Der Bankenbrief - Kompakt, informativ und ohne eigenen Rechercheaufwand.

Bankenbrief

Wichtiges vom 4. Dezember 2019

Das Thema

Comdirect führt negative Zinsen für Privatkunden ein

Bei der Comdirect Bank müssen erste Privatkunden seit Anfang Dezember auf Sichteinlagen, beispielsweise auf dem Girokonto, Negativzinsen zahlen. Das ist einer Auswertung des Datenanbieters Biallo zu entnehmen, die von der Commerzbank-Tochter bestätigt wurde. Nach Angaben des Instituts wird ein Freibetrag von 250.000 Euro gewährt. Der Negativzins liege bei 0,5 Prozent. Es würden individuelle Vereinbarungen getroffen, fügte eine Comdirect-Sprecherin hinzu. Experten rechnen damit, dass demnächst weitere Institute ähnliche Schritte vornehmen werden. Medienberichten zufolge hat Comdirect das Angebot von Festgeld- und Laufzeitkonten auf ihrer Webseite vorläufig eingestellt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im September ihren Einlagensatz auf minus 0,5 Prozent gesenkt. Für Geschäftsbanken wurde es damit noch teurer, überschüssige Liquidität bei der Zentralbank zu parken. Zugleich wurden Freibeträge eingeführt. Vor den Änderungen im September hatte die Zinspolitik der Notenbank deutsche Banken jährlich mit rund 2,4 Milliarden Euro belastet. Auch Sparer mit niedrigem Anlagevermögen haben zunehmend mit Negativzinsen zu rechnen. Schon in der vergangenen Woche wurde bekannt, dass mittlerweile mindestens zwei Volksbanken negative Zinsen von minus 0,5 Prozent ohne Freibetrag für private Tagesgeldkonten von Neukunden verlangen. Laut Vergleichsportal Verivox führte die Kreissparkasse Stendal inzwischen eine ähnliche Regelung ein. Verivox rechnet mit weiteren Fällen: "Der Damm ist gebrochen", sagte Geschäftsführer Oliver Maier. Spätestens wenn Kunden damit anfangen würden, ihre Einlagen in größerem Umfang zu verschieben, "wird es für die Banken schwerer, sich dem Trend zu Negativzinsen zu entziehen". Das Vergleichsportal betonte, dass Negativzinsen grundsätzlich nur für Neukunden gelten. Laut Medienberichten werden mit neuen Girokonten-Kunden individuelle Freibeträge ausgehandelt. Andere Institute hatten bereits Negativzinsen eingeführt, allerdings erst ab Freibeträgen von 100.000 Euro oder mehr.

Meldungen

EZB: Beaufsichtigte Institute werden größer und komplexer

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ab Januar insgesamt 117 Institute kontrollieren. Im Vergleich zum Vorjahr sind es zwei weniger, wie die Notenbank heute mitteilte. Die beaufsichtigten Geldhäuser würden größer und komplexer. Ursächlich sei, dass Bankengruppen reorganisiert wurden, aber auch der erwartete Brexit, der Institute veranlasse, Geschäfte aus Großbritannien in die Eurozone zu verlagern. Seit Herbst 2014 ist die EZB für die Kontrolle großer Geldhäuser im Euroraum zuständig. Nach Angaben der Notenbank übernehmen die Bankenkontrolleure unter anderem die Aufsicht über Tochtergesellschaften von JP Morgan, Morgan Stanley, Goldman Sachs sowie UBS im Euroraum. Diese dürften ihre Geschäfte wegen des Brexit erheblich ausbauen. Einige Institute, die nicht mehr auf der Liste stünden, seien Zweigstellen großer Geldhäuser geworden. Der ABLV Bank Luxembourg sei die Lizenz entzogen worden.


BVI: Fonds für nachhaltige Geldanlage beliebter 

Fonds mit nachhaltigen Anlagekriterien wie Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung haben nach Zahlen des BVI Bundesverbands Investment und Asset Management erheblichen Zulauf. Binnen fünf Jahren sei das verwaltete Vermögen in nachhaltigen Publikumsfonds, in die private und professionelle Anleger investieren dürfen, von 15 Milliarden Euro Ende September 2014 auf 31 Milliarden Euro in diesem Herbst gestiegen. In offenen Spezialfonds rein für Großinvestoren kämen rund 50 Milliarden Euro hinzu.


Umfrage: Bankkunden honorieren mehr Beratung und Finanzmanagement

Bankkunden erwarten einer Umfrage zufolge mehr Beratung und Finanzmanagement und würden dafür auch zusätzliche Entgelte zahlen. Die jährliche globale Bankenstudie des IT-Dienstleisters CGI ergab, dass sich 41 Prozent der Befragten eine Beratung durch unabhängige Experten wünschten, für 40 Prozent waren Informationen zur schnelleren Tilgung von Krediten wichtig und für 39 Prozent eine aktivere Unterstützung beim Vermögensaufbau auf der Grundlage persönlicher Pläne und Ziele. CGI fragte rund 2.500 Kunden in zehn Ländern nach ihrer Einstellung zu ihrem derzeitigen Hauptinstitut, erforschte ihre Wünsche und ließ sie Services beurteilen.


Mastercard hebt Quartalsdividende an – höheres Aktienrückkaufprogramm

Der US-Zahlungsdienstleister Mastercard hat ein Aktienrückkaufprogramm über bis zu 8 Milliarden US-Dollar (7,3 Milliarden Euro) angekündigt. Außerdem steigert der Konzern seine vierteljährliche Dividende um 21 Prozent auf 40 Cent pro Aktie, teilte der Kartenanbieter nach einem Treffen des Verwaltungsrats mit. Mastercard hatte seinen Gewinn im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal um 11 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar (1,9 Milliarden Euro) gesteigert.


Weniger Identitätsdiebstahl beim Onlinebanking – aber keine Entwarnung

Die Anzahl der Phishing-Fälle beim Onlinebanking ist im vergangenen Jahr stark zurückgegangen. Wie der polizeilichen Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes (BKA) zu entnehmen ist, waren es noch 723 Fälle – fast 50 Prozent weniger als im Vorjahr. 2014 lag der Höchststand bei fast 7.000 Fällen. Dennoch gab das BKA keine Entwarnung. Ein gewisses Risiko stelle das mobile Banking weiter dar, auch weil viele Nutzer den Schutzbedarf mobiler Geräte unterschätzen würden. Über manipulierte Apps, E-Mails, Chat- oder Kurznachrichten versuchten Kriminelle die Smartphone-Nutzer auf gefälschte Webseiten mit Eingabeaufforderungen zu locken, um dort Passwörter, Banking-TANs oder Kreditkartennummern abzugreifen. 


Urteil zu UBS-Steuerfall in der Schweiz veröffentlicht

Das höchste Schweizer Gericht hat heute die Urteilsbegründung in einem Präzedenzfall veröffentlicht, der Kontodaten der Großbank UBS betrifft. Das Bundesgericht hatte Ende Juli entschieden, dass Frankreich die verlangten sensiblen Daten der Inhaber von rund 40.000 Schweizer Konten bei der UBS erhalten darf, die der Steuerhinterziehung verdächtigt werden. Gegenstand des Rechtsstreits ist eine Liste mit zehntausenden Kontonummern, die deutsche Ermittler bei einer Hausdurchsuchung des Schweizer Instituts beschlagnahmt und anschließend an die französischen Behörden weitergeleitet hatten. Die UBS war gegen die Übermittlung der Daten vorgegangen. Nach Einschätzung von Rechtsexperten könnten nun auch andere Staaten bei ähnlichen Fällen wie die Franzosen gegen Steuerflüchtlinge vorgehen.

Die Köpfe

Kazaks soll neuer Notenbankchef Lettlands werden

Der promovierte Ökonom und Ex-Volkswirt des schwedischen Geldhauses Swedbank, Martin Kazaks, soll Notenbankchef Lettlands werden. Darauf einigten sich die Regierungsparteien des Landes. Die Zustimmung des Parlaments wird nach Medieninformationen am 12. Dezember erwartet. Kazaks hatte seit 2005 für die Swedbank in Lettland gearbeitet und war im August 2018 zur Notenbank gewechselt. Er soll am 21. Dezember sein neues Amt antreten und Notenbank-Gouverneur Ilmārs Rimšēvičs ablösen. Dieser ist mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert, die er aber stets bestritten hat.


Technologie-Experten Khandelwal und Perez zur Deutschen Bank gewechselt

Die Deutsche Bank hat sich Verstärkung durch die beiden Technologie-Experten Dilip Khandelwal und Gil Perez geholt. Sie werden den neuen Bereich Technologie, Daten und Innovation des Instituts unterstützen, hieß es. Khandelwal übernehme unter anderem die Verantwortung für die Technologiezentren der Bank. Vom Standort in Pune (Indien) werde er die Entwicklung dieses Bereichs anhand einer weltweiten Strategie vorantreiben. Gil Perez werde Leiter der Abteilung Strategie und Innovation.


Ahrens verlässt Posten des Deutschlandschefs der BNP-Fondsgesellschaft

Ingo Ahrens, Deutschlandchef der BNP Paribas Asset Management, geht nach nur neun Monaten. Ein Unternehmenssprecher erklärte, BNP Paribas und Ahrens hätten gemeinsam entschieden, die Zusammenarbeit zu beenden. "Asset Management ist und bleibt ein wichtiger Baustein für die Gesamtentwicklung der BNP Paribas Gruppe in Deutschland und die Rolle als Head of Asset Management wird zügig neu besetzt werden", sagte er.

Der Tweet des Tages

Sicherheit geht vor: 76 Prozent der Deutschen (Schufa-Kreditkompass 2019) finden, dass sich der erhöhte Aufwand durch die 2-Faktor-Authentifizierung beim Onlinebanking lohnt. Und die Zahlungsdiensterichtlinie PSD 2 hat für Bankkunden noch mehr gebracht: go.bdb.de/GNfvC 

Am Vortag meistgeklickt

Tricks gegen die Macht der Gewohnheiten

Das Leichteste ist, an alten Gewohnheiten festzuhalten. Gegen das Beharrungsvermögen anzugehen, erfordert indes viel Mühe und Ausdauer. Das wissen besonders diejenigen, die versuchen, Verhaltensweisen im Job oder im Privatleben zu ändern. Prof. Curt Diehm empfiehlt für die dauerhafte Umstellung, die gezielte Ritualisierung bestimmter Handlungen im täglichen und wöchentlichen Ablaufplan einzubauen. Welche Tricks und Rituale für Ihre Stabilisierung und Gesunderhaltung sinnvoll sind, lesen Sie hier:

Was morgen wichtig wird

In Brüssel treffen sich die EU-Finanzminister. – Das europäische Statistikamt Eurostat veröffentlicht die Zahlen zur Entwicklung des Wirtschaftswachstums in der EU im dritten Quartal. – Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hält in Berlin einen Vortrag in der Reihe der "Humboldt-Reden zu Europa". – Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) veröffentlicht Daten zur Lage der Kreditversicherer. Thomas Langen, Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung des GDV, nimmt an dem Pressegespräch teil. 

Der Nachschlag

Fünf-Schritte-Strategie für Ihr Erfolgsrezept 2020 

Wollen Sie 2020 zu einem Ihrer erfolgreichsten Jahre machen? Gute Vorsätze, die doch nicht eingehalten werden, helfen da wenig – gehen Sie lieber systematisch vor, rät Autor Danny Forest. Zunächst sollten Sie sich daran erinnern, welche guten und schlechten Dinge Sie im alten Jahr erlebt haben und diese analysieren. Vor allem stellen Sie Ihr eigenes Empfinden auf den Prüfstand, denn Selbsterkenntnis ist der Schlüssel, sich zu verbessern. Welche Fragen Sie sich dabei stellen sollten und wie Sie einen realistischen Plan für 2020 schmieden, lesen Sie hier:

© 2019 Bundesverband deutscher Banken

Impressum | Datenschutzerklärung | Abmelden | Twitter | Linkedin