Liebe Frau Do, jetzt kann uns also nur noch Staatskunst retten. Das hat die britische Queen zum Auftakt des Weltklimagipfels in Glasgow gesagt. Staatskunst bedeutet für sie, mit dem Weitblick auf künftige Generationen Entscheidungen zu treffen, die ins Geschichtsbuch drängen. Das ist so hoch gegriffen, dass einen doch nur wieder dieses Klimawandel-Vergeblichkeitsgefühl beschleicht: zu spät, zu unentschlossen, zu unkoordiniert wirken alle Bemühungen, um „die letzten Chancen“ zu ergreifen. Globalisierung – dabei ging es zu lange um freien Warenverkehr und Ausbeutung weniger entwickelter, weniger geschützter Regionen der Erde. Und nicht darum, dass die Weltgemeinschaft lernt, Interessen global auszuhandeln und Entscheidungen zum Wohl künftiger Generationen zu treffen. Womöglich steuern wir also auf eine Erderwärmung von drei Grad zu, hieß es jetzt beim Gipfel, was katastrophale Lebensbedingungen nach sich ziehen würde. Es gibt also genug Gründe für Pessimismus. Doch Ohnmacht ist ein taubes Gefühl. Ohnmacht sorgt für totale Passivität – auch geistig. Dabei muss gemeinsames Handeln die Antwort sein. Und das setzt öffentliche Kommunikation voraus. Möglichst vielstimmig. Möglichst respektvoll. Auch darum geht es gerade in Glasgow. Heute wichtig: MPK: NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hat den Vorsitz der Ministerpräsidentenkonferenz übernommen - und macht sich für ein baldiges Treffen stark. Damit stößt er allerdings auf Gegenwind. Mehrere Ministerpräsidenten lehnen ein Treffen ab. Kinder-Impfungen: In den USA dürfen ab sofort auch Fünf- bis Elfjährige mit Biontech/Pfizer geimpft werden. Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat Impfungen von Kindern mit einer kleineren Dosis des Impfstoffs zugestimmt. Mehr Nachrichten zum Coronavirus finden Sie in unserem Newsblog. Niederlande: Der Blick ins Nachbarland zeigt, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist. Mark Rutte, kommissarischer Ministerpräsident, hat am Dienstagabend angesichts der hohen Infektionszahlen neue Einschränkungen verkündet. Tobias Müller berichtet aus Amsterdam.
New York: Der Demokrat Eric Adams wird übereinstimmenden Prognosen zufolge 110. Bürgermeister der US-Metropole New York City. Der 61-jährige bisherige Stadtteil-Bürgermeister Brooklyns setzte sich bei der Abstimmung in der Acht-Millionen-Großstadt gegen seinen republikanischen Kontrahenten Curtis Sliwa durch. Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast. Meinung am Morgen: Corona: Noch immer lassen sich zu viele Menschen nicht impfen. Das gefährdet Kinder, die sich noch nicht immunisieren können, und Ältere, bei denen der Schutz nachlässt. Dass der noch amtierende Gesundheitsminister Jens Spahn nun fordert, Impfzentren wieder zu öffnen, ist jedoch nur ein populistischer Vorschlag, schreibt Antje Höning in ihrem Kommentar. Spahn selbst befand schließlich erst vor fünf Wochen, dass die Parallelstruktur zu teuer sei und Hausärzte das Impfen übernehmen sollten. Freiwilligendienste: Freiwilligendienste im Ausland sind beliebt. Viele junge Leute versuchen so, ein Jahr nach dem Abitur sinnvoll zu füllen und Erfahrungen zu sammeln, die sich auch im Lebenslauf gut machen. Für einige Organisationen ist das ein riesiges Geschäft. Und manche Kritiker sehen in den Freiwilligendiensten die Reproduktion kolonialer Strukturen, schreibt die Infektionsbiologin Gabriele Pradel in ihrer Kolumne „Wissensdrang“. CDU: Jetzt steht also fest: Die Mitglieder der CDU sollen über die Nachfolge von Parteichef Armin Laschet entscheiden. Auf einem Bundesparteitag im Januar soll dann der neue Chef formal gewählt werden. Die CDU sollte sich mit ihrer Neuaufstellung beeilen, schreibt Kerstin Münstermann in ihrem Kommentar. Im Falle der Regierungsübernahme wolle die SPD das Ampel-Konzept auf die Länder übertragen. Die CDU müsse schnell an Profil gewinnen. So gesehen: Schon lustig, welche Begeisterung Kinder für nutzlose Dinge entwickeln können. Neuerdings etwa für bunte Silikonplatten mit Dellen, die sich umstülpen lassen. Plopt lustig, und wenn man fertig ist, dreht man die Platte um, weiter geht’s. „Pop-its“ sind Anti-Stress-Spielzeuge und werden jetzt auch im Unterricht eingesetzt. Genau wie davor die „Spinners“, die sich kugellager-geschmeidig um sich selbst drehen. Anscheinend hält das Leben heute schon für junge Menschen so viel Anspannung bereit, dass sie es genießen, etwas Gleichförmiges zu tun, das sich gut anfühlt. Gibt ja auch Erwachsene, die gern Luftpolsterfolie platzen lassen. Oder Knallerbsen auf den Asphalt schmettern. Führt zu nix, aber das soll schließlich auch mal erlaubt sein. Ich wünsche Ihnen also einen Tag mit genügend Spielraum – egal wie Sie ihn nutzen! Herzlich, Ihre Dorothee Krings Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |