China-Aktien vor fulminanten Comeback? Liebe Leserin, lieber Leser, an China-Aktien haben sich zuletzt die Geister immer mehr geschieden. Auch nach der Abwahl von Donald Trump als US-Präsident wurden die Beziehungen mit den USA nicht besser und auch in Europa wird China immer mehr als Systemrivale gesehen. Die EU will deshalb sogar eine Art eigene „Neue Seidenstraße“ starten, um China nicht kampflos das Feld in Asien und Afrika zu überlassen. Die rigide Null-Covid-Politik von Staats-Chef Xi Jinping und der Würgegriff der Regulatoren Pekings am Hals der Technologie-Unternehmen haben die Anleger nachhaltig verschreckt. Das Totenglöckchen sollte man für China aber trotzdem nicht läuten, denn das wirtschaftliche Potenzial ist und bleibt riesig. Wohin steuert China? Letztlich geht es bei der künftigen Ausrichtung des Landes um ganz grundlegende Dinge. Chinas Aufstieg basierte auf einem stillen gesellschaftspolitischen Handel: Gegen das Versprechen eines stetig steigenden Wohlstandes verzichten die Chinesen auf Demokratie und freiheitliche Mitspracherechte. Bislang hat diese Übereinkunft hervorragend funktioniert. Doch seit einiger Zeit ist der Aufschwung ins Stocken geraten, vor allem wegen der extremen Null-Covid-Politik der Regierung in Peking. Schon im 1. Quartal 2022 fiel das BIP-Wachstum mit 4,8 Prozent geringer aus als erwartet, im 2. Quartal schrumpfte das BIP sogar um 0,4 Prozent (siehe Grafik):
Probleme am Arbeits- und Immobilien-Markt Die Auswirkungen sind dramatisch. Alleine in diesem Jahr werden 10,7 Millionen Absolventen von den Universitäten in den Arbeits-Markt strömen. Doch qualifizierte Arbeitsplätze gibt es bei weitem nicht genug. Schon jetzt beträgt die Jugendarbeitslosigkeit in China 18,4 Prozent. Experten rechnen mit einem baldigen Anstieg auf 23 Prozent. Das sind Zahlen, die wir in der Eurokrise aus den südeuropäischen Krisenländern kennen, doch aus China? Auch vom Immobilien-Markt gibt es schlechte Neuigkeiten. Nicht nur der Evergrande-Konzern ist eine finanzielle Zeitbombe für das chinesische Finanzsystem. Auch viele andere Bauträger sind alles andere als solide und bringen Anleger und Hauskäufer zur Verzweiflung. So ließ bspw. der Bauträger Shimao kürzlich die Zins- und Tilgungs-Zahlungen für eine Anleihe in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar ausfallen. China kann sich kein Scheitern erlauben Dass trotzdem kein Chaos an den Finanz-Märkten ausgebrochen ist, liegt an der massiven staatlichen Unterstützung. Der Immobilien-Markt droht bei weiteren Verschlechterungen die Wirtschaft noch stärker zu belasten. Das gilt es mit allen Mitteln zu verhindern. Mehr als 80 chinesische Städte haben daher seit Jahresbeginn Maßnahmen ergriffen, um die Nachfrage im Bau-Sektor wieder anzukurbeln, so bspw. Subventionen, niedrigere Hypothekenzinsen und geringere Anzahlungen. Doch auch die rigide Null-Covid-Politik, die auf Betreiben Xi Jinpings ohne wenn und aber durchgezogen wird, ist zu einem Problem geworden. Ausländische Firmen ziehen inzwischen Kapital ab, weil Chinas Fabriken still stehen. Große Probleme haben auch die Beschäftigten in den Lockdown-Gebieten, darunter Megastädte wie Shanghai. Für Xi Jinping könnte sich dies zur Machtfrage ausweiten. Doch soweit dürfte es nicht kommen. Im November kommt es zum 20. Partei-Tag der Kommunistischen Partei, auf dem sich Xi Jinping als starker Führer präsentieren will und nicht als einer, der um seine Macht fürchten muss. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass der Staat bis dahin alles tun wird, um die Finanz-Märkte und die Wirtschaft zu unterstützen. Zieht die Wirtschaft im 2. Halbjahr an? Vielleicht auch deshalb hat China am Wachstumsziel von +5,5 Prozent beim BIP für 2022 festgehalten, obwohl das nach dem schwachen 1. Halbjahr eine deutliche Wachstums-Beschleunigung auf 7 bis 8 Prozent im 2. Halbjahr voraussetzen würde. Dass China dazu die Mittel hat, um entsprechend gegenzusteuern, bezweifelt kaum jemand. Die Inflation liegt derzeit bei etwas über 2 Prozent, die Notenbank kann daher aus allen Rohren feuern und muss nicht wie in den USA oder Europa befürchten, dass die Inflation zu stark angetrieben wird. Zuletzt gab es bereits Indizien dafür, dass es wieder mehr Kreditwachstum gibt. In der Vergangenheit war dies meist ein Signal dafür, dass die Wirtschaft wieder anzieht. Auch die Analysten von JPMorgan sind für China-Aktien inzwischen wieder optimistisch, vor allem bei den Zyklikern. Dabei spielt allerdings auch die aktuelle Anlegerstimmung eine Rolle. Die nämlich sei so pessimistisch, dass es sich inzwischen wieder lohne, Risiken einzugehen – auch weil vermeintlich sichere Anlagen inzwischen sehr teuer sind. Mein Fazit Ohne Zweifel gibt es viele Risiken für China-Aktien, doch ist inzwischen viel Pessimismus in den Kursen enthalten. Die geringe Inflation und die Aussicht auf Konjunktur-Pakete und Zinssenkungen der Notenbank sprechen jedoch für China-Aktien. Sollte es nochmals zu Rücksetzern kommen, könnte sich dies für mutige Anleger als attraktive Einstiegs-Chance herausstellen. Freilich steht man dann immer noch vor dem Dilemma, auf welche Einzel-Aktien man setzen sollte. Doch das muss man eigentlich gar nicht, denn für die meisten Anleger ist es sowieso vorteilhafter, sich einen ETF auf China-Aktien, bspw. auf den MSCI China-Index, und damit ein breites Portfolio ins Depot zu holen.
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