Die Olympia-Spezialausgabe am Montag, 29. Juli
| Was jetzt? | Die Olympia-Spezialausgabe am Montag, 29. Juli | |
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von Oliver Fritsch Sportredakteur, ZEIT ONLINE |
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Guten Morgen, die pompöse und einmalige Eröffnungsfeier von Paris wirkt nach. Dass eine Dragqueen und Transgender-Models das Letzte Abendmahl parodiert haben könnten, hat nicht nur Boris Becker und die Deutsche Bischofskonferenz verstört. Ekelhaft nannte das Dmitrij Peskow, der Sprecher Wladimir Putins. Wie Russlands Verbände sich bei den Spielen zum Opfer eines westlichen Boykotts stilisieren (und dass viele russische Sportler trotzdem gerne gefahren wären), erfahren Sie von meinem Kollegen Maxim Kireev. |
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Worüber reden heute alle? |
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Am Sonntagabend wurde Angelina Köhler, die deutsche Schwimmweltmeisterin, Vierte über 100 Meter Schmetterling. “Der Vierte ist immer der erste Verlierer, es ist immer ein bisschen scheiße“, sagte sie nach dem Finale im ZDF. „Ich hoffe, meine Trainer können mich gleich aufmuntern.“ Vielleicht gibt es noch eine nachträgliche Chance, denn Bronze gewann die Chinesin Zhang Yufei, eine der 23, und das allerletzte Wort ist im Trimetazidin-Fall noch nicht gesprochen. Vielleicht kommt es doch noch zu Sperren. Die deutschen Medaillenhoffnungen ruhen jetzt auf Hajo Seppelt. |
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Im Fußball sind sie geschrumpft. In der Vorrunde trafen am Sonntag USA und Deutschland, die beiden Olympiasiegerinnen von 2012 und 2016, aufeinander. Die Elf von Horst Hrubesch ging 1:4 unter, selbst das Viertelfinale ist nun in Gefahr. Die Männer sind gar nicht dabei. |
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| Angelina Köhler steigt aus den Wassern. © picture alliance/dpa | Jan Woitas |
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Jagger Eaton und Yuto Horigome. Das sind zwei der Favoriten im Skateboard der Männer. Der Amerikaner scheint besser in Form, der Japaner ist Titelverteidiger – und hat mehr Follower auf Instagram (zwei Millionen vs. 420.000). In dem Wettbewerb zeigen die Athleten in drei 45-Sekunden-Läufen coole Flip Tricks oder bis zu dreieinhalbfache Drehungen in der Luft. Skateboard ist eine Subkultur, die in die Phase der Etablierung eingetreten ist. Manche aus der Szene sehen das kritisch, doch die Sache kommt bei den Zuschauerinnen an, wie man im Finale der Frauen (eher: Mädchen) am Place de la Concorde am Sonntag spüren konnte. |
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| Die südafrikanische Skaterin Boipelo Awuah am Place de la Concorde © picture alliance/dpa/AP | Frank Franklin |
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Was machen die Deutschen? |
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Aufsatteln. Chipmunk (zu deutsch: Streifenhörnchen) ist 16 Jahre alt und ein Hannoveraner Wallach, diese Warmblüter eignen sich für alle Formen des Reitsports. An diesem Montag ab 13.30 Uhr (erster Umlauf) und 15 Uhr (zweiter Umlauf) kann er in der Vielseitigkeit eine Medaille holen. Nach der Dressur und dem Geländeritt am Sonntag liegt Chipmunk vor dem dritten und letzten Teil, dem Springreiten, in der Einzelwertung vorne. Auf ihm sitzt Michael Jung aus Horb-Altheim im Schwarzwald, bekannt für die Wallfahrtskirche Mariä Geburt und das Bockbierfest. Der Reitmeister stand bereits 2012 (Einzel und Mannschaft) und 2016 (Einzel) auf dem Treppchen ganz oben und strebt sein viertes Olympiagold an. In der Teamwertung hat Deutschland nach dem Sturz von Christoph Wahler beim Geländeritt im Schlosspark Versailles keine Chance mehr. |
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Im Judo in der Leichtgewichtsklasse will Pauline Starke, Bronzemedaillengewinnerin der EM 2019, die 20-jährige Niederländerin Julie Beurskens aushebeln. Um 13 Uhr werden die Basketballweltmeister von Belgien herausgefordert. Die Hockeyspielerinnen messen sich im Topduell mit den Niederländerinnen (19.45 Uhr), die gewannen drei der vier vergangenen olympischen Turniere. Abends greifen die Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Louisa Lippmann ein. Und Lukas Märtens, der Goldjunge aus Magdeburg, will auf 200 Meter Freistil (20.40 Uhr) noch eine Medaille holen. |
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| Chipmunk mit Reiter in Versailles. © picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd |
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Die verschwundene Sportart |
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Das Taubenschießen, also das auf echte. Bei den Spielen 1900 in Paris zielte man auf lebendige Vögel. Gold gewannen in den zwei Wettbewerben der Australier Donald Mackintosh und der Belgier Léon de Lund, die jeweils 21 Vögel vom Himmel holten. Die Biester können mit ihrem Gegurre zwar wirklich nerven, aber das Ganze war Veranstaltern und Zuschauern zu blutig. Das IOC schaffte die Tierquälerei ab und ersetzte die fliegenden Ziele für Schützen später durch Exemplare aus Ton. Die Disziplinen heißen Skeet und Trap. |
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In Preußen wurde der Sport bereits 1876 verboten, weil „die den Tauben zu Theil werdende Behandlung sich als eine offenbare Mißhandlung derselben charakterisirt“. Monaco zog 1960 nach, nachdem eine halbtote Taube der angewiderten Grace Kelly vor die Füße fiel. Beliebt ist das Lebendtaubenschießen heute noch in Teilen Spaniens und Pennsylvania. |
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Das IOC-Mitglied des Tages |
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Issa Hayatou, 77, aus Kamerun. Der Sohn eines Sultans ist seit Jahrzehnten ein mächtiger Mann der internationalen Sportpolitik. Nach Sepp Blatters Ausscheiden 2015 war Hayatou etwa ein halbes Jahr Interimspräsident der Fifa. Er geriet einst in die Schlagzeilen, als er auf einer Fifa-Pressekonferenz einschlief. Die Liste seiner Verwerfungen ist lang. Für den illegalen Verkauf von TV-Rechten wurde er 2018 zu einer Geldstrafe von 25 Millionen Dollar verurteilt. Sein Name tauchte auch auf der Geldempfängerliste der Schweizer Skandalfirma ISL auf und er soll 1,5 Millionen Dollar von Katar erhalten haben, damit die Fußball-WM in der Wüste landet. Beim IOC ist er seit 2001 Mitglied, seit 2017 Ehrenmitglied. |
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"Er ist immer hochmotiviert. Den muss man nicht motivieren. Manchmal ist er ein bisschen übermotiviert, weil er so viel Energie hat und sehr gehfreudig ist. Da muss man ihn bremsen. Aber ist immer super aufgelegt, immer gut drauf. Er ist wirklich ein Traumpartner." | | |
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"Er mag es, verwöhnt zu werden, seine Äpfel und Karotten zu fressen." | | |
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(Michael Jung über Chipmunk) |
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"Nicht die bessere Mannschaft hat gewonnen." | | |
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(Giulia Gwinn, deutsche Torschützin, nach dem 1:4 gegen die USA) |
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| Der Geländeritt im Schlosspark von Versailles. © Sebastian Wells für ZEIT ONLINE. |
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Wo werden heute Medaillen vergeben? |
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In neun Sportarten und 19 Wettbewerben. Und zwar: |
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Schwimmen 11.00 Uhr: Wasserspringen – Synchronspringen 10 m, Männer 20.30 Uhr: 400 m Lagen, Frauen, Finale 20.40 Uhr: 200 m Freistil, Männer, Finale 21.19 Uhr: 100 m Rücken, Männer, Finale 21.25 Uhr: 100 m Brust, Frauen, Finale 21.41 Uhr: 200 m Freistil, Frauen, Finale |
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Radsport/Mountainbike 14.10 Uhr: Cross-Country, Männer |
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Kanu/Slalom 17.20 Uhr: Canadier-Einer, Männer, Finale |
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Pferdesport/Vielseitigkeit 11.00 Uhr: Mannschaft, Springen 15.00 Uhr: Einzel, Springen |
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Fechten 21.45 Uhr: Säbel Einzel, Frauen, Finale 22.10 Uhr: Florett Einzel, Männer, Finale |
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Schießen 09.30 Uhr: Luftgewehr 10 m, Frauen, Finale 12.00 Uhr: Luftgewehr 10 m, Männer, Finale, Turnen 17.30 Uhr: Mannschaft, Männer, Finale |
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Judo 17.38 Uhr: -73 kg, Männer, Finale / -57 kg, Frauen, Finale |
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Bogenschießen 17.11 Uhr: Olympischer Bogen, Mannschaft, Männer, Finale |
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Skateboard 17.00 Uhr: Street, Männer, Finale |
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Das war die heutige Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zu den Olympischen Spielen 2024. Über das 1:1 des FC Bayern im Testspiel gegen den Regionalligisten 1. FC Düren haben Sie hier nichts erfahren. |
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