und, wie oft hat man Ihnen heute schon Unwahrheiten angedichtet? Zum Beispiel, dass Sie ein Querdenker seien oder dass es bei Ihnen nicht einmal für ein Praktikum im Auswärtigen Amt reichen würde? Böswillige Unterstellungen sind in der Politik immer unschön, aber längst geübte Praxis. Hanebüchene Rassismusvorwürfe werden heute aber so inflationär erhoben, dass man damit kaum mehr einen Blumentopf gewinnt. Auch in Berlin nicht, wo sich der designierte Regierende Bürgermeister Kai Wegner mit derlei Unterstellungen auseinandersetzen muss. Für meinen Kollegen Ben Krischke ist das nur ein Beispiel dafür, wie man mit Etiketten schwindelt und verschleiert. Aber es brodelt ja ohnehin in der Hauptstadt. Vor allem unter der Decke der angedachten Großen Koalition. Keine Experimente, mehr Sicherheit und eine Stadt mit sozialem Antlitz: So soll er aussehen, der politische Kurs von Schwarz-Rot in Berlin. Dass Franziska Giffey dafür ein bürgerliches Bündnis geschmiedet hat, werden ihr ihre Gegner in der Berliner SPD nicht verzeihen, meint unser Autor Moritz Eichhorn, der fest davon überzeugt ist, dass die Linke in der SPD mit Giffey noch abrechnen wird. Apropos abrechnen: Dieser Tage scheint der Mittelstand einen Schlussstrich unter die Rechnung mit der Ampel-Regierung zu ziehen. Das zeigt etwa der Verkauf der Klimasparte inklusive Wärmepumpengeschäft von Viessmann an die Carrier Global. Denn die deutsche Heizungspolitik ist vor allem ein Segen für Amerika und Asien. Der deutsche Mittelstand wirft das Handtuch, und der Ampelkoalition scheint das egal zu sein. Eine Einschätzung von Thomas Mayer. Wir gehen nach China. Im Reich der Mitte nämlich hat sich das Bild, das dort die Menschen von Deutschland und Europa haben, in den letzten Jahren drastisch verändert. Einst als starker Wirtschaftspartner und kultureller Sehnsuchtsort geschätzt, gilt der Kontinent heute als orientierungslos und krisengebeutelt. Cicero-Autor Dominik Pietzcker hilft uns in einem lesenswerten Artikel dabei, die Welt und uns selbst mit anderen Augen zu sehen. Derart gut geschult in konstruktivistischer Weltbetrachtung können wir nun in das letzte Stück des Tages gehen: Ein Streitgespräch zwischen zwei Diplomaten zu der Frage, wie sich der Westen im Ukraine-Krieg verhalten sollte. Während Rüdiger Lüdeking in seiner Einschätzung den Einsatz von Atomwaffen nicht für ausgeschlossen hält, hält Ernst-Jörg von Studnitz die Drohung mit Nuklearwaffen für eine politische Maßnahme. Und das ist nicht das einzige Thema, das von den beiden Ex-Botschaftern unterschiedlich bewertet wird. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |