in diesem Herbst hört nichts auf. Alles geht einfach weiter. Die Blätter bleiben leuchtend gelb und rot an den Bäumen, die Steinpilze wachsen weiter wie verrückt, was mir am Wochenende höchste Sammlerlust bereitet hat. Donald Trump macht einfach weiter, während Joe Biden schon sein Kabinett zusammenstellt. Und dieses blöde Virus macht auch einfach weiter. Und in schöner, endlos wirkender Gleichförmigkeit reihen sich die Bund-Länder-Corona-Gipfel aneinander. Montags werden Positionen festgeklopft, mittwochs schaltet man sich dann mit Frau Merkel im Kanzleramt zusammen. So geht das jetzt schon unterschiedslos die dritte Jahreszeit lang. Ich kann morgens die Sätze schon vollenden, wenn zum Beispiel die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, darüber spricht, dass die Regeln einheitlich sein sollten, nur eben nicht für Meckpomm. Die Grünen posen wie die FDP Endlos erschien mir auch der Parteitag der Grünen, der es in seiner digitalen Dauerpräsenz mit dem chinesischen Volkskongress aufnehmen konnte. Inhaltlich und phänomenologisch hat mein Kollege Marko Northe sich diese Veranstaltung verabreicht und treffend gewürdigt. Aus dem Augenwinkel betrachtet (ich war ja, wie gesagt, vor allem im Wald zum Pilze finden), konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Grünen von heute genauso auftreten, wie die Leute, gegen die sie sich vor genau 40 Jahren gegründet haben. Jedenfalls sollten sich Annalena Baerbock und Robert Habeck fortan hüten, sich zum Beispiel über Christian Lindners Posing-Performance zu mokieren. Mehr Posing als von den beiden geht nicht. Aber sie haben natürlich jenseits des Marketings einen unbestreitbar starken Markenkern. Marke kommt nicht vom Marketing, hat mir mal einer gesagt, der die legendäre Milka-Werbung erfunden hat. Marke kommt zuerst mal vom Produkt, hat er mir gesagt. Und wenn die Steinpilze bis in den Dezember hinein wachsen und die Blätter an den Bäumen bleiben, weil bislang kaum ein Herbststurm durch ihre Wipfel pfeift, sondern die Sonne im November scheint und scheint und scheint, dann könnte man schon auf den Gedanken kommen, dass die Klimasache ein wichtiges Thema ist. Und die Grünen können zu Recht von sich sagen, das als erste auf die Tagesordnung gesetzt zu haben. Ihr Christoph Schwennicke, Chefredakteur |