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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Mittwoch, 09.12.2020 | Überwiegend bewölkt bei stabilen 6°C. | ||
+ In Großbritannien wird schon geimpft, während Berlin bei den Impfdosen knapp kalkuliert + Weihnachtsferien könnten bis zum 10. Januar verlängert werden + Linke nominiert Klaus Lederer als Spitzenkandidaten + |
von Anke Myrrhe |
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Guten Morgen, Vorwarnung: Dieser Checkpoint könnte Reste von Glühwein enthalten. Jaja, wir wissen schon: Doppelmoral, wo wir doch zu Beginn der Woche vom Alkohol abgeraten und marodierende Glühwein-Pulks aufgelöst hatten. Zu unserer Verteidigung können wir vorbringen, dass jede/r von uns die Checkpoint-Weihnachtsfeier gestern Abend auf maximalem Abstand vorm frisch desinfizierten Laptop verbracht hat (Beweisfoto). Vorteil: Es riecht besser und die musikalischen Darbietungen haben durch Zeitverzögerung einiges an Virtuosität gewonnen. Da es leider noch ein wenig dauert, bis die Checkpoint-Band die neuen Hits in die Waldbühne bringen kann (falls sich heute überhaupt noch jemand erinnert), vertreiben wir Ihnen die Zeit mit einem kleinen Weihnachts-Quiz: Nicht alle Meldungen dieser Ausgabe habe ich selbst verfasst, zugeliefert haben aus Gründen der Feiersolidarität Julius Betschka (2), Felix Hackenbruch, Ann-Kathrin Hipp, Robert Ide und Stefan Jacobs jeweils eine Meldung. Jetzt ist Ihr CP-Fachwissen gefragt: Wer alle Autor/innen richtig zuordnet, kommt in die Verlosungs-Tasche für ein exklusives CP-Paket bestehend aus Jutebeutel und Tasse. Wegen akuter Bruch-Gefahr (Tassen, nicht Beine) abzuholen im Tagesspiegel-Shop. Lösungen gerne an checkpoint@tagesspiegel.de. | |||||
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Wo wir hier gerade so gemütlich beisammen sind, gleich die beste Meldung des Tages hinterher: In Großbritannien sind gestern die ersten Menschen gegen das Coronavirus geimpft worden. Es kommentiert Martin, einer der ersten Geimpften: „Well, there’s no point in dying now, when I have lived this long, is there? I don’t plan to anyway.“ (Nun, es gibt keinen Grund, jetzt zu sterben, wo ich doch so lange gelebt habe, nicht wahr? Ich habe es jedenfalls nicht vor.) That’s the spirit! Und es weht ein Hauch von Hoffnung über die Welt, ein Vorgeschmack auf das Gefühl, wenn die Last der Verantwortung durch zwei kleine Pikser in den Oberarm von uns genommen wurde. | |||||
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Bis dahin liegt allerdings noch einiges vor uns, da es mit der Eigenverantwortung eher mittelgut läuft (Infektionszahlen stagnieren auf hohem Niveau) und das toxische Gemisch aus Glühwein und weihnachtlicher Wärme die Lage noch verschlechtern dürfte. Dissenz gibt es unter den Bundesländern eigentlich nur noch darüber, ob der Hammer (harter Lockdown) noch vor dem Weihnachtstanz kommt oder erst danach. In Berlin jedenfalls werden wohl die Ferien um eine Woche bis zum 10. Januar verlängert, um das nachweihnachtliche Superspreading zu verhindern (darüber und über mögliche weitere Maßnahmen wird in einer Woche verhandelt). Bis dahin hat Chefsportlehrerin Angela Merkel den ultimativen Tipp gegen Kälte im Klassenzimmer: „Vielleicht macht man auch mal eine kleine Kniebeuge oder klatscht in die Hände.“ Stehender Applaus. | |||||
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Und während in Großbritannien schon geimpft wird, schauen in Berlin viele ratlos auf die Zahlen, die uns gestern direkt aus einem internen Papier der Gesundheitsverwaltung auf den Küchentisch geflattert sind: Berlin rechnet im ersten Quartal lediglich mit 720 000 Impfdosen, 20 Prozent weniger als erwartet. Da jeder Mensch zwei Dosen braucht, reicht das für 360 000 Menschen. Allerdings sind davon nur 310 000 Dosen (= 155 000 Menschen) von den beiden in Zulassung befindlichen Impfstoffen von Moderna und Biontech – und das reicht nicht mal für die Über-80-Jährigen (203 000) und das medizinische und pflegende Personal (Krankenhäuser und Praxen = 30 000 Personen; stationäre Pflege = 22 511 Personen; ambulante Pflege = 22 308 Personen). Der Senat geht von einer schnellen Zulassung der weiteren Impfstoffe aus. „Der Zeitpunkt der Lieferung sowie die Zahl der tatsächlich lieferbaren Impfdosen variieren zurzeit stark“, heißt es im Papier, das gestern im Senat besprochen wurde. Nicht vergessen darf man bei verständlicher Enttäuschung über weitere Monate des Wartens, was für eine unglaubliche Leistung der Forschung es ist, dass nicht einmal ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie tatsächlich schon die ersten Nadelstiche gesetzt werden. Und wenn eine Stadt das Warten gelernt hat, dann doch wohl Berlin. | |||||
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Apropos Warten: Mitte November hat sich Radaktivist Heinrich Strößenreuther mit dem Coronavirus infiziert – und musste dann feststellen, dass es in Berlin nicht nur mit dem Ausbau der Radwege manchmal dauern kann. Neun Tage nach den ersten Symptomen und eine Woche nach seinem positiven Befund meldete sich das Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf bei seinen angegebenen Kontaktpersonen. Die hatte Strößenreuter da längst selbst informiert, teilweise hätten sie schon negative Testergebnisse gehabt, ehe das Gesundheitsamt anrief. „Wir machen einen Lockdown nach dem anderen, den die Steuerzahler gegenfinanzieren“, sagt Strößenreuther verärgert. „Warum kauft man da nicht mal ein paar Callcenter auf?“ Gesundheitsstadtrat Detlef Wagner (CDU) bestätigt auf Anfrage die langen Wartezeiten von bis zu neun Tagen. „Alle Gesundheitsämter stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagt er. Man müsse priorisieren, zuerst die vulnerablen Gruppen schützen. Strößenreuther habe sich richtig verhalten, indem er seine Kontakte informierte. Im Rahmen der Allgemeinverfügung sei er dazu sogar verpflichtet gewesen, sagt Wagner. Er „verstehe natürlich, wenn das für die einzelne Person unbefriedigend ist.“ | |||||
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Drei rote Ampellichter waren nicht genug, um die Aufmerksamkeit eines 25-jährigen Mercedesfahrers zu wecken: Vor einem Jahr fuhr er an der Schlossbrücke in Charlottenburg eine Radfahrerin tot, die bei Grün die Fahrbahn querte. Seine Erklärung gestern vor Gericht: „Mir fehlen drei bis vier Minuten um den Unfall herum.“ (Q: BZ). Laut Gutachter war seine Ampel seit fünfeinhalb Sekunden rot und die Radfahrerin gut zu sehen. Wegen fahrlässiger Tötung wurde er zu 90 Tagessätzen à 100 Euro verurteilt; wegen der Vorstrafe endet auch seine begonnene Karriere als Feuerwehrmann. Die Radfahrerin war die sechste und letzte, die im vergangenen Jahr auf Berlins Straßen starb. In diesem Jahr starben bisher 17. | |||||
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Die SPD im Berliner Westen hat das nächste Personalproblem: Nachdem dem Spandauer Kreischef Raed Saleh schon der Bürgermeisterkandidat für die Wahl im nächsten Jahr abhanden gekommen ist, verliert er nun einen Vertrauten an der Spitze der BVV: Christian Haß, seit 2011 Fraktionschef, ist zurückgetreten, weil er sich ein Darlehen aus der Fraktionskasse genehmigt hat. Helmut Kleebank, stellvertretender Kreischef, bestätigte den Vorgang am Abend meinem Kollegen André Görke (Spandau-Newsletter hier). Haß, seit 40 Jahren in der Partei, soll in den vergangenen Jahren gesundheitliche Probleme gehabt haben und arbeitslos geworden sein. Den vierstelligen Betrag soll er zurückgezahlt haben. Und auch das Bürgermeister-Problem bleibt ungelöst: Helmut Kleebank hört wie verabredet nach zehn Jahren auf und strebt in den Bundestag. Sein möglicher Nachfolger, ein Schulleiter aus Kladow, war kurz nach seiner Nominierung im Herbst überraschend wegen der Folgen einer Covid-19-Erkrankung zurückgetreten. Und Spandau sucht weiter. | |||||
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Gefunden haben die Kollegen der Bezirksnewsletter hingegen verschollene Biber – und zwar nicht nur in Spandau. Gerd Appenzeller, der das Tegeler Fließ besser kennt als jeder Nager, hat eindeutige Spuren entdeckt (Beweisfoto). Wildtierexperte Derk Ehlert (CP-Leser/innen wohlbekannt vom Insel-Check) bestätigt, er habe das Tier bereits im Oktober mit den Wasserbüffeln grasen sehen. „Es schien beide Arten nicht zu stören.“ | |||||
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