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Tagesspiegel Checkpoint vom Montag, 27.06.2022 | Wolkig bei sommerlichen Höchstwerten um 34°C. | ||
+ Die Helfer brauchen Hilfe: Beim Rettungsdienst herrscht der Ausnahmezustand + Wenig Barrierefreiheit auf Berliner Veranstaltungsorten + Kay Bernstein ist neuer Hertha-Präsident + |
von Daniel Böldt |
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Guten Morgen, wir blicken zunächst auf die aktuelle Lage im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine: +++ Die russische Armee hat am Wochenende wieder Ziele in Kiew angegriffen. Unter anderem wurde ein neunstöckiges Wohnhaus in der ukrainischen Hauptstadt getroffen, mehrere Menschen wurden verletzt. +++ Nach der Einnahme der ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk durch russische Truppen gehen die Kämpfe um die Stadt Lyssytschansk weiter. Es ist die letzte größere Stadt, die in der Region Luhansk noch von der Ukraine kontrolliert wird. +++ Auf dem G7-Gipfel in Bayern soll heute der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj per Video zugeschaltet werden. +++ Die G7-Staaten wollen nach Angaben von US-Präsident Joe Biden ein Importverbot für russisches Gold verkünden. +++ Der neue Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, Bernd Schütt, sieht die größte Gefahr für eine militärische Eskalation mit Russland an der Nordostflanke der Nato. +++ Bei einem Raketeneinschlag im Gebiet Odessa im Süden der Ukraine sind sechs Menschen zu Schaden gekommen. Über alle weiteren Entwicklungen informieren wir Sie fortlaufend in unserem Tagesspiegel-Newsblog. | |||||
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Am Sonntag verschickte die Berliner Feuerwehr ein Fax an die von Iris Spranger (SPD) geführte Senatsinnenverwaltung mit der Überschrift „Besonderes Ereignis am 25.06.2022“. Und nein, dass es sich um ein Fax handelte, ist hier ausnahmsweise mal nicht der große Skandal. Bereits zum 164. Mal in diesem Jahr musste am Samstag beim Rettungsdienst der Notstand ausgerufen werden (Sonntag folgte Nummer 165). Zum Vergleich: Im Jahr 2020 wurde der Ausnahmezustand „nur“ 69-mal ausgerufen, im Jahr 2021 insgesamt 178-mal. Um das Wochenende war die Lage besonders dramatisch. Bereits am Freitag meldete die Feuerwehr mehrfach, dass kein einziger freier Rettungswagen in ganz Berlin mehr bereitstehe. Und auch am Samstag mussten zum Teil Löschfahrzeuge als Ersatz losgeschickt werden. Das ganze Ausmaß des Ausnahmezustands hat Alexander Fröhlich für Sie hier rekonstruiert (T+). | |||||
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In der vergangenen Woche berichteten die Kolleg:innen der taz von Roland Mandel, der 2019 ein Ticket für den Auftritt der Band Pearl Jam in der Waldbühne kaufte. Mittlerweile nutzt Mandel einen Rollstuhl, weswegen ihm der Veranstalter den Konzertbesuch verwehren wollte. Grund: Die 12 Plätze für Rollstuhlnutzer:innen waren schon vergeben. Mandel schaffte es schließlich mit viel Beharrlichkeit doch noch zum Konzert (und sogar auf die Bühne), das generelle Problem aber bleibt: Gerade mal 0,05 Prozent der Plätze in der Waldbühne sind rollstuhlgeeignet. Obwohl die „Verordnung über den Betrieb von baulichen Anlagen“ eine Ein-Prozent-Quote für Rollstuhlplätze vorschreibt. Nicht viel besser sieht es bei anderen Berliner Veranstaltungsorten aus, wie eine Checkpoint-Recherche zeigt: In der Wuhlheide sind rund 0,1 Prozent der Plätze für Rollstühle geeignet, ebenso in der Max-Schmeling-Halle (laut Webseite gibt es „mindestens 16“ Rollstuhlplätze bei einer Kapazität von maximal 11.900). Knapp dran ist man in der Mercedes-Benz-Arena (0,76 Prozent), im Velodrom schafft man die Ein-Prozent-Quote und bei Bedarf sogar mehr, wie eine Sprecherin mitteilt. Auf viele Barrieren trifft man dagegen in den größten Fußballstadien Berlins. Im Olympiastadion sind 0,22 Prozent der Plätze für Rollstuhlnutzer:innen reserviert, in der Alten Försterei gerade einmal 0,15 Prozent. Während die Olympiastadion Berlin GmbH darauf verweist, dass die entsprechende Verordnung die Ein-Prozent-Quote nur in Zusammenhang mit „Versammlungsräumen“ nennt (was zwar stimmt, aber im Sinne der Barrierefreiheit ein eigenartiges Argument ist), gibt Union-Sprecher Christian Arbeit immerhin zu, dass die Zahl der Plätze für Rollstuhlfahrer nicht „bedarfsgerecht“ sei. Lichtblick: Sowohl im Olympiastadion als auch in der Alten Försterei soll die Anzahl der Rollstuhlplätze in Zukunft erhöht werden. | |||||
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Apropos Olympiastadion. Gestern um kurz nach halb zwei schallte es durch den City Cube Berlin: „Hertha BSCeee heißt unser Vereeeein – Hertha BSCeee wird es immer seeeein!“ Wenige Sekunden zuvor hatten die Hertha-Mitglieder recht unerwartet den 41-jährigen Kay Bernstein zum neuen Präsidenten des Vereins gewählt – was von einem Teil der Anwesenden dann lautstark gefeiert wurde. Das Ergebnis kommt einer „Art Revolution“ gleich, schreibt mein Kollege Sebastian Schlichting. Bernstein, früher selbst Teil der aktiven Fanszene und Gründungsmitglied von Herthas Ultra-Gruppierung „Harlekins Berlin“, setzte sich gegen den bestens vernetzten Frank Steffel durch, den Älteren noch bekannt als „Kennedy von der Spree“ und CDU-Spitzenkandidat in Berlin. Was Bernstein bei Hertha anders machen will, können Sie hier in einem Interview aus dem Mai lesen. | |||||
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Da soll noch einer sagen, die Berliner Politik sei nicht bürgernah. „Lifestyle-Tipps direkt aus der Berliner Verwaltung“ – unter diesem Motto twittert der Account „Senatsverwaltung für Gesundheit & Beauty“. Und es gibt wirklich kein Verlangen, keine Alltagsherausforderung, die hier nicht adressiert wird. Beispiel gefällig? Bitte: „Buttersorten: Das sind die Unterschiede“ – „Die Nagellack-Trends für Herbst und Winter 2020“ – „Knutschflecken: Wie man sie schnell wieder los wird“. Oder mein persönliches Highlight: „Weihnachtsspeck loswerden: 10 Tipps für die Januar-Diät“ (getwittert am 31. März 2021). Fake scheinen zumindest die Tipps nicht zu sein. Die verlinkten Webseiten führen zum Hauptstadtportal „Berlin.de“. Die Seiten sind zwar nicht mehr aktiv, lassen sich aber mit einem kleinen Umweg noch aufrufen. Nur für den Social-Media-Account selbst will keiner verantwortlich sein. Die Gesundheitssenatsverwaltung schreibt auf Checkpoint-Anfrage: „Der Twitteraccount „Senatsverwaltung für Gesundheit & Beauty“, den wir bereits gemeldet haben, wurde nicht von uns angelegt und uns ist nicht bekannt, wer für diesen Account verantwortlich ist.“ Schade eigentlich. | |||||
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Es geschehen noch Wunder in der Stadt. In der Weddinger Müllerstraße sollen – so Gott will – am morgigen Dienstag die Bauarbeiten für einen Fahrradweg zwischen Leopoldplatz und S+U Wedding beginnen. Sie müssen mein Pathos an dieser Stelle entschuldigen. Denn erstens wohne ich in der Nähe der Müllerstraße und bin mir sicher, dass dieser Radweg eines Tages mir und vielen anderen Weddingern das Leben retten wird. Zweitens ist das Vorhaben der BER unter den Radwegen und hat eine „fast epische Vorgeschichte“, wie mein ebenfalls zum Pathos neigender Kollege Christian Latz vor Kurzem schrieb (T+). Die Planung des Radwegs begann im Jahr 2010, also vor zwölf Jahren. Zum Vergleich: Die Eröffnung unseres Lieblingsflughafens verzögerte sich lediglich um neun Jahre. | |||||
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