König Charles III. erweist Deutschland mit seiner ersten Auslandsreise eine große Ehre. Wir berichteten bereits gestern darüber. Heute sprach Charles im Bundestag – und ging auf ein heikles Thema ein: den russischen Angriffskrieg. Vor allem dem Bundeskanzler dürfte das königliche Lob für die deutsche Unterstützung der Ukraine sehr geschmeichelt haben. Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier sieht in der Rede ein starkes Bekenntnis zur Völkerfreundschaft. Solche Zeichen würde man sich von Erdogan gerne wünschen. Doch es besteht Hoffnung: Am 14. Mai werden das türkische Parlament und der Präsident gewählt. Die Opposition gibt sich siegessicher, fürchtet aber Betrug und Wahlfälschungen. Und die Frage steht im Raum: Was, wenn der amtierende Regierungspräsident eine Niederlage nicht akzeptiert? Cicero-Autorin Ilgin Seren Evisen versucht, eine Antwort zu finden. Und trifft auf ein Land, in dem sich die Opposition in einem einig zu sein scheint: Hauptsache Erdogan ist bald weg. Diese Einigkeit würde man sich in der FDP gerne wünschen. Dort nämlich hat Wolfgang Kubicki jüngst eine unglückliche Parallele zwischen Putin und Habeck gezogen. Teile der JuLis fordern nun, Kubicki müsse aus dem FDP-Vorstand zurücktreten. Damit, so mein Kollege Ben Krischke, votieren sie gleichzeitig für den weiteren Absturz der FDP in die Bedeutungslosigkeit. Uneindeutigkeit ist Feigheit, ruft Krischke den Liberalen zu. Von gelb zu grün: Eigentlich wollte die grüne Außenministerin Annalena Baerbock von den Taliban verfolgte Afghanen nach Deutschland holen. Doch ihr gut gemeintes Bundesaufnahmeprogramm wird offenbar von Islamisten missbraucht. Darüber hat Cicero exklusiv berichtet. Nun zieht Baerbock die Notbremse, wie Cicero-Redakteur Daniel Gräber schreibt. Eine solche Notbremse würde man sich ja auch im Ukraine-Krieg wünschen. Doch im Gegenteil: Der Krieg eskaliert weiter. Nun hat Putin angekündigt, russische Atomwaffen in Belarus zu stationieren. Der ehemalige Botschafter Rüdiger Lüdeking stellt sich die Frage, was dieser Schritt für das nukleare Eskalationsrisiko und für die westliche Politik bedeutet. Zur Entspannung etwas Literatur: Wir haben die Bücher aus dem März vom Nachttisch geräumt: In ihnen kämpft Sofia Andruchowytsch in ihrem „Amadoka“-Epos für die Erinnerung in der Ukraine, Juli Zeh und Simon Urban beschreiben die gespaltene Debattenkultur, und Joshua Cohen porträtiert Familie Netanjahu. Kurz: Eine spannende Literaturliste über Bitterkeit, Briefe und Bibi. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |