Liebe Frau Do, im Düsseldorfer Landtag führen die Corona-Schutzmaßnahmen dazu, dass der Ministerpräsident gestern in einer Art Glashaus zu sehen war. Aber nicht Armin Laschet wirft mit den metaphorischen Steinen, sondern vor allem die Opposition, und deswegen geht auch politisch bisher nichts zu Bruch. Kristina Dunz und Maximilian Plück zeichnen die Debatte um den Regierungschef und Gütersloh nach. Aus der CDU ist keine drei Monate vor der Kommunalwahl zwar Besorgnis zu hören, aber keine offene Kritik. Man wolle dem Ministerpräsidenten das Leben nicht noch schwerer machen, erklärten mehrere Parteifreunde, ohne sich namentlich zitieren lassen zu wollen. Schwerer wird das Reisen aber auf jeden Fall für die Bewohner der betroffenen westfälischen Region, die Restriktionen finden Sie hier. Die durchgängige Maskenpflicht für Menschen aus den Kreisen Gütersloh und Warendorf, wie sie die Stadt Münster beschlossen hat, sei „diskriminierend“ und „nicht zu tolerieren“, urteilt Laschet. Diskriminierend ist es, Menschen einer bestimmten Herkunft oder Ethnie zu benachteiligen oder ihnen negative Eigenschaften zuzuschreiben. Und deswegen gerät die Berichterstattung über die sogenannten Clans gelegentlich in schwieriges Fahrwasser. Jede arabische Großfamilie unter Verdacht zu stellen, kann nicht angehen – die Augen vor kriminellen Clans zu verschließen, allerdings auch nicht. Das Landeskriminalamt prüft derzeit, ob Corona-Hilfsgelder in diese Strukturen geflossen sind. Leicht ist das nicht: Ein Unternehmer darf nicht den Anspruch nur deswegen verlieren, weil er zu einer bestimmten Familie gehört. Sippenhaft gibt es in einem Rechtsstaat nicht. Christian Schwerdtfeger hat recherchiert, wie die Ermittlungen verlaufen und auf welche Hindernisse sie stoßen. Dass die Clans sich in Deutschland niedergelassen haben, hat mit den Verhältnissen in Nahost und insbesondere im Libanon zu tun. Und das hängt wiederum eng mit den Vereinten Nationen zusammen, die morgen vor 75 Jahren gegründet wurden. Jan Dirk Herbermann, unser Korrespondent in Genf, stellt in seiner Analyse fest, dass der Jubilar schwächelt. Nun war von Beginn an schon häufig so, dass die Uno die ehrenvollen Absichten, die sie bestimmen, nicht verwirklichen konnte. Ich erinnere mich lebhaft daran, wie die Blauhelme das Massaker von Srebrenica geschehen ließen, weil ich 1994/95 immer wieder als Reporter in Bosnien war, wenn auch nicht in jenem Juli. Das Foto des überforderten Uno-Offiziers, der mit Serbenführer Ratko Mladic ein Gläschen trinkt, ging um die Welt. Trotzdem, die Vereinten Nationen mögen viele Defizite haben, aber ohne sie gäbe es mehr Krieg in der Welt. Nicht alles, was etwas aus der Zeit fällt, ist deswegen schon obsolet. Aus der Zeit gefallen ist hierzulande die Kohleverstromung, Deutschland hat sich dem Kampf gegen den Klimawandel verschrieben, für die einen zu stark, für die anderen zu wenig. Doch nun zeigt sich, dass der Kohleausstieg teurer werden könnte, wie unsere Berliner Korrespondentin Birgit Marschall recherchiert hat. Mag sein, dass diese Nachricht in Zeiten von Konjunkturpaketen für Milliarden und Abermilliarden etwas untergeht. Eines ist aber sicher: Zahlen werden das alles Sie beziehungsweise Ihre Kinder und Kindeskinder, ob nun über die Steuer oder die Stromrechnung. Wenn Sie bei diesem Blick auf die Politik jetzt nur noch Brot und Spiele wollen, helfe ich gerne, jedenfalls bei einem der beiden Posten. Bayern München steht ja erneut als Meister der Fußball-Bundesliga fest. Aber unsere Sportredaktion hat die Meister der Herzen auserkoren – ein vergnüglich zu lesender Text über Vereine, die es wirklich verdient hätten. Die Fortuna wird nicht erwähnt, damit der Lokalpatriotismus der Düsseldorfer Redaktion nicht den Blick verstellt. Warum der HSV vorkommt, aber Werder Bremen nicht – rätselhaft. Es ist eben eine ganz subjektive Auswahl. Sie können sich, wenn Sie den Text gelesen haben, in das Fachsimpeln von Fußballfans einmischen, selbst wenn Sie eigentlich wenig Ahnung haben sollten. Herzliche Grüße! Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |