Liebe Leserin, Lieber Leser,
die Großfahndung nach dem eventuellen Puma in Sachsen-Anhalt ist bislang ergebnislos verlaufen. Widmen wir uns also einem wichtigeren Thema: den Freizeitaktivitäten des queeren Regenbogennetzwerks von Beschäftigten des Bundestags.
Gleich vorweg: Queere Menschen erleben im Alltag Anfeindungen, die sich viele von uns gar nicht vorstellen können. Dass die Christopher-Street-Day Paraden (CSD) längst im Visier von gewaltbereiten Rechtsextremen sind, ist nur ein weiterer gefährlicher Trend.
Es ist Aufgabe des Staates, CSD-Teilnehmer zu schützen. Nicht seine Aufgabe ist es, selbst im Netzhemd mitzutanzen. Die Bundestagsverwaltung hat also völlig richtig entschieden, ihre Mitarbeiter am 26. Juli nicht als offizielle Fußgruppe beim Berliner CSD mitlaufen zu lassen.
Das ist kein „politisches und moralisches Versagen auf ganzer Linie“, wie Linken-Abgeordnete der Parlamentspräsidentin Julia Klöckner (CDU) nun vorwerfen. Es ist auch kein „gesellschaftlicher Rückschritt” oder „Einknicken vor rechten Tendenzen”, wie Verdi-Chef Frank Werneke unterstellt. Im Übrigen: Als Gewerkschaftsführer am Jahrestag des Arbeiteraufstands vom 17. Juni 1953 die CSD-Entscheidung mit einem „de facto-Demonstrationsverbot“ zu vergleichen, ist schon selten peinlich.
Denn jeder Bundestagsmitarbeiter darf privat so viel CSD feiern, wie er lustig ist. Nicht aber im Namen seines Arbeitgebers, der, mal so nebenbei, als Verfassungsorgan dem Gebot zu Neutralität und politischer Zurückhaltung unterliegt. |