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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Montag, 22.11.2021 | Fünf Sonnenstunden bei frischen 6°C. | ||
+ Eine neue Studie blickt tief in die Seele Berlins + Der 1. FC Union gewinnt verdient gegen die Alte Dame + Der Staatsschutz ermittelt wegen des Angriffs auf ein Abgeordnetenbüro der Grünen + |
von Robert Ide |
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Die wichtigsten Themen für Berlins Zukunft sind aus Sicht der Berlinerinnen und Berliner (die Befragten konnten zwei Themen nennen) die altbekannt ungelösten: bezahlbare Wohnungen (44 Prozent), ein sicherer Verkehr (30), gute Bildung (18), soziale Gerechtigkeit (17) und mehr Umweltschutz (16). Für die Problemthemen selbst haben die Menschen klare Prioritäten: + Wie kommt Berlin zu mehr Wohnungen? 38 Prozent würden in die Höhe bauen, 37 Prozent in den Außenbezirken, auf Grünflächen nur 10 Prozent, auf Kleingartenanlagen 4 Prozent. Berlins Traufhöhe ist in den Köpfen längst gefallen. + Mit welchem Verkehrsmittel sind die Menschen überwiegend unterwegs? 38 Prozent und damit eine klare Mehrheit mit dem öffentlichen Nahverkehr, 31 Prozent mit dem Auto, 16 Prozent mit dem Fahrrad (in der Innenstadt beträgt das Verhältnis von Auto und Rad 27 zu 20 Prozent). Für die Verkehrspolitik der alt-neuen Koalition heißt das: Sie muss sich vor allem um Bus und Bahn kümmern. + Wann bekommt Berlin bessere Bildung? 50 Prozent finden Berlins Schulen nicht gut gerüstet, 61 Prozent bemängeln zu wenige Kita-Plätze. Die Pandemie hat das Desaster aufgezeigt, das die 25 Jahre von der SPD geführte Bildungsverwaltung hinterlässt – wir hören dazu eine Elternstimme aus den Fokusgesprächen: „Die Schulen sind eine Katastrophe während Corona. Wenn man einen Lehrer hat, der vor der Rente steht, ist man aufgeschmissen. Wir haben jede Woche Arbeitsblätter bekommen und ich musste bis zu sechs Stunden mit den Kindern am Tag daran sitzen.“ | |||||
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Damit sind wir doch noch bei der schlechten Laune, die Berlin zur Selbsterfüllung seiner Klischees braucht: Die Pandemie drückt wellenartig auf die Stimmung. 40 Prozent der Befragten finden, dass sich der Zusammenhalt in der Corona-Krise verschlechtert hat, nur 15 Prozent sehen ihn verbessert. Viele Menschen beklagen zunehmenden Egoismus und eine Ellbogengesellschaft. Andererseits begrüßen die meisten den erzwungenen Anschub für die Digitalisierung und eine gewisse Entschleunigung. Im Homeoffice arbeiten (zumindest teilweise) schon 58 Prozent der Erwerbstätigen, bei Befragten mit höherer Bildung und hohem Einkommen sind es sogar drei Viertel. Berlin will nicht mehr so gehetzt von sich selbst sein. Und vielleicht gehen wir diesen Tag mal so an. | |||||
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Am Ende des Tages wird heute die Studie vorgestellt, in der Friedrich-Ebert-Stiftung diskutieren wir ab 18 Uhr mit Meinungsforscherin und Studienautorin Jana Faus, die schon das SPD-Waldebakel 2017 aufgearbeitet hatte, mit Stadtaktivistin Nadja Berseck sowie dem Ganz-Gerne-Weiter-Innensenator Andreas Geisel (SPD) über die Zukunftspläne für Berlin. Sie können die Live-Debatte online verfolgen und Fragen stellen – und zwar hier. Im großen Saal in der Hiroshimastraße 17 sind mit Masken und viel Abstand nur 40 Zuhörerinnen und Zuhörer zugelassen – natürlich nur Genesene und Geimpfte, die zusätzlich gerne getestet sind. Drei Mal zwei Plätze sind noch für den Checkpoint reserviert, also für Sie – schreiben Sie einfach an checkpoint@tagesspiegel.de. Ansonsten sehen wir uns virtuell. Mit Berlins neuem 2G: gut gelaunt. | |||||
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Von Appellen geht kein Virus weg, es diktiert uns die Fakten: Im Corona-Hotspot Sachsen dürfen nun Krematorien auch sonntags arbeiten, Berlins Kliniken verschieben alle planbaren Operationen (Details hier). Die Politik ist vom Bloß-keine-Panik-Modus des Sommers in den mittlerweile traditionellen Panik-Modus des Spätherbstes gewechselt, wieder viel zu spät. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der seit Juli gewarnt war (Video hier), aber das Gesundheitssystem planlos in die vierte Welle führte und jetzt mit schlecht kommunizierter Impfstoff-Rationierung die nächste allgemeine Verunsicherung verantwortet, soll womöglich von einem FDP-Politiker abgelöst werden. Das zumindest zeigen Kabinettslisten der bisher schwach leuchtenden Ampel, die laut Insidern gute Hinweise auf die künftige Ressortverteilung geben (Details hier). Auch die SPD soll noch im Rennen für den wichtigen Posten zur Pandemiebekämpfung sein. Ob mit oder ohne Ministerium: Die FDP wird in der neuen Regierung beweisen müssen, dass sie mehr darstellt als eine politische Lobbygruppe vieler Apotheker und Ärzte, welche sich schon jetzt die Ausstellung von Impfzertifikaten und die Impfungen über Gebühr vom Staat bezahlen lassen, dieses aber trotz der Not kaum am Wochenende anbieten. Und dass die FDP unter der vor sich hergetragenen Eigenverantwortung – schon jetzt die Floskel des Jahres – nicht bloß Eigensinn ohne Verantwortung versteht, die mit der Egomanie von Wenigen die Freiheit der Vielen einschränkt. | |||||
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Im kleinpolitischen Berlin geht der rot-rot-grüne „Neustart“ (Franziska Giffey) unüberraschend tranig voran. Während der Noch-Regierende Michael Müller kurz nach Dubai ausgeflogen ist, warum auch immer, wünschen sich die zusammengerauften Partner, dass der Bund doch bitteschön Berlin die S-Bahn verkaufen möge. Warum eigentlich? Weil die Ausschreibungen der Bahnnetze laut Linken-Chefunterhändler Klaus Lederer „viel Stress und Ärger“ mit sich bringen. Dass es diesen in einem landeseigenen Eisenbahnunternehmen nicht geben würde – diese Annahme ist wohl mindestens so optimistisch wie die S-Bahn-Anzeige, dass die nächste Ringbahn in zwei Minuten kommen wird. Was und wer bei Berlins Koalitionsgesprächen sonst noch zurückbleibt, lesen Sie hier ausführlich bei Tagesspiegel Plus. Mit einem digitalen Abo unterstützen auch Sie Journalismus aus Leidenschaft für Berlin – bitte hier entlang. | |||||
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War sonst noch was? Ach ja, ein Fußballspiel im irritierend rappelvoll besetzten Stadion an der Alten Försterei – Kult und Kommerz sind im Pandemie-Fußball eben nur wenige Buchstaben voneinander entfernt. Fußballerisch ging Hertha BSC völlig verdient 0:2 gegen den Stadtmeister aus Köpenick unter. „Der 1. FC Union stellt nicht viele Fragen, aber Hertha hat darauf keine Antworten“, analysiert Lucas Vogelsang, Autor und Podcaster von „Fussball MML“ am Checkpoint-Telefon. Vogelsang, der selbst im Stadion war und wegen der Fanmassen in der S-Bahn halb mit dem Taxi und halb zu Fuß angereist war, bringt Berlins neue Fußballverhältnisse gut auf den Elfmeterpunkt: „Union ist der Spiegel, in den Hertha jeden Tag gucken muss und sich selbst nicht wiedererkennt: ein eingespieltes Team, das einen einfachen, effektiven und erfolgreichen Fußball spielt.“ Einziger Trost für Hertha-Fans wie mich: Berlins Traditionsverein kann sich wieder voll und ganz auf den Pokal konzentrieren. Wer war noch mal Gegner im Achtelfinale? HaHoOje – der eiserne 1. FC Union. | |||||
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Wo die Liebe hinfällt, kann man sich nicht nur im Fußball nicht aussuchen. Hannes aus Berlin war mit vielen Träumen gestartet, als er sich in der Mensa in eine Frau verguckte. Jahre später fand er sich in einem traumatischen Zustand wieder, begleitet von Gerichtsprozessen und der Frage, ob die große Liebe auch eine große Illusion sein kann. Hannes hatte inzwischen entdeckt, dass er Vater zweier Kinder ist. Seine Freundin hatte ihm dies verheimlicht – und führte die erste Hälfte ihres Doppellebens mit ihrem Ehemann weiter, der sich als eigentlicher Vater der Kinder sah. Die ganze Geschichte einer gekaperten Liebe in Berlin lesen Sie hier. Hannes möchte sie später einmal seinen Kindern zeigen – so erzählte er es mir beim Gespräch für unsere neue Tagesspiegel-Kolumne „Ins Herz“. Wenn Sie selbst rührende und berührende, vertrackte oder verrückte Liebesgeschichten weitersagen möchten, dann schreiben Sie uns – natürlich an liebe@tagesspiegel.de. Lieben Dank! | |||||
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Und ja, auch Hass gehört leider zu dieser Stadt und in diese Zeit. Am Wochenende wurde wieder ein Berliner Abgeordnetenbüro angegriffen – nicht zum ersten Mal traf es die Grüne Klara Schedlich aus Reinickendorf. „In der Scheibe unseres Büros in Wittenau waren mehrere Löcher und Risse, offenbar hat sie jemand versucht einzuschlagen“, berichtet Schedlich am Checkpoint-Telefon. Zudem sei der Eingang beschmiert worden. Schedlich, mit 21 Jahren die jüngste Politikerin im Abgeordnetenhaus, war bereits im Wahlkampf angegriffen worden. „Plakate mit meinem Konterfei wurden heruntergerissen, aufgeschichtet und angezündet, an unserem Wahlbüro gab es Graffitis, wir seien Mörder.“ Schedlich hat am Wochenende erneut Anzeige erstattet, der Staatsschutz ermittelt wegen einer politisch motivierten Straftat. Einschüchtern lassen will sich die Maschinenbau-Studentin nicht: „Unsere Tür steht weiterhin offen. Jetzt erst recht.“ | |||||
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