Der Auftakt der Bilanzsaison in den USA
Der Auftakt der Bilanzsaison in den USA von Sven WeisenhausEnde März hatte ich Sie auf die Saisonalität und damit die Möglichkeit eines starken Aprils hingewiesen. Und tatsächlich macht der April seinem Namen als guter Börsenmonat bislang alle Ehre. So zeigt die Tendenz im DAX zum Beispiel seit dem 4. April klar nach oben. Von weniger als 12.100 Punkten Ende März hat der deutsche Leitindex binnen 10 Handelstagen bereits bis auf über 12.500 Zähler zugelegt - ein Plus von knapp 3,3 %. Seit 1988 schaffte er im Durchschnitt 2,44 %. In diesem Jahr liegt er also sehr gut im Rennen. Ohne Rally-Ambitionen Und auch die US-Indizes zeigen sich aktuell relativ stark. Von Rally-Ambitionen ist dabei allerdings nicht viel zu spüren. Stattdessen geht es eher in einem gemächlichen Tempo aufwärts. Dies birgt jedoch die Gefahr, dass es sich dabei wieder nur um eine Erholungsbewegung handelt, auf die dann bald erneut fallende Kurse folgen. Letztlich passt das aber zu meiner Erwartung einer anhaltenden Seitwärtstendenz. Hohe Erwartungen an die Berichtssaison Für etwas mehr Schwung könnte die heute startende Berichtssaison sorgen, die von den Anlegern mit Spannung erwartet wird. Denn es ist das erste volle Quartal nach der US-Steuerreform. Experten rechnen dank der Steuerreform insgesamt mit furiosen Gewinnsteigerungen. Mitte Januar lagen die Schätzungen für das Gewinnwachstum bereits bei +12,0 % und für das Umsatzwachstum bei +6,8 % - wie die folgende Grafik aus der Börse-Intern vom 16.01.2018 zeigt. Seitdem wurden die Gewinnerwartungen sogar noch etwas angehoben (siehe dunkle Linie in der folgenden Grafik). Bis zum 26. Januar (senkrechte Linie) führte dies auch noch zu weiter steigenden Aktienkursen (im S&P 500, gestrichelte Linie). Doch damit waren die hohen Erwartungen wohl in den Kursen eingepreist. Denn seitdem die Gewinnerwartungen nicht mehr nach oben angepasst wurden, konnten auch die Aktienkurse nicht weiter zulegen. Stattdessen kam es Ende Januar / Anfang Februar zu einer Korrektur, die bis heute anhält. Und wenn die hohen Erwartungen an die Geschäftszahlen zum 1. Quartal 2018 enttäuscht werden, dann dürfte sich diese Korrektur fortsetzen oder - je nach Entwicklung der Bilanzsaison - sogar ausweiten. S&P 500 soll binnen 12 Monaten um 16 % zulegen Wie hoch die Erwartungen aktuell sind, zeigt auch die folgende Grafik. Laut Erhebungen von FactSet prognostizieren Branchenanalysten, dass der S&P 500 in den nächsten 12 Monaten einen Preisanstieg von 16,2% verzeichnen wird (gestrichelte Linie). Dabei kann ich die Erwartungen an den Kursverlauf sogar durchaus teilen. Denn demnach wird es erst nach erneuten Kursverlusten bzw. einer Fortsetzung der aktuellen Seitwärtskonsolidierung wieder aufwärts gehen und erst mit einer Jahresendrally zu neuen Hochs kommen. Einigkeit beim Kursverlauf Vielleicht erinnern Sie sich: Schon am Jahresbeginn hatte ich die Befürchtung geäußert, dass die Aktienmärkte 2018 zunächst ausgedehnt korrigieren werden und sich erst im weiteren Jahresverlauf von diesen Verlusten erholen können. Im DAX hatte ich dies neben dem saisonalen Muster mit der Elliott-Wellen-Analyse (siehe folgender Chart) begründet, wonach die Kurse im Rahmen der (schwarzen) Welle 4 korrigieren und dann im Rahmen der (schwarzen) Welle 5 wieder ein neues Hoch erreichen können. Insofern gehe ich mit den von FactSet befragten Branchenanalysten konform, was den Kursverlauf angeht. Zumal sich der DAX nach wie vor an das Elliott-Wellen-Szenario hält. 16 % Kursgewinn erscheint sehr ambitioniert Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass es der S&P 500 in 12 Monaten insgesamt auf einen Anstieg von 16 % bringen wird. Denn US-Aktien sind nach wie vor fundamental einfach noch zu hoch bewertet. Das Kurspotential dürfte daher geringer sein. Aber warten wir einfach erst einmal den Verlauf der Berichtssaison ab. Danach wird man sehen, wo die Aktienindizes stehen, inwieweit die Kursanstiege bis Januar gerechtfertigt waren und ob die Unternehmensgewinne die hohen Erwartungen erfüllt haben. Aktuell jedenfalls machen gerade die US-Indizes einen schwächlichen Eindruck. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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