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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 30.08.2022 | Stark bewölkt bei max. 22°C. | ||
+ Andrang auf den Sozialstationen in Berlin + Architektenkammer fordert Entsiegelung von Straßen „in großem Stil“ + Kriegs-Postkarte von 1943 zugestellt + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, ich krieg die Krise – was früher der Fluch einer schlechten Laune war, ist heute zum Merkmal unserer Zeit geworden. Es beginnt schon bei der Frage: Welche Krise? Die Klimakrise, die unser Leben bis in jede Tiefe verändert und vielleicht gerade deshalb von der Lobby der inneren Bequemlichkeit zu verdrängen versucht wird? Die Kriegskrise, die im Angesicht des russischen Imperialismus nun Deutschland seine gut gemeinten Gewissheiten nimmt – zum Beispiel die, man könne einfach Frieden schaffen ohne Waffen? Die Pandemie-Krise, die noch immer an unseren Nerven und an unseren Körpern zerrt? Oder die Preiskrise, die (auch aufgrund der anderen Krisen) heftig auf nahezu jeden Lebenstraum durchschlägt – und manch einen schon jetzt heftig zerschlägt? Fest steht auf alle Fälle: Schnell wird sich keine der Krisen lösen lassen, hektisch und aktionistisch schon gar nicht. „Neue Krise, altes Gefühl“, scheibt meine Kollegin Deike Diening treffend. „Es ist dieser Anflug von Ohnmacht angesichts der Tatsache, dass es vielen Menschen im Land persönlich an die Existenz geht, während einige Unternehmen sich mit dem Notgroschen der Bürger die Taschen vollstopfen dürfen, weil staatliche Regelungen die Gelegenheit bieten.“ Das immerhin zeigt sich in der Krise: die wahre Wirklichkeit. Die Wahrheit zum Beispiel darüber, ob wir wirklich ein solidarisches Land sind. | |||||
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Kommen wir zu einem Vorhaben, das uns alle langfristig das Leben erleichtern soll: der Umbau der autogerechten in eine menschenfreundliche Stadt. Die neue Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt fordert „eine kritische Revision der bestehenden Stadt“ und den „Rückbau der stadtzerstörenden Verkehrsräume“, etwa der Autobahnverlängerung A104 zum Breitenbachplatz, der A103 zum Steglitzer Kreisel oder der Leipziger Straße am Spittelmarkt in Mitte. Unterstützung erhält sie jetzt von der Architektenkammer. „Die autogerechte Stadt bietet uns viele Möglichkeiten, die Verkehrs- und Bauwende hin zu einer klimaresilienten Stadt der Zukunft zu entwickeln“, sagt Präsidentin Theresa Keilhacker dem Checkpoint. So sollte man „vom Auto dominierte Flächen für andere wertvolle Nutzungen frei machen und in großem Stil entsiegeln, um die Versickerungsfähigkeit des Bodens zu vergrößern und damit dem Klimawandel standzuhalten“. Es brauche einen stärkeren Nahverkehr und eine „massiv ausgeweitete Parkraumbewirtschaftung“, um große Parkplatzflächen zurückzugewinnen – auf diesen könnten dann etwa Bäume gepflanzt werden. Kurzum: Parkflächen werden zu Parkflächen. Und es bewegt sich schon was. Für den Rückbau des Autobahnstücks A104 am Breitenbachplatz ist gerade der Schinkel-Wettbewerb für Nachwuchs-Architektinnen und -Architekten ausgelobt worden (Details hier). Hierbei ist laut Keilhacker die Nutzung der vorhandenen Autobrücken mit geringeren Lasten möglich, so dass nicht im großen Stil „graue Energie“ abgerissen werden müsse. Auf Brücken können ja auch kleinere Bäume wachsen. Und größere Träume sowieso: Die Architektenkammer fordert für den Stadtumbau viele lokale Gestaltungswettbewerbe, um eine ausgewogene Mischung von Freiraum und Dichte zu finden. Damit Berlin nicht mehr andauernd dicht ist. Und was denken Sie? Sollte Berlin seinen Straßenraum entsiegeln? Wenn ja: wo genau? Und was soll dort stattdessen entstehen? Schreiben Sie uns gerne an checkpoint@tagesspiegel.de. Und erzählen Sie uns, welche Parkflächen Ihnen vor Ihrer Haustür die liebsten wären. Danke! | |||||
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Ich hab noch einen Koffer bei Berlin: In Schönefeld ist das Flugfeld längst zur Gepäckanlandebahn verkommen. Nicht weniger als 5 Stunden und 35 Minuten saßen Menschen am vergangenen Freitag am BER im Flugzeug, konnten dabei aber nur innerlich in die Luft gehen. Unser Leser Sebastian Westhoff beschreibt es so: Um 14:05 soll Easyjet-Flug EJU4545 nach Nizza starten – doch das Gepäck wird nicht eingeladen und steht stattdessen im Regen. Stundenlang. In der Maschine werden Essen, Getränke und frische Luft knapp, die ersten Passagiere wollen den Flieger wieder verlassen. Plötzlich kommt ein Mann vom Bodenpersonal, der laut Westhoff „zehn Koffer aufs Band legt, dann nach oben fahren lässt, das Band anhält, nach oben läuft und das vollkommen durchweichte Gepäck verstaut“. Daraufhin lässt sich sogar der Pilot erweichen, steigt aus dem Cockpit und hilft mit, die aufgeweichten Koffer zu verladen. So könnte sie doch noch beginnen, die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug. Alles roger? Oder over? Die Landung erfolgt in der Realität des BER: Knapp sechs Stunden nach dem geplanten Abflug wird der Flug doch noch gestrichen. Westhoff schreibt dazu: „Am Ende gab es keinerlei Informationen von der Airline, das Flughafenpersonal hat einen stehen gelassen, da sie in den Feierabend wollten. 14 Flieger wurden anscheinend gecanceled und tausende Fluggäste komplett planlos stehen gelassen.“ Da Easyjet keinen Ersatzflug gestellt habe und das Umbuchen auf andere Airlines zu teuer gewesen sei, mietete unser Leser ein Auto und fuhr durch die Nacht nach Frankreich – „mal gucken, ob für die Kosten jemand aufkommt“. Auf unsere Anfrage teilt Easyjet zu dem Bruchstart mit: „Wir bedauern sehr, dass der Flug EJU4545 am 26. August aufgrund von wetterbedingten Einschränkungen des Flugbetriebs durch die Flugsicherung annulliert wurde, da schwere Gewitter zu Verzögerungen des Flugbetriebs in der Region geführt haben.“ Die Besatzung habe alles getan, „um die Auswirkungen der Verspätung für unsere Kunden so gering wie möglich zu halten“. Alles roger, oder? Wie es zu dem ganzen Desaster kam und ob zumindest der Pilot fürs Kofferschleppen vergütet wird, wollten wir auch vom zuständigen Bodendienstleister Swissport wissen. Doch hier verwies man uns zurück an Easyjet – der Linie, dessen Pilot im verrückten Flugzeug die Bodendienstleistung am BER per Durchsage als „einfach nur ätzend“ bezeichnete: „Das ist keine Dienstleistung, die seh‘ ich nicht, und so geht das schon über Wochen.“ Und so warten wir auf weitere Antworten wie die Passagiere auf den Abflug. Vorher müssen wohl noch ein paar Koffer verladen werden. Over and out. | |||||
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