DAX: Auf das Ausmaß der Gegenbewegung kommt es jetzt an
DAX: Auf das Ausmaß der Gegenbewegung kommt es jetzt an von Sven WeisenhausUS-Präsident Donald Trump hält die Märkte weiterhin per Twitter in Atem, dieses Mal allerdings im bullishen Sinne. Denn seine aktuelle Botschaft an die Welt lautet, China habe wieder Bereitschaft zu einer Einigung im Handelsstreit gezeigt. Der chinesische Vizeregierungschef Liu He wolle nach Washington kommen, um eine Vereinbarung abzuschließen, so Trump. Liu soll heute und morgen an einer neuen Gesprächsrunde zur Lösung des Konflikts in Washington teilnehmen. Die Hoffnung, dass der Handelsstreit nun nicht noch weiter eskaliert, sondern bald beigelegt wird, könnte ein Grund dafür sein, dass die Aktienkurse nicht schon längst deutlich stärker gefallen sind, als sie es aktuell schon tun. Sollte aber erneut keine Einigung erzielt werden, könnte der Handelsstreit durchaus weiter eskalieren – mit entsprechend bearishen Konsequenten für die Aktienmärkte. In diesem Falle wäre auch das Szenario einer Trompete im S&P 500 und Nasdaq 100 wahrscheinlicher (siehe gestrige Börse-Intern). Und dann könnte es nicht nur in diesen beiden Indizes zu neuen Korrekturtiefs kommen, sondern auch im DAX. Die Anfang 2018 begonnene Korrektur ist beendet Torsten Ewert hat am Montag geschrieben, dass der deutsche Leitindex „de facto am 61,8%-Niveau der bisherigen Abwärtsbewegung bei 12.329 Punkten gescheitert ist“. Das ist mit Blick auf den folgenden Chart auch völlig richtig. Denn die Kurse gaben seit Erreichen der Marke wieder deutlich nach (siehe grüner Kreis). Allerdings gab es zuvor einen klaren Anstieg über das Fibonacci-Retracement. Dabei konnte sogar ein Tagesschlusskurs oberhalb dieser Marke generiert werden. Nicht ohne Grund hatte ich in der Börse-Intern vom 24. April in diesen Chart noch einen roten Kreis, am 30. April dann aber einen gelben und nun einen grünen Kreis eingezeichnet. Denn mit dem Überschreiten des Maximalkursziels einer Gegenbewegung bzw. Kurserholung gilt die Anfang 2018 begonnene Korrektur nun als beendet. Und damit ist aus Sicht der Fibonacci-Marken auch nicht mehr zu erwarten, dass Anfang 2018 eine Trendwende eingeleitet wurde, sondern eben nur eine normale Korrektur. So weit, so gut. Neues Korrekturtief im Rahmen einer großen Seitwärtskonsolidierung? Das heißt allerdings nun nicht, dass es nicht noch zu einem neuen Korrekturtief kommen kann. Denn statt einer Trendwende könnten wir im DAX eine breite (Seitwärts-)Konsolidierung auf hohem Niveau erleben, so wie ich sie ja auch für die US-Indizes prognostiziert hatte. Und dabei könnte es zu einem Überschießen auf der Unterseite kommen, was natürlich nicht nur in den US-Indizes zulässig ist (siehe „US-Indizes: Ein Überschießen nach unten und oben“), sondern auch im DAX. Neues Korrekturtief im Rahmen einer großen ABC-Korrektur? Da der DAX aber mit dem jüngsten Hoch das obere Ende einer möglichen Seitwärtsrange nicht erreicht hat, wäre auch noch ein anderes Szenario denkbar. Bei diesem würde die Elliott-Wellen-Theorie zum Tragen kommen und damit ein Kursverlauf, den ich hier schon vor längerer Zeit für möglich erachtet und zuletzt am 27. März ins Spiel gebracht hatte – nämlich eine große ABC-Korrektur. In diesem Fall hätte das Überschreiten des 61,80%-Retracements nicht die gesamte Korrektur, sondern nur die Korrekturwelle A beendet. Und mit dem Erreichen des ehemaligen Allzeithochs aus dem Jahr 2015 bei 12.390,75 Punkten könnte die Welle B zu Ende gegangen sein, auf die nun noch eine Abwärtswelle C folgt, welche durchaus zu einem neuen Korrekturtief führen kann. Auf das Ausmaß der Gegenbewegung kommt es an Aber schon bei der damaligen Analyse von Ende März hatte ich geschrieben, dass es zunächst zu beobachten gilt, wie weit der neuerliche Rücksetzer im DAX läuft. „Je weiter die Kurse [..] in Richtung des Korrekturtiefs laufen, desto mehr muss man davon ausgehen, dass wir im DAX doch noch eine größere (ABC-)Korrektur sehen“, hieß es dazu. Und genau wie bei den US-Indizes, kann man nun auch im DAX die Fibonacci-Linien an die Aufwärtsbewegung anlegen, um das Ausmaß der Gegenbewegung beurteilen zu können. Bislang endeten im Rahmen der aktuellen Aufwärtsbewegung die jeweiligen Rücksetzer stets schon nach kürzester Zeit. Daher muss man dieses bearishe Szenario eines neuen Korrekturtiefs im DAX, genau wie die „Trompete“ in den US-Indizes, erst einmal nur im Hinterkopf behalten. Erst wenn der DAX mehr als 61,80 % zurückläuft, also bis unter 11.102,97 Punkte fällt, muss man die bearishen Szenarien (ABC-Korrektur, Trompete) stärker in Erwägung ziehen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de PS: Ich würde mich freuen, Sie auf einem meiner Vorträge am kommenden Samstag auf dem Börsentag in Düsseldorf begrüßen zu dürften.
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