Liebe Frau Do, „langweilig“, sagt mein Sohn schon, wenn sein Leben gerade für etwa zwei Minuten keine Wendung genommen hat. Langeweile ist der vermeintliche Tod des modernen Großstädters, der Eiligen und Emsigen, die jede Sekunde auf ihr Smartphone schauen, damit sie nichts verpassen. Die meisten Menschen haben es nicht so mit dem Zustand, den Friedrich Nietzsche einmal mit „Windstille der Seele“ beschrieben hat, sie durchplanen deshalb ihr Leben mit Highlights. Völlig falsch, schreibt mein Kollege Martin Bewerunge in seinem Essay rechtzeitig zum Beginn der Sommerpause. Denn was von vielen als Leerlauf empfunden wird, kann zum Quell von Kreativität und zur Triebfeder für Veränderungen werden. Mehr als fünf Jahre lang saß Beate Zschäpe in Saal 101 des Münchner Oberlandesgerichts auf der Anklagebank. Der NSU-Prozess, einer der größten der deutschen Nachkriegsgeschichte, sollte die Schuld Zschäpes an zehn Morden, Anschlägen und Überfällen klären. Mitunter war dieser Prozess nur schwer erträglich: Anwälte, die den Rechtsstaat torpedierten, und eine Angeklagte, die schwieg oder sich ahnungslos stellte. Warum sich das Mammutverfahren, das mehr als 65 Millionen Euro kosten wird, trotzdem gelohnt hat, analysiert Henning Rasche. Der Mann, der die Nationalmannschaft in bester McKinsey-Manier durchkommerzialisiert hat, erklärt nun, dass man auf Özil hätte verzichten sollen. Manager Oliver Bierhoff. Richtig so, möchte man dem Mann zurufen. Nur, wie wäre es, wenn Sie im Vorfeld des Turniers ihre Bedenken geäußert hätten? Gianni Costa und Robert Peters über die neue Debatte in der Nationalmannschaft. Herzlichst, Ihr Michael Bröcker P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |