Gerhard Strate ist nicht nur einer der bekanntesten deutschen Strafverteidiger, sondern auch ein überzeugter Citoyen. Also jemand, der sich einmischt ins politische Geschehen und das Wort ergreift, wenn er glaubt, dass in unserem Gemeinwesen etwas aus dem Ruder läuft. So wie derzeit bei der „Bundeszentrale für politische Bildung“ (bpb), die sich offenbar vom seriösen Anbieter neutral recherchierter Hintergrundinformationen immer mehr zur ideologisch agierenden Propagandabehörde auf Kosten der Steuerzahler entwickelt. Dass sich jetzt auch noch das Bundesverfassungsgericht vor den Karren der bpb spannen lässt, bringt Strate regelrecht auf die Palme. Jedenfalls hat er sich seinen ganzen Unmut über diese dem Bundesinnenministerium nachgeordnete Behörde von der Seele geschrieben. Der Titel seiner Philippika („Bundeszentrale für politische Blödheit“) ist zugegebenermaßen ganz schön zugespitzt. Aber das gehört zum leidenschaftlichen Diskurs eben dazu. Gerhard Strate hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg, doch in Deutschland scheuen immer mehr Menschen genau davor zurück: Laut einer Allensbach-Studie zur Meinungsfreiheit geben lediglich 45 Prozent der Befragten an, sie hätten das Gefühl, ihre politische Meinung frei äußern zu können. Der zuständige Allensbach-Projektleiter Thomas Petersen sagt im Interview mit meiner Kollegin Alissa Kim Neu, auch in Deutschland verstärke sich zunehmend der Druck der Anpassung, der von einer kleinen Minderheit ausgeübt wird. Auf die Frage, welche Rolle die Medien bei der Wahrnehmung einer eingeschränkten Meinungsfreiheit spielten, antwortet Petersen: „Die Medien spielen eine sehr große Rolle. Sie diskutieren neue Maßstäbe und besetzen Begriffe in einem intellektuellen Diskurs, der sehr abgehoben ist und kaum noch mit der Lebensrealität der meisten Menschen zu tun hat.“ Wir selbst geben uns jedenfalls alle Mühe, nicht allzu abgehoben auf Sie zu wirken – und stellen uns natürlich auch der vorherrschenden Lebensrealität. Die beträgt in Berlin gerade 31 Grad Außentemperatur bei drückender Schwüle. Und in meinem unklimatisierten Büro kann von einem abgeschotteten Schonklima keine Rede sein. Morgen früh empfängt Sie auf www.cicero.de übrigens unser Fußball-EM-Kolumnist Holger Schmieder mit einer Stilkritik der Pressekonferenzen des deutschen Nationaltrainers Joachim Löw. Mein Tipp: Es könnte heiter werden. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |