was für eine aufreibende Nacht! Bis in die frühen Morgenstunden nach der Bundestagswahl war unklar, ob es eine Wiederauflage der Großen Koalition geben kann. CDU/CSU und SPD kommen auf eine hauchdünne Mehrheit im Parlament – weswegen deren mögliches Bündnis auch kaum „groß“ genannt werden kann. Die FDP ist ganz raus, die Grünen sind gerupft – freuen dürfen sich hingegen Linkspartei und AfD. Jetzt stellt sich die Frage, wie Deutschland künftig regiert werden soll. Was zu erwarten ist, wo die politischen Fallstricke liegen und ob die Bundesrepublik bald eine stabile Regierung bekommt, darüber spricht in unserer heutigen Sonderausgabe des Podcasts Politik Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier mit Volker Resing, Leiter des Ressorts „Berliner Republik“ und Merz-Biograf, sowie dem Cicero-Kolumnisten und früheren Spitzenpolitiker Mathias Brodkorb. Und da geht es ordentlich zur Sache … Immerhin die Demoskopen haben Grund zum Feiern. Ihre Prognosen zur Bundestagswahl haben sich weitgehend bewahrheitet. Für die Parteien der Mitte hingegen war der Wahlsonntag in der Summe ein Desaster. Wer hat die Ränder gestärkt? Und wie geht es jetzt weiter? Für den Historiker Michael Sommer ist in seiner ausführlichen Wahlanalyse eines klar: Die Fragmentierung des Parteiensystems schreitet voran. Bei Caren Miosga am Wahlabend wurde deutlich, welcher Kelch an Deutschland vorbeigeht, wenn die Union nicht mit den Grünen regiert. Jens Spahns Auftritt ist ein einziger Appell zur Lösung des Migrationsproblems, das es für Franziska Brantner gar nicht gibt. Mein Kollege Ferdinand Knauß hat sich die Talkshow angesehen. Nirgendwo hat Friedrich Merz besser abgeschnitten als in Bayern. Die CSU hat mit ihrem guten Ergebnis bei der Bundestagswahl das Unionsergebnis insgesamt aufgewertet. Aber aufgrund des neuen Wahlrechts ist dieser Sieg getrübt. Denn manch direktgewählter CSUler schaut in die Röhre. Die Wahlrechtsreform hat die CSU um den Triumph gebracht, schreibt der Politikwissenschaftler Ulrich Berls. Aber nicht alle sind bloß ernüchtert: Der Wahlsieg von Friedrich Merz bietet auch außenpolitisch eine neue Chance. Es wird an ihm sein, Reformen durchzusetzen, die für die Deutschen, für die EU und für ganz Europa lebenswichtig sind. Das schreibt der ehemalige Premier- und Außenminister der Slowakei, Mikuláš Dzurinda, in seinem Gastbeitrag. Und dann ist da noch der große Wahlverlierer FDP. Die Liberalen erleben nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag ein folgenreiches Erdbeben. Der langjährige Parteivorsitzende Christian Lindner hat bereits angekündigt, seine politische Karriere zu beenden. Wolfgang Kubicki, Stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP, spricht im Interview mit Clemens Traub über das Wahldesaster und seine persönlichen Ambitionen: „Mich haben viele in der Partei gebeten, Vorsitzender zu werden.“ Ihr Ingo Way, Chef vom Dienst Cicero Online |