbreiten der deutsche Atomgegner Mycle Schneider und die Schweizerische Energiestiftung irreführende Informationen über die weltweite Entwicklung der Kernenergie. Sie kommen im Hinblick auf die anstehende Abstimmung über die Atomausstiegsinitiative zum Schluss, dass sich die Schweiz mit dem Atomausstieg «im Trend» befinde. Fakt ist: Im Referenzszenario im soeben publizierten «World Energy Outlook 2016» der Internationalen Energieagentur (IEA) der OECD steigt die weltweite Stromproduktion aus Kernenergie bis 2040 auf fast das Doppelte an. Im Szenario zum Erreichen der Ziele der Klimakonferenz von Paris ist der Zuwachs der Nuklearstromproduktion noch weit grösser. Im Oktober 2016 hat der Weltenergierat (World Energy Council, WEC) seine in Zusammenarbeit mit dem zum ETH-Bereich gehörenden Paul Scherrer Institut aktualisierten Szenarien bis 2060 veröffentlicht. In allen Szenarien wird, zusammen mit den neuen erneuerbaren Energien, auch die Stromproduktion aus Kernenergie ausgebaut – im marktgetriebenen Szenario um das Eineinhalbfache, im umweltfreundlichsten Szenario gar um fast das Dreifache gegenüber heute. Nach dem schweren Unfall in Fukushima haben fast alle Länder mit Kernenergie beschlossen, weiterhin auf diese umweltschonende Technologie zu setzen. Ausstiegsländer sind Belgien, Deutschland, die Schweiz, allenfalls Spanien und seit Kurzem Taiwan. Umgekehrt steigen die Vereinigten Arabischen Emirate und Weissrussland neu in die Kernenergie ein. In den beiden Ländern stehen derzeit insgesamt sechs moderne Kernkraftwerke im Bau. Derzeit befinden sich weltweit 60 Kernkraftwerke im Bau. Seit Anfang 2015 haben 17 Kernkraftwerke den kommerziellen Betrieb aufgenommen und 11 neue Bauprojekte wurden gestartet. In den USA stehen derzeit vier Kernkraftwerke modernster Bauart im Bau. Ebenso hat Grossbritannien beschlossen, seinen alternden Kernkraftwerkspark mit Anlagen modernster Bauart zu ersetzen. China, Indien und Russland verfolgen ehrgeizige Ausbaupläne. Auch in Ländern wie Argentinien, Finnland, Frankreich, Pakistan, Polen, Rumänien, der Slowakei, Südafrika, Südkorea, der Türkei oder Ungarn wird die Kernenergienutzung vorangetrieben. International wird die Kerntechnik derzeit intensiv weiterentwickelt. In China stehen bereits zwei kleine sogenannte Hochtemperatur-Kugelhaufen-Reaktoren im Bau. Diese ursprünglich aus Deutschland stammende innovative Bauart hat wegen ihrer Sicherheitseigenschaften – eine Kernschmelze ist dort aus physikalischen Gründen nicht möglich – ein enormes Zukunftspotenzial. Fazit: Der Atomausstieg ist kein weltweiter Trend. Alle Indikatoren zeigen, dass die Kernenergie wegen ihrer geringen Umweltbelastung eine Zukunftstechnologie ist. Kontakt: Michael Schorer, Leiter Kommunikation Nuklearforum Schweiz, Postfach 1021, 3000 Bern 14 Tel.: 031 560 36 50 E-Mail: michael.schorer@nuklearforum.ch |
Das Nuklearforum Schweiz ist ein Verein zur Förderung der sachgerechten Information über die zivile Nutzung der Kerntechnik. Seit mehr als 50 Jahren unterstützt das Forum als wissenschaftlich-technische Fachorganisation die Meinungsbildungsprozesse im Bereich der Kernenergie sowie die Anwendung nuklearer Techniken in Medizin, Industrie und Forschung. |