Liebe ELIANT-Freundinnen, liebe ELIANT-Freunde, Unsicherheit und Zukunftsangst prägen nicht nur den Alltag vieler Jugendlicher, sondern sind ein gesamtgesellschaftliches Phänomen geworden. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch die Corona-Krise und deren noch ausstehende Aufarbeitung. In den demokratisch strukturierten Ländern erleben wir zunehmende Politikverdrossenheit und Zweifel, ob «die da oben» den komplexen Herausforderungen des aktuellen Zeitgeschehens gewachsen sind. Worauf baut Demokratie? Demokratie lebt von der individuellen Anteilnahme der Bürger*innen an den sozialen, ökonomischen, kulturellen und globalen Themen, fordert auf, sich breit zu informieren und aus den Informationsquellen von links bis rechts ein eigenes Bild zu machen. Sich im Verstehen anders Denkender zu üben, fördert die notwendige Empathie und Kompromissbereitschaft, ohne die Demokratie nicht gelingen kann. Schwindet diese Bereitschaft, sind autoritäre Herrschaftsstrukturen die Folge mit den typischen Begleiterscheinungen von Diskriminierung und Unterdrückung unbequemer Minderheiten. Analysen zur gefährdeten Demokratie Es ist inspirierend, Bücher zu lesen wie das des belgischen Philosophen Mathias Desmet Zur Psychologie des Totalitarismus oder das von Levitzky/Ziblatt Wie Demokratien sterben oder dasjenige des Resonanzforschers Hartmut Rosa Demokratie braucht Religion. Sie beleuchten auf verschiedene Weise die psychologischen und geistigen Ursachen, warum die demokratischen Systeme in den europäischen und aussereuropäischen Ländern fundamental gefährdet sind und eine Neuorientierung, ein «Demokratie neu denken» dringend erforderlich sind. Es ist d i e grosse Herausforderung für uns alle! Denn die allgegenwärtigen Probleme in unserer im Umbruch befindlichen Welt erfordern ein neues Sehen, ursächliches Verstehen, ein neues Denken und Handeln, wenn wir sie lösen wollen. Ein begeisterndes Beispiel, wie es gehen kann Klar ist, dass wir die grossen sozialen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen nur gemeinsam meistern können. Daher möchten wir auf eine global angelegte Denkfabrik hinweisen, deren seit 2015 erarbeiteten Ergebnisse jetzt vom 16. bis 18. Oktober in Stockholm vorgestellt werden auf einem auch online zugänglichen zusammenfassenden «Summit» unter dem Titel «vom inneren Wachstum zum äusseren Wandel». Ziel ist, bis 2030 einen echten Kulturwandel anzustossen. ELIANT`s Beitrag zum neuen Demokratieverständnis Er basiert auf der zukunftweisenden «Dreigliederungsidee» Rudolf Steiners. Diese macht praxistauglich bewusst, wie die Ideale der französischen Revolution «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» zum Fundament einer demokratischen Kultur werden können, wenn man sie in differenzierter Weise auf das gesellschaftliche Leben bezieht: Was braucht das Individuum? Ein repressionsfreies Schul- und Bildungswesen, das Raum gibt für die persönliche Entwicklung und Autonomiebefähigung. Was braucht die soziale Gemeinschaft? Ein Wirtschaftsleben, das von brüderlichem Interesse geleitet ist, für alle Menschen, die an der Wertschöpfung beteiligt sind und für die die Leistungen erbracht werden – aber auch für die Natur, welche die Rohstoffe zur Verfügung stellt und die Nahrungsmittel hervorbringt. Was braucht das Rechtsleben? Ein Staatsverständnis, das die Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz sicherstellt und dafür sorgen kann, dass in Wissenschaft und Bildung Vielfalt und Meinungsfreiheit erhalten bleiben und die Macht der Ökomomie begrenzt wird. Das 20. Und 21. Jahrhundert haben deutlich gezeigt, wie destruktiv die Konsequenzen sind für Mensch und Natur, wenn das Prinzip der Freiheit auf das Wirtschaftsleben angewendet wird und e i n e «brüderliche» Meinung, was richtig oder falsch ist, das Geistes- und Kulturleben beherrscht.
Bürgerinitiativen und zivilgesellschaftliches Engagement Seit vielen Jahrzehnten sind es Initiativen aus der Zivilgesellschaft, ausgehend von wachen und engagierten einzelnen Menschen und kleinen Gruppen, die letztlich auf breiter Basis mit demokratischen Mitteln positive Veränderungen erreichen konnten, wie z.B. in den 80er und 90er Jahren die gesetzliche Verankerung von Bio durch die Biobewegung. Derart wichtige Forderungen aus der Zivilgesellschaft werden zwar in den wenigsten Fällen sofort umgesetzt, sie zeigen aber die Stärke demokratischen Bewusstseins, das sich durch Misserfolge nicht entmutigen lässt, sondern vertraut, dass idealistisches, zukunftsorientiertes Denken früher oder später auch Lebensrealität wird, selbst wenn man selber nur säen kann und spätere Generationen die Ernte einfahren. Mit den besten Wünschen für die Herbsteszeit grüsst herzlich für das ELIANT-Team Michaela Glöckler Hier können Sie unsere Arbeit unterstützen – wir danken Ihnen! |