Der Goldpreis hat Rückenwind
Der Goldpreis hat Rückenwind von Sven WeisenhausGestern hatte ich geschrieben, dass Edelmetalle wie Gold und Silber von der aktuellen wirtschaftlichen und geldpolitischen Entwicklung profitieren können. Denn insbesondere der Goldpreis steigt gewöhnlich bei sinkenden Zinsen. Und aktuelle Wirtschaftsdaten untermauern noch einmal, dass insbesondere die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer Sitzung im September die Zinsen weiter drücken könnte. Harte Fakten belegen Wirtschaftsschwäche der Eurozone Wie zu erwarten war, hat sich das Wachstumstempo in der Eurozone im 2. Quartal 2019 wieder abgeschwächt. Laut den heute veröffentlichten vorläufigen Zahlen von Eurostat stieg das saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) sowohl im Euroraum als auch in der EU nur noch um 0,2 % im Vergleich zum Vorquartal, nach immerhin +0,4 % im 1. Quartal 2019. Zudem schwächte sich, ebenfalls wie bereits erwartet, die jährliche Inflation im Juli auf 1,1 % ab. Sie erreichte damit das niedrigste Niveau seit Februar 2018. Im Juni hatte diese noch um 1,3 % zugelegt. Die Wachstumsdaten kamen nicht überraschend. Denn „weiche“ Frühindikatoren hatten diese Entwicklung längst aufgezeigt. Doch nun liegen den Märkten eben auch „harte“ Fakten vor, welche die Wachstumsschwäche belegen. Und damit bestätigt sich, dass den Aktienindizes aus fundamentaler Sicht immer stärkerer Gegenwind entgegenbläst, während sie wohl fast ausschließlich aufgrund der Aussicht auf eine expansivere Geldpolitik dennoch zulegen konnten. Aktienmärkte haben Gegenwind, Edelmetalle Rückenwind Und während den Aktienmärkten inzwischen auch die Saisonalität zunehmend zu schaffen machen dürfte, haben Edelmetalle derzeit klaren Rückenwind – sowohl aus saisonaler als auch aus fundamentaler Sicht. Denn wie gestern und oben bereits geschrieben, können Edelmetalle gewöhnlich bei sinkenden Zinsen zulegen. Opportunitätskosten der Goldhaltung sinken Der Grund dafür ist, dass insbesondere Gold als sicherer Hafen gilt. Das gelbe Edelmetall verdient aber selbst kein Geld, erwirtschaftet also keine Gewinne oder zahlt Dividenden bzw. Zinsen – im Gegensatz zu Anleihen und Aktien. Je höher die Gewinne und Dividenden der Unternehmen und die Renditen der Anleihen, desto unattraktiver wird Gold. Denn durch Goldhaltung entgehen einem Anleger alternative Renditen – das nennt man Opportunitätskosten. Wenn nun aber die Zinsen sinken, dann sinken auch die Opportunitätskosten – und Gold wird folglich attraktiver. Gold überspringt wichtigen Widerstand Und da die Notenbanken inzwischen einen Richtungsschwenk vollzogen haben und wieder eine expansivere Geldpolitik in Erwägung ziehen, konnte der Goldpreis davon unlängst auch schon deutlich profitieren. So ist der Kurs dynamisch über seinen wichtigen horizontalen Widerstand bei ca. 1.350 USD ausgebrochen (siehe grüne Ellipse im Chart). Aber auch das war, ähnlich wie die oben genannten Konjunkturdaten, bereits zu erwarten. Denn wie ich zu der vorangegangenen Gold-Analyse hier in der Börse-Intern am 13. Juni schrieb, baute der Goldpreis weiter Druck nach oben auf. Während auf dem immer gleichen Niveau eine hohe Verkaufsbereitschaft herrschte (obere rote Widerstandslinie), zeigten die Anleger Bereitschaft, auf immer höheren Niveaus den Preis wieder nach oben zu treiben (dicke grüne Linien). Es bildete sich dadurch eine Art aufsteigendes Dreieck, aus dem der Kurs idealtypisch nach oben ausbrechen konnte (grüne Ellipse). Saisonalität gibt dem Goldpreis Rückenwind Und diese Entwicklung passt auch zur Saisonalität bei Gold. So markiert der Preis nach einer Seitwärtstendenz regelmäßig zur Jahresmitte ein Zwischentief, bevor er dann aufwärts tendieren kann. (Hinweis: Dieser Chart ist dem unlängst modernisierten Börsen-Tool „Saisonale Charts“ auf der Webseite von Stockstreet entnommen.) Und mit dem Herbst steht Goldanlegern die besonders starke und dynamische Aufwärtsphase erst noch bevor. Es scheint also auch jetzt noch lohnenswert, den bullishen Ausbruchssignalen zu folgen und Long-Positionen einzugehen bzw. diese zu halten. Erst wenn der Goldpreis unter das Ausbruchsniveau (ca. 1.350 USD) zurückfällt, sollte man die Situation neu bewerten. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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