Kolumne von Felix Haselsteiner • Buch über Kickl • Fisch in flüssigem Gold
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19. April 2024
SZ Österreich
Felix Haselsteiner
Freier Reporter mit Sitz in Mailand
Liebe Leserin, lieber Leser,
es ist schon kurios, wie man manchmal an einen bestimmten Ort zurückkehren muss, um zu merken, wie sich die Zeiten ändern. Vor fünf Jahren etwa konnte man einem Frühlingstag in Venedig einem jungen, ambitionierten Politiker dabei zusehen, wie er sich ganz offensichtlich langweilte. Gernot Blümel hatte damals weder einen Laptop noch einen Kinderwagen zur Hand, dafür aber sein Handy, in dem er vor sich hin tippte, während die feministische Künstlerin Renate Bertlmann ihren Beitrag zur Biennale 2019 vorstellte. Eine groteske Szene war das, später am Abend wurde Blümel dann auf der Eröffnungsparty beim Verlassen des Saales ausgebuht, und weil man im Rückblick ja immer schlauer ist, konnte man damals schon den Anfang vom Ende seiner politischen Karriere erkennen; der ehemalige ÖVP-Finanzminister und Sebastian-Kurz-Kumpel stolperte bekanntlich über einige Affären, eine davon hatte mit einer spanischen Mittelmeerinsel zu tun.

„May you live in interesting times“ lautete 2019 das Motto, in interessanten Zeiten solle man leben. Es wurde eine Verheißung, man könnte es auch eine Verfluchung nennen. Eine Pandemie, einen russischen Angriffskrieg in der Ukraine und aus austrozentrischer Sicht ein Ibiza-Video, zwei Wahlen, drei Bundeskanzler und sogar kurz eine Kanzlerin später war dann aber wieder Frühling in Venedig. Blümerl sprießen auf der Grünfläche vor dem österreichischen Pavillon, dafür ist aber kein Blümel mehr zu sehen, nicht alles ist schlechter geworden in den vergangenen fünf Jahren. Aber leider vieles.

Einigkeit herrscht daher bei der Eröffnung des österreichischen Beitrags zur Kunstmesse, dass das diesjährige Motto wohlerwählt ist. „Stranieri ovunque“, Fremde überall, lautet es und wird an nur wenigen Standorten in der Lagune so brillant ausgefüllt wie in dem Beitrag von Anna Jermolaewa, die einen mitnimmt in die Welt einer straniera, die sie bei ihrer Ankunft in Österreich 1989 war. Relikte aus ihrer Heimat in der ehemaligen UdSSR zeigt sie auf der einen Seite, in Form einer Darbietung aus dem Ballett „Schwanensee“, das immer dann im Sowjet-Fernsehen lief, wenn gerade ein Regimewechsel im Gange war. Auf der anderen Seite ist sie selbst im Video zu sehen, wie sie am Westbahnhof in Wien versucht, eine Schlafposition zu finden, so wie damals bei ihrer Ankunft.

Und dann stehen da sechs originale Telefonzellen im Innenhof. Sie sind ein Denkmal aus Traiskirchen, einem Ort, an dem seit jeher andere Sorgen herrschen als in der schönen, aber auch immer ein bisserl scheinheiligen Kunstwelt von Venedig. Traiskirchen ist wie alles in Jermolaewas Beitrag zwar aus einer Erinnerung geboren, aber höchstaktuell und führt einen gedanklich sowohl in die schändliche Vergangenheit einer Flüchtlingsaufnahmestation zurück – als auch in die Zukunft, wo diese leider weiterhin eine Rolle spielen wird.

„Fremde überall“, so die Ironie, könnte nämlich auch ein Wahlkampfmotto der FPÖ sein, man würde damit wohl von Traiskirchen bis Feldkirch Stimmen gewinnen. In dieser Hinsicht haben weder Pandemie noch Ibiza-Video und ganz sicher auch nicht mehrmalige Neuwahlen irgendwas verändert. Österreich ist ein Land geblieben, das gut daran täte, sich einmal ein bisschen selbstreflektorisch mit der beeindruckenden Einwanderungsgeschichte der Frau näher zu befassen, die das Land nun bis November auf der bedeutendsten Kunstbühne vertritt. Am besten noch, bevor im Herbst die Wahlzettel verteilt werden.
Schönes Wochenende!
Felix Haselsteiner
SZ Mail
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