brisante Beweismittel, die Bundeskanzler Olaf Scholz in Bedrängnis bringen könnten, sind in Hamburg zwischenzeitlich aus einem Tresor verschwunden. Enthüllungsjournalist Oliver Schröm, der seit Jahren im Cum-Ex-Skandal recherchiert, ist fassungslos. Im Interview mit Cicero-Wirtschaftsredakteur Daniel Gräber macht er seiner Irritation etwas Luft: „Palermo liegt an der Alster“, sagt er. Und: „Das sind mafiöse Strukturen“. Irritiert ist auch unser Kolumnist Alexander Grau. Denn in Deutschland hält fast die Hälfte der Bevölkerung das militärische Vorgehen Israels im Gazastreifen für übertrieben. Einmal mehr siegen hierzulande Gefühl und Betroffenheit über Analyse des militärisch und politisch Notwendigen, schreibt Grau in seiner Wochenendkolumne. Für ihn gibt es eine klare Grenze: Ein Staat darf sich nicht erpressen lassen. Der Jurist Volker Boehme-Neßler hat sich derweil mit dem Stiftungsfinanierungsgesetz auseinandergesetzt. Klingt trocken, ist es aber nicht. Denn damit hat die Ampel-Regierung endlich einen Gesetzesentwurf ins Parlament eingebracht, der die Finanzierung der parteinahen Stiftungen verfassungskonform regeln soll. Das geplante Gesetz ist nach Meinung Boehme-Neßlers allerdings völlig unzureichend und in Teilen auch verfassungswidrig. Er sieht darin einen staatlicher Meinungskorridor für parteinahe Stiftungen. Cicero-Autor Mathias Brodkorb richtet sein Augenmerk lieber auf die Klimapolitik: auf Überkomplexität, Bürokratie, mangelnden Konsens und fehlende Glaubwürdigkeit der politischen Eliten. In der Cicero-Titelgeschichte aus dem November, die wir an diesem Wochenende auch online zugänglich machen, geht Brodkorb der Frage nach, warum der Kampf gegen den Klimawandel, dieses gewaltige Sisyphos-Projekt, unter den Bedingungen des Pariser Abkommens scheitern wird. Egal aber wie es mit dem Klima weitergeht, jetzt ist erst einmal Herbst. Und das heißt: miese Stimmung, frösteln und eine diffuse Schlappheit. Auch unser Genusskolumnist kennt den gefürchteteten „Herbstblues“. Aber er hat im Laufe der Jahre gelernt, damit einigermaßen gelassen umzugehen. Wie das geht, das verrät er in seiner wöchentlichen Kolumne. Gelassen umgehen sollte man auch mit der Technik. Doch das ist gar nicht so einfach. Denn die Digitalisierung hat die Grenzen von Körper, Welt und Wahrnehmung vollkommen durcheinandergewirbelt. Was ist noch Wirklichkeit und was Virtualität? Mit dieser Frage beschäftigt sich der aktueller Essay „Obdachlos im Cyberspace“, den wir in Auszügen veröffentlichen. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Cum-ExChefredakteur |