| Samstagmorgen – „Caminante, son tus huellas el camino, y nada mas…“ – so beginnt eines der im spanischen Sprachraum berühmtesten Gedichte, das schon zahlreiche Komponistinnen, Filmemacher und unzählige Doktorandinnen zu stimmungsvollen Einstiegen in ihre Arbeiten beflügelt hat. Für den Autor, Antonio Machado, ist das Wandern Metapher für die Vergänglichkeit allen Tuns – zu deutsch etwa: „Wanderer, deine Schritte sind der Weg und weiter nichts.“ Wer das Wochenende gerne spazierend beginnt und den Geist dabei ziellos schweifen lässt, dem bietet sich beim Streifzug durch Zehlendorf der Besuch der Leydenallee 81 an. Der Maler, Bildhauer und Autor Andreas Rössiger hat im Erdgeschoss des Hauses seine Werkgalerie und an der Fassade einen Lyrikkasten, der sich in der Nachbarschaft großer Beliebtheit zu erfreuen scheint. Wer sich weiter poetisch treiben lassen will, kann gleich im Anschluss die Bahn nach Schöneweide nehmen – oder seinen Stadtspaziergang erheblich ausdehnen. Um 14 Uhr beginnt die Schöneweider Herbstlese im Garten der Moving Poets Novilla, wo der Verlag Hochroth seine in letzter Zeit erschienenen Lyrikbände mit Leseeinlagen und Musik vorstellt. Samstagmittag – Wer dagegen eher der Materialität des Seins zugetan ist, muss noch etwas weiter raus: Eine Gruppe Berliner und Brandenburger Künstler:innen – vornehmlich mit Ostbiografie – organisiert sich seit bereits 30 Jahren im Verein Endmoräne, um mit gebündelten Kräften eine Plattform für ihr Schaffen zu schaffen. Die großenteils ortsspezifischen Arbeiten werden gerne an kunstfernen, verlassenen Orten oder in (Industrie-)Ruinen realisiert – dieses Jahr im produzierenden Spanplattenwerk in Beeskow (Hafenstraße 4, 15 Minuten Fußweg vom Bahnhof). Samstagabend – Von Schrift über Stoff zum Sound: Den Tagesausklang untermalt der „Cowboy-Zauberkünstler“ und „Disco-Dilettant“ Hazy Pockets auf dem Dach der Neukölln Arkaden im Klunkerkranich. Ein wenig Poetik liegt auch hier in der Luft, denn hat man leicht einen sitzen, verklärt sich die erhabene Aussicht schnell zur „wunderbaren Welt des Gleitflugs“, wie der Titel der Veranstaltung nahelegt. Sonntagmorgen – Wem es damit noch nicht genug des Höhenzaubers ist, der hebe doch richtig ab: Zum Segelfliegen muss man nämlich keineswegs in die Alpen, wie ein sich hartnäckig haltendes Vorurteil meint. Auch Brandenburg hat Segelflugschulen wie Martin Ackermanns Fly Magic M in Niedergörsdorf oder die FlyRanch in Saarmund. Beide bieten umfangreiche Ausbildungen im Gleitschirm- und Hängegleiter-Fliegen mit allen nötigen Scheinen an, organisieren Reisen in weit entlegene Fluggebiete rund um den Globus und, für interessierte Neulinge, Schnuppertage zu rund 100 Euro – erster kleiner Tandem- oder gar Soloflug inklusive. Sonntagmittag – Neu ist das Gleitfliegen in hiesigen Gefilden übrigens nicht, und wer mit einem Hängegleiter die ehemalige deutsch-deutsche Grenze überquert, fliegt ein Stück Geschichte nach. 1986 etwa versuchte sich ein 37-jähriger Pilot mit seinem Drachen am luftigen Rübermachen – schlechte Nachtsicht und Dezemberkälte zwangen ihn jedoch zum Abbruch. Diese und viele andere Fluchten sind auf der Seite Chronik der Mauer in Text und Bild dokumentiert. Darüber hinaus gibt es hier reichlich anschauliche Nachlese – zum Nachlesen – aus der Mauerzeit. Sonntagabend (Verlosung) – Von luftigen Höhen unter die Erde: Die prenzlberger Wasserspeicher sind für ihre imposante Akustik mittlerweile weitbekannt – immerhin haben hier schon Künstler:innen aus der ganzen Welt tönende Kunst realisiert. Auch Musiker:innen finden die Räume beim ersten Kontakt in der Regel toll – unterschätzen allerdings häufig die Macht ihrer Akustik. Einfach Musik darin zu spielen, funktioniert nämlich nicht. Es sei denn, man schafft eine Musik speziell für diese Räume und betrachtet sie als Instrument. Eben das geschieht regelmäßig in der Konzertserie Speicher, veranstaltet vom Label Bohemian Drips. In der fünften Ausgabe bespielen ab 18 Uhr Mazen Kerbaj & Ute Wassermann, das Tiefbläser-Trio Zinc & Copper sowie Els Vandeweyer & Rieko Okuda die Räume, die das Wochenendeende besonders lang nachhallen lassen. Tickets sind streng begrenzt, kosten 22,49 Euro und wir verlosen 1x2 Gästelistenplätze unter allen, die uns bis Samstag, 12 Uhr, schreiben. |
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