Laden...
|
Wochenende Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Samstag, 28.11.2020 | Bewölkt, leichte Schauer möglich bei maximal 5°C. | ||
+ Der Sinn und Unsinn der Berliner Corona-Weihnachtsverordnung + Warum der SPD-Parteitag besser war als die „Heute-show“ + Das Ordnungsamt versteigert 164 zurückgelassene Autos – darunter ein Mercedes 300 SEL + |
von Lorenz Maroldt |
| |||||
| |||||
| |||||
|
Doch wie in den oft rätselhaften Geschichten der Bibel gilt es auch in der verwirrenden Geschichte der Verordnungen die Botschaft zu sehen, und die hat Michael Müller auf den Punkt gebracht: „Uns darf nicht die Luft ausgehen“ – und das ist wörtlich zu verstehen. Die freie Kapazität zur Behandlung Schwerkranker auf den Berliner Intensivstationen wird immer geringer, die seit November geltenden Beschränkungen haben keine Entlastung gebracht. Ganz Berlin ist ein „Hotspot“, und Corona kennt keinen Weihnachtsfrieden. Die Berliner Verordnung macht deutlich, dass jetzt keine Zeit ist für eine „Atempause“ von den Anstrengungen des Corona-Lebens. Aber Weihnachten nur zu fünft statt zu zehnt wird das Problem allein nicht lösen. Die Menschen tendieren in den letzten Dezembertagen zur Großzügigkeit; auch auf einen Gast mehr oder weniger kommt es den meisten dann vermutlich nicht an, zumal sie ja wissen: Zum Zählappell unterm Weihnachtsbaum wird der Staat sie nicht rufen. Der Beschluss des Senats hat aber neben dem symbolischen Wert auch einen praktischen: Wer an diesen Heiligen Abend denkt, den plagen oft Gewissensnöte; in vielen Familien herrscht Unsicherheit, in anderen Streit darüber, wie das Fest zu begehen ist. Die strengere Berliner Verordnung gibt den Vorsichtigen gegenüber den Risikobereiten ein starkes Argument in Hand: Wir dürfen das nicht. Das beste Geschenk des Jahres ist diesmal ohnehin die Vorfreude – auf ein Wiedersehen in der Zeit nach Corona. | |||||
|
| |||||
| |||||
| |||||
|
Übrigens: Die neue Corona-Verordnung sollte eigentlich bereits heute in Kraft treten, aber wegen redaktioneller Verzögerungen konnte sie nicht mehr rechtzeitig veröffentlich werden. Neuer Termin: Sonntag. Dazu auch der Hinweis für Neuberliner: Sie sollten sich nicht darauf verlassen, dass Heiligabend hier wirklich schon am 24.12. stattfindet – die Ankunft des Weihnachtsmanns muss erst im Amtsblatt angezeigt werden. | |||||
|
| |||||
| |||||
| |||||
|
„Das ist besser als die „Heute-show“, jubelte der SPD-Abgeordnete Sven Kohlmeier über den digital-analogen Hybrid-Landesparteitag seiner Partei, und er resümierte: „Ernsthafte Demokratie und ein bisschen Parodie“. Und tatsächlich: Inmitten der Unterhaltungswüste, in die Corona Berlin verwandelt hat, stellte die SPD in einem beispiellosen Kraftakt ein respektables Programm mit Spurenelementen von videotechnischem Slapstick auf die Bühne. Anders als sonst konnten sich die Redner nicht am Beifall berauschen – die Delegierten saßen zuhause mit einem Getränk in der Hand vor dem Rechner und kommentierten das Geschehen in privaten Chats und auf sozialen Netzwerken (einen Verlauf des Abend können Sie hier in unserem Blog nachlesen). Michael Müller verabschiedete sich als Landesvorsitzender, blickte zurück auf seine größten Erfolge (… „und nebenbei haben wir auch 'nen Flughafen fertig gebaut“) – und bekam zum Abschied einen original Willy-Brandt-Warhol geschenkt.Unsere Kollegin Sabine Beikler beschreibt seinen Abgang so: „Michael Müller steht neben dem Bild, freut sich, hält einen Blumenstrauß in der Hand und verlässt das Podium, nachdem er sich eine schwarze Maske aufgesetzt hat.“ So endet eine Ära. Andreas Geisel persiflierte aus Versehen Rudi Dutschke: „Michael, der Kampf geht weiter!“ Raed Saleh fand, dass es an Zeit war, sich bei den Migrantinnen und Migranten für Thilo Sarrazin zu entschuldigen. Franziska Giffey tat, was sie am besten kann als gäbe es ein „Gute-Rede-Gesetz“, schien sie die ganze Welt zu umarmen: „Ich trete an, Ihr könnt Euch auf mich verlassen – egal, was passiert und was die Leute sagen!“ Ein Delegierter beschwerte sich in seinem Wortbeitrag darüber, dass alles, was hinter geschlossenen Türen vertraulich besprochen wird, „immer gleich im Checkpoint steht“. Und weiter: „Das kann doch nicht sein, dass der Checkpoint schreibt, was Kevin (Kühnert) im Landesvorstand sagt!“ Wir schauen gleich noch mal nach… doch, das kann sein. Die Ergebnisse der Vorsitzendenwahl sollen heute Vormittag bekannt gegeben werden. | |||||
|
| |||||
| |||||
| |||||
|
In der Abo-Version des Checkpoints lesen Sie heute außerdem: + Der Chef der Wasserbetriebe hört früher auf als erwartet. + Welche Städte die allertollsten sind. + Wem es Björn Höcke verdankt, dass er bis 88 zählen kann. + Antje Kapek machte sich über „Coronahysterie“ lustig. + Welche Automodelle von ihren Liebhabern sitzen gelassen werden. + Giftige Heizpilze im Görli. + Feingoldrausch im Amtsgericht. + Grundstücksnummern-Gaga. + Kuhfladen-Esoteriker wollen das SO 36 retten. + Wochniks Wochenende: Was Sie in 48 Stunden Berlin trotz Corona erleben können. + Das Wochenrätsel: Zu gewinnen gibt’s einen Checkpott. Die Aboversion des Checkpoints und Tagesspiegel Plus können Sie jetzt ganz einfach 30 Tage kostenlos testen. | |||||
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Laden...
Laden...
© 2024