11. November 2016

Liebe Frau Do,
in den USA vergleichen viele Historiker den sensationellen Wahlerfolg Donald Trumps mit dem von Ronald Reagan 1980. Der Sportreporter und Schauspieler aus Kalifornien, der im Wahlkampf mit flotten Sprüchen überraschte, zog ebenfalls als krasser Außenseiter ins Weiße Haus ein. In der Wirtschaftspolitik scheint Trump Reagan nacheifern zu wollen. Massive Steuersenkungen und Infrastrukturprogramme sollen die Wirtschaft ankurbeln. Auf Pump. Was die Reagan-Anhänger bis heute als konsequente Liberalisierung und Ertüchtigung der Wirtschaft feiern, riss tiefe Löcher in die Kassen. Birgit Marschall und Antje Höning vergleichen Trumps und Reagans Vorstellungen.
Warum haben sie Trump gewählt, diese knapp 60 Millionen US-Amerikaner? Mein Kollege Reinhard Kowalewsky hat einfach mal einen Trump-Wähler gefragt. Einen Gastronomen aus Essen. Und unser Berliner Korrespondent Jan Drebes hat sich in der Tiefe Ohios in der Nachbarschaft seiner früheren Gastfamilie umgehört.
In der Berliner Republik ist derweil große Hektik unter den sonst so besonnenen Außenpolitikern ausgebrochen. „Kennt jemand einen im Trump-Team?“, fragen sich besorgte Beamte im Auswärtigen Amt und in der Bundesregierung. Union und SPD suchen nun intensiv nach Kontakten zu potenziellen Beratern des künftigen Präsidenten. Nächste Woche fliegt der USA-Beauftragte Jürgen Hardt (CDU) nach New York, um sich bei einem Sicherheitskongress in Halifax mit Gesprächspartnern der Republikaner zu treffen, wie mein Kollege Gregor Mayntz erfahren hat. Dort wird Hardt wohl auch auf Rudy Giuliani treffen, den früheren New Yorker Bürgermeister, der zu den engsten Vertrauten Trumps zählt.
Herzlichst,
Ihr