Corona: Die Beschlüsse, die Kritik und ein Blick auf die Jugend | Was Trump geleistet hat
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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

29. Oktober 2020

Liebe Frau Do,

einen wichtigen politischen Tag hatte ich Ihnen angekündigt, weil wir erfahren würden, wie es im Corona-Herbst für uns alle weitergeht. Vorab war verlautbart worden, dass Bund und Länder einen „Lockdown light“ anstrebten. Aber „light“ ist nichts an den Beschlüssen, die gestern gefasst wurden: Die Gastronomie, die Kultur, der Amateursport müssen von Montag an für mindestens vier Wochen ihren Betrieb wieder einstellen. Hier finden Sie die Beschlüsse im Wortlaut.

Wenn die Bundeskanzlerin und alle 16 Ministerpräsidenten dafür sind, kann es nicht falsch sein, oder? Ich meine doch. Mehr als 75 Prozent der Infektionen lassen sich nicht zurückverfolgen, aber wollen wir das gesellschaftliche Leben auf Verdacht einstellen? In den Restaurants und Kneipen werden die Abstands- und Hygieneregeln weitestgehend eingehalten. Dann sollten doch eher die schwarzen Schafe dazu verdonnert werden, bevor auch alle anderen schließen müssen. Nach allem, was wir bisher wissen, sind es die privaten Treffen, Partys und Feste, die aus dem Ruder laufen und das Infektionsgeschehen bestimmen. In meiner Analyse der Maßnahmen komme ich zu dem Schluss: Unverhältnismäßig, also falsch.

Natürlich haben wir in der Redaktion über diese Position kontrovers diskutiert. Meine Meinung, eine Meinung. Einen etwas anderen Blick hat zum Beispiel unsere Berliner Korrespondentin Kristina Dunz, die in ihrem Kommentar die Führungsstärke der Bundeskanzlerin hervorhebt. Denn Angela Merkel trage „die Verantwortung für ein Land in einer nie dagewesenen Krise mit Tausenden Opfern“. Was die Beschlüsse für die Veranstalter und privaten Theater bedeuten, analysiert unser Kulturchef Lothar Schröder in seinem Kommentar.

Vieles ist aber auch noch unklar. Ob zum Beispiel die Museen – allein in NRW gibt es 900, bundesweit gut 6700 – und Galerien zu den „Institutionen und Einrichtungen, die der Freizeitgestaltung zuzuordnen sind“, gehören, lässt sich noch nicht sagen. Anders als Theater, Opernhäuser und Konzertsäle sind sie nicht explizit aufgeführt. Da die Einschränkungen ab Montag gelten sollen, muss also noch einiges nachgearbeitet werden. Den aktuellen Nachrichtenstand finden Sie nach wie vor stets in unserem Corona-Liveblog. Erklärtes Ziel der Beschlüsse ist, in vier Wochen bundesweit unter den Inzidenzwert von 50 Neu-Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen zu kommen. Wenn Sie verfolgen wollen, wie sich die Zahlen entwickeln, empfehle ich Ihnen unser stets aktuelles Daten-Dossier.

Und wie die EU auf die Pandemie reagiert, hat Martin Kessler analysiert. Klar ist: Die Deutschlandkarte hat sich zwar inzwischen tiefrot eingefärbt, aber unser Land ist in Europa eine Insel der Glückseligen. Unser großer Nachbar Frankreich hat zu kämpfen. Auch Präsident Emmanuel Macron hat einen neuerlichen Lockdown angekündigt, der schon ab Freitag gelten soll. Sowohl dort als auch bei uns bleiben die Schulen geöffnet. Dieses Signal finde ich absolut richtig: Es darf keine Generation Corona heranwachsen, der für immer Bildungsdefizite anhaften.

Wie verhält sich eigentlich die Jugend in der Krise? Eigentlich genauso wie wir alle, sagt der Psychologe Gerd Höhner, mit dem Claudia Hauser gesprochen hat. „Die Jungen sollen Rücksicht nehmen auf die Alten, sie kriegen aber seit Jahren gepredigt, dass jeder für sich selbst sorgen muss.“ So zeigten sie uns mit ihrem Verhalten auf, „was wir aus unserer Aufgabe der Solidarität gemacht haben“. Das trotzige, unvernünftige Feiern sei nichts, was frühere Generationen nicht auch gemacht hätten. Ein lesenswertes Interview mit einem anderen Blick auf junge Menschen, die sich um Corona nicht scheren wollen.

Auch Donald Trump wollte sich um Corona zunächst nicht scheren. Ende Februar sprach er von 15 Infizierten in den USA, deren Zahl aber „in ein paar Tagen gegen null sinken“ werde. Bewahrheitet hat sich das nicht, inzwischen sind es fast neun Millionen registrierte Fälle und es wurden knapp 230.000 Todesfälle erfasst. Zum Vergleich: Bezogen auf die Einwohnerzahl ist damit die Todesrate in den USA mehr als fünfeinhalb mal so hoch wie in Deutschland. Seinen Herausforderer Joe Biden verhöhnte der Präsident trotzdem, weil der Maske trägt. Doch Trump kann auf treue Anhänger zählen – denn er hat ja auch viel für sie durchgesetzt, wie Dorothee Krings in ihrer Analyse herausarbeitet. Ob das für seine Wiederwahl am kommenden Dienstag reicht? Ich wäre froh, wenn er das Weiße Haus verlassen muss, weil mir die USA seit einem Schüleraustausch vor bald 40 Jahren sehr am Herzen liegen. Glauben kann ich es frühestens am Mittwochmorgen.

Schon morgen früh schreibe ich Ihnen wieder, ganz sicher geht es auch um Corona. Aber so kritisch ich die Beschlüsse auch sehe – es hilft nichts. „Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz“, wusste schon Martin Luther. Ein ebenso deftiges wie wahres Bild. Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen Tag.

Herzlich

Moritz Döbler

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