| Guten Morgen, für die ITB hatte der Checkpoint mit der Flughafengesellschaft ein ziemlich abgehobenes Live-Interview auf dem Messegelände vereinbart: Erst sollten wir Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup ein paar Fragen stellen – und dann er uns. Seit seiner Gründung berichtet der Checkpoint täglich vom BER. Zweimal konnten wir uns mit einer größeren Gruppe von Leserinnen und Lesern im Flughafen umschauen, die Eröffnungstermine kamen und gingen, die Flughafenchefs auch. Der „BER Count Up“, mit dem wir die Tage seit der Nichteröffnung im Jahr 2012 zählen, ist legendär – aber bald könnte es sich ausgezählt haben: Der 31. Oktober ist gesetzt, diesmal scheint es zu klappen. Und was dann? Darüber wollten wir sprechen. Nach der ITB-Absage haben wir uns gesagt: Davon lässt sich weder der Checkpoint, noch der Flughafenchef stoppen – wir machen das trotzdem! Kurz und knackig, virenfrei und Corona-resistent im Ping-Pong per Mail. Gestern war es soweit, die letzten Antworten kamen am späten Abend vom Küchentisch aus – und hier ist das Ergebnis. Es beginnt mit den Fragen des Checkpoints (CP) an den Flughafenchef (ELD): CP: „Sie glauben an die Eröffnung des BER wie der Papst an die Wiederauferstehung – konnten Sie Ihre Jünger in der FBB denn inzwischen auch alle überzeugen?“ ELD: „Um das Glauben geht es doch gar nicht! Es geht um das strukturierte Fertigwerden. Und das machen wir. Gemeinsam, konzentriert und mit den erwarteten Fortschritten. Dass der Glaube an den BER noch vor der Eröffnung alle erfasst, wäre nach den vielen bitteren Jahren etwas zu viel verlangt. Aber wenn ich in die Augen meiner Leute schaue, sehe ich jeden Tag mehr Vertrauen in das Gelingen.“ CP: „Haben Sie denn alle Komparsen für den Probetrieb zusammen?“ ELD: „Wir haben bewusst bis zur ITB noch ein paar Tausend Plätze für vier Probesamstage im Spätsommer und im Frühherbst zurückgehalten. Jetzt planen wir die Vergabe für die kommenden Wochen. Das könnte für den Teil der Checkpoint-Leser interessant sein, die nicht immer nur über den BER lesen wollen. Selbst anschauen ist doch etwas ganz Anderes!“ CP: „Welcher Flug wird denn der erste sein, der vom BER aus startet?“ ELD: „Höchstwahrscheinlich wird es eine Easyjet-Maschine sein, die am 1. November gegen 6.00 Uhr morgens startet. Am Tag der Eröffnung wird ab Nachmittag am BER gelandet. Dann kommen neben einigen Langstreckenflugzeugen über 30 Easyjet-Maschinen rein.“ CP: „Welche Jobs sind in der FBB zur Eröffnung des BER dringend zu besetzen?“ ELD: „Praktisch alle unsere Dienstleister und Partner, die jetzt in Tegel sind, suchen für den BER noch zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zum Beispiel für den Verkauf, bei der Sicherheit, beim Check-in oder dem Gepäckservice. Wer schon immer am Flughafen arbeiten wollte, hat jetzt die große Chance. Rechtzeitiges Bewerben sichert die besten Arbeitsplätze.“ Und jetzt die Fragen des Flughafenchefs an den Checkpoint: ELD: „Wie würde aus Ihrer Sicht die ideale BER-Eröffnung aussehen?“ CP: „Aus Sicht des Checkpoints? Ungefähr so: Der Flughafenchef stolpert bei der Generalprobe über ein liegen gebliebenes Kabel und schießt im Fallen mit dem Korken einer Flasche Dom Perignon eine schlampig festgeschraubte Säule im Terminal um. Unterm schwankenden Dach reißt eine Deckenplatte aus ihren brüchigen Dübeln und platscht in die kofferberghohe Festtagstorte. Während sich der Prüfingenieur aus dem Landkreis Dahme-Spreewald die Sahne aus den Augen reibt, rennt ein Bieber panisch durch den Security-Check und löst einen Großalarm aus. Der Schönefelder Schützenverein marschiert auf. Die Sprinkleranlage versprüht Kölnisch Wasser, aus den Lausprechern erklingt „Help!“ von den Beatles, auf den Bildschirmen erscheint ein Video der Eröffnungs-Absage-PK von 2012, Klaus Wowereit spricht: „Der BER ist und bleibt eine Erfolgsgeschichte.“ Ein Wildpferd aus dem Stall der Flughafengesellschaft galoppiert über die Startbahn und versucht abzuheben, der Flughafenpfarrer murmelt betend ein „Hosianna“ und rezitiert die alttestamentarische BER-Genesis, Buch Hartmut Mehdorn: „Wir werden fertiger und fertiger.“ Aus der Brandschutzanlage erklingt ein rasselndes Husten, rosaroter Qualm steigt auf und vernebelt die Einflugschneise. In der Checkpoint-Redaktion springt Punkt Mitternacht der ‚BER Count Up‘ um: 3073 Tage seit Nichteröffnung… … aber als ein paar Stunden später die Sonne aufgeht, erwacht der modernste Flughafen Europas wie Schneewittchen aus dem Koma, wachgeküsst vom Geburtstagskind. Als wäre in der Nacht Harry Potter mit seinem Zauberstab eingeflogen, ist alles an seinem Platz. Sogar der Getränkeautomat funktioniert. Die Belegschaft singt dem Flughafenchef zum 64. ein Ständchen, angestoßen wird mit einem halbvollen Glas Mineralwasser Medium. Am Horizont schimmert es wie bei einer Fata Morgana. Ein leichtes Brummen weicht einem Dröhnen, langsam schälen sich die Konturen eines Flugzeugs heraus. Ungläubiges Staunen. Sanft setzt es auf. Dankbarer Beifall erklingt.“ ELD: „Was wird der Checkpoint am meisten vermissen, wenn der BER auf ist und Tegel zu?“ CP: „Tegel (und dort besonders die so genannten „Bodendienstleister“ – bis mindestens zum 31.10.2020 ein Quell unfassbarer Geschichten).“ ELD: „Der Checkpoint ist mit der engen Begleitung des BER groß geworden. Gibt es schon Überlegungen, welchem Projekt sich der Checkpoint nach der Eröffnung des BER mit so viel Häme widmen will?“ CP: „Nachdem der Checkpoint engagiert und nachhaltig mit konstruktiver Kritik geholfenhat, den BER zu eröffnen, wendet er sich der Fertigstellung des Kölner Doms und der Sagrada Família sowie der Wiederaufrichtung des schiefen Turms von Pisa zu.“ ELD: „Wie lange wird man den Tagesspiegel als Zeitung (Print) am BER noch kaufen können?“ CP: „So lange, wie der BER einen Betreiber für den Kiosk findet – also mindestens bis zum Weltuntergang.“ Soweit das – wir wissen also jetzt seit heute früh, wann der erste Flieger vom BER abhebt (einen Tag nach der Eröffnung, am 1. November, 6:00 Uhr) und dass es eine easyJet-Maschine sein wird. Außerdem haben wir haben soeben im Interview erfahren, dass es doch noch Plätze für den Testbetrieb gibt. Und das Beste: Der Flughafenchef hat ein paar davon für den Checkpoint zurückgelegt! Da werfen wir doch bald mal die Lostrommel an – und Sie können dabei sein, wenn Sie unsere BER-Aufgabe knacken (ist gar nicht so schwer, nächste Woche dazu mehr). | |