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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Montag, 25.10.2021 | Frische Herbstböen bei 13°C und zehn Sonnenstunden. | ||
+ Bundesverkehrsministerium verschaukelt BER-Passagiere + Dennis Buchner: Ein „Ultra“ wird Parlamentspräsident + Buschkowsky nennt Giffey „Schummeljule“ – und schummelt selbst + |
von Lorenz Maroldt |
Guten Morgen, die Ferien sind zu Ende, wir blicken auf unseren Lieblingsflughafen – und haben gleich die Meldung des Tages: „Rückreiseverkehr am BER läuft reibungslos“. Na bitte, warum nicht gleich so. | |||||
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Einen spannenden Sonntag verbrachte der designierte Abgeordnetenhauspräsident Dennis Buchner – als Fan des 1. FC Köln feierte der sportpolitische Sprecher der SPD-Fraktion nach einem 0:2-Rückstand gegen Leverkusen noch zwei Modeste-Tore zum Ausgleich. Wie eine feinsinnige Gegneranalyse aus der Südkurve kommt auch rüber, was Buchner über die politische Konkurrenz, über Medien, über „Rechte“ inklusive der CDU und Sonstige denkt, sagt und schreibt, deren Meinung er nicht teilt – hier eine kleine Auswahl: Wir treffen da auf „Idioten“, „Lügner“, „Kasperle“, „Arschlöcher“, „It-Boys von Blöd-TV“, „Gehirnamputierte“, „Phrasendrescher“, „Hetzer“, „Orks“ sowie „unfähige“, „widerliche“ Leute mit „totalem Sockenschuss“, die nichts andere im Sinn haben, als dass die SPD „auf die Fresse bekommt“. Was den früheren SPD-Landesgeschäftsführer völlig fertig macht: dass „teilweise in derselben Zeitung zwei unterschiedliche Kommentare erscheinen“. Tja, wer kennt das nicht? Diese blöde Meinungsvielfalt kann einen wirklich zutiefst irritieren. Für die Abteilung Attacke ist Buchner also bestens geeignet, bei den Ultras wäre er der Mann mit dem Megafon. Aber im Parlament als Moderator am Mikrofon? Ein Heimspiel wird das nicht. | |||||
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Kommen wir zu einem weiteren Berliner, der vom diplomatischen Dienst so weit entfernt ist wie ein Pfannkuchen von vier Mützen im Gault Millau – es geht, Sie ahnen es sicher schon, um Heinz Buschkowsky. In seinem Radiokommentar beim Berliner Rundfunk („Klein, rund, bissig!“) nannte der frühere Neuköllner Bezirksbürgermeister seine Nachfolgerin Franziska Giffey jetzt eine „Schummeljule“ und attestierte ihr „Aufstiegsgeilheit.“ Puh… Muss sich die künftige Senatschefin das gefallen lassen? „Das muss sie sich gefallen lassen“, meint Bum Bum Buschi, „sie hat da ja eine gewisse Tradition: Vortäuschen von Sachverhalten, die dann durch die Tatsachen nicht bestätigt werden.“ Beim Vortäuschen von Sachverhalten kennt sich Buschkowsky allerdings auch selbst bestens aus. Als sein Buch „Neukölln ist überall“ zum Bestseller wurde und ihm hunderttausende Euro einbrachte, betonte der damalige Rathauschef, er habe das 400-Seiten-Werk allein und als Privatmann verfasst – niemanden habe er dafür zu dienstlicher Tätigkeiten veranlasst. Aber das war der Wahrheit so nah wie die Sonnenallee der Fifth Avenue (durchschnittliche monatliche Miete pro Quadratmeter: 2531 Euro). Tatsächlich zog der damalige Bürgermeister mindestens vier seiner Bediensteten für inhaltliche Zulieferdienste heran – sie sollten u.a. „Highlights“ für das Privatprojekt des Chefs sammeln. Weitere Mitarbeiter wurden aufgefordert, Recherchen zu übernehmen, andere sollten „Material“ liefern. Große Teile des Bestsellers wurden damals in Büros des Bezirksamts geschrieben – oder sollten wir lieber sagen: kopiert? Tatsächlich finden sich in Buschkowskys Buch immer wieder Stellen, die wortgleich und Punkt für Punkt auch in Neuköllner Amtsunterlagen dokumentiert sind – identisch bis hin zu den Anführungsstrichen. Doch an solche „Details“ (Buschkowsky) wie dienstliche Zuarbeiter, in Anspruch genommene Arbeitszeiten oder übernommene Stellen konnte sich der Rathauschef schon kurz nach der Veröffentlichung nicht mehr erinnern. So bleibt auch hier weiter offen, ob folgende Erkenntnis aus dem Buch Amtswissen ist oder ob sowas auf Buschkowsky eigenem Mist wächst: „Afrikanische Männer sitzen zu Hause, sehen fern, spielen, telefonieren und trinken. Afrikaner lassen sich noch schwerer in die Karten schauen als die anderen Ethnien.“ Frage an Berlinkenner: Was machen deutsche Männer und Frauen, wenn sie nicht gerade zu Hause sitzen, fernsehen, spielen, telefonieren oder trinken? Richtig: Sie schreiben Bücher ab. | |||||
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In unserer Reihe „Ex-Bürgermeister wissen es besser“ ist nach Heinz Buschkowsky und Klaus Wowereit („Berlin ist schlechter aufgestellt als jede Kreissparkasse“) heute auch noch Eberhard Diepgen dran – der CDU-Ehrenvorsitzende sagt: „SPD, Grüne und Linke haben sich für eine optische Gleichschaltung Berlins entschieden.“ Das ist, streng historisch betrachtet, von der Wortwahl her sowohl gewagt als auch falsch, denn SPD, Grüne und Linke haben sich ganz freiwillig dazu entschieden, auf Bezirkseben lieber mit der Tierschutzpartei als mit der CDU Zählgemeinschaften zur Rathausführung zu bilden. Es könnte also sein, dass die CDU trotz relativer Mehrheit in einigen Bezirken keinen einzigen Bürgermeisterposten mehr erhält (Steglitz-Zehlendorf, Marzahn-Hellersdorf, Reinickendorf). Damit hätte dann auch der Phantomprofessor Michael Wegner (designierter Balzer-Nachfolger) genug Zeit, um in Rumänien nach seinem verschollenen Titel zu forschen (auch von seiner Website ist er stiekum verschwunden) – an der Uni in Pitești kann sich jedenfalls niemand an ihn erinnern. Checkpoint-Analyse: Seine akademische Karriere kann Wegner abschreiben. | |||||
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