Liebe Frau Do, der Außenminister hat sich mit einem Interview in den Sommerurlaub verabschiedet. Mit Heiko Maas sprachen Kristina Dunz und Holger Möhle über die drängendsten außenpolitischen Themen und seine SPD. Die Kommunikation mit dem Weißen Haus sei schwieriger geworden. „Aber wir brauchen die USA auch in Zukunft. Übrigens auch umgekehrt“, sagt er. Wer auf eine Abwahl von Donald Trump hoffe, solle sich darauf einstellen, „dass es selbst in diesem Fall nicht mehr so gemütlich sein wird wie früher“. Eher ungemütlich ist es auch für SPD mit Blick auf die Bundestagswahl in gut einem Jahr. Keinen Kanzlerkandidaten aufzustellen, „käme einer Selbstverzwergung gleich“, warnt Maas. Olaf Scholz? „Es gibt viele, die ihm zutrauen, kanzlertauglich zu sein. Ich auch.“ Kanzlertauglich mag der Vizekanzler sein, aber bevor es überhaupt so weit kommen kann, muss Olaf Scholz ein Problem klären. In ihrer Analyse beschreibt Birgit Marschall den Wirecard-Skandal als einen Albtraum für den Bundesfinanzminister. Als Hans-Jochen Vogel Kanzlerkandidat war, war von einer Selbstverzwergung der SPD im Jahr 1983 keine Rede. Vogel holte für die SPD 38,2 Prozent und wurde nicht Kanzler – weil Helmut Kohl mit der CDU mehr Stimmen gewann und eine Koalition mit der FDP einging. Am Sonntag ist Vogel im Alter von 94 Jahren an den Folgen einer Parkinsonerkrankung gestorben. Birgit Marschall und Holger Möhle haben einen Nachruf über den Mann geschrieben, dessen Wort bis ins hohe Alter noch mächtig Gewicht in der Partei hatte. Vor zwei Tagen hatte ich Sie hier auf ein anderes Interview hingewiesen: „Die zweite Welle ist schon da“, sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer darin. Wer sich in NRW umschaut, hat nicht den Eindruck, dass die Sorge besonders groß ist. Im Gegenteil, es greift eine neue Nachlässigkeit um sich, wie Claudia Hauser recherchiert hat. Menschen fahren ohne Mund-Nasen-Schutz Bus oder Bahn, in Gaststätten werden keine Daten mehr erhoben, Partys müssen aufgelöst werden. Der Corona-Ausbruch bei Tönnies hat den Blick auf unsere eigenen Widersprüche beim Fleisch gelenkt. In den Schlagzeilen ging die Wirklichkeit, wie sie sich für Landwirte darstellt, allerdings unter. Unser Chefreporter Christian Schwerdtfeger hat Lukas Hinckers besucht, der gemeinsam mit seinen Eltern einen Hof mit gut 2000 Schweinen in Uedem bewirtschaftet. An dem Artikel zeigt sich einmal mehr, wie wenig der erhobene Zeigefinger uns voranbringt. „Wir brauchen eine langfristige Perspektive. Dann kann man sich auch verändern und positiv in die Zukunft schauen“, sagt Lukas Hinckers, ein Landwirt aus Leidenschaft. Bauernhöfe oder Schlachtbetriebe lassen sich nicht im Homeoffice betreiben. Bei den meisten Bürotätigkeiten ist das anders. Reinhard Kowalewsky hat sich bei Unternehmen in NRW umgehört, wie sie inzwischen mit dem Thema umgehen. Es ist bei vielen ähnlich wie bei uns in der Redaktion: Die Pandemie hat uns zunächst ins Homeoffice gezwungen, jetzt wollen viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so weiterarbeiten, manche durchgängig, andere nur zum Teil. Es ist eine neue Freiheit, die sich aus den Corona-Maßnahmen ergeben kann. Ich wünsche Ihnen einen freien, fröhlichen Start in die neue Woche. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |