Liebe/r Leser/in, diese Woche endet eine Zeitrechnung. Mit der Aushändigung ihrer Entlassungsurkunde durch den Bundespräsidenten am Dienstag um 17.30 Uhr beginnt die Zeit nach Angela Merkel. Zwar ist die 67-Jährige noch bis zur Wahl von Olaf Scholz zum Bundeskanzler geschäftsführend im Amt, doch die Kraftfelder richten sich fortan neu aus: Die Welt blickt auf den SPD-Mann, der Merkel mutmaßlich beerben wird, und sie wird versuchen, ihn schon an seinem Geschick bei den Koalitionsverhandlungen zu messen. Hat Olaf Scholz das Zeug zum Staatsmann? Wird er Wladimir Putin die Stirn bieten und Emmanuel Macron auf Augenhöhe die Hand reichen können? Kann er Gipfel, kann er Nachtsitzung, kann er Krise? Angela Merkel zeichnete zeit ihres Amtes eine Eigenschaft aus wie kaum eine andere: Sie ist vollkommen uneitel. Lob und Ehrungen sind ihr eher unangenehm, nichts schien sie in den vergangenen Jahren aus Eigennutz getan zu haben. Anders als bei ihrem konservativen Vorgänger Helmut Kohl stand auch nie ihre Parteizugehörigkeit im Vordergrund, im Gegenteil: Angela Merkel sah sich als Bundeskanzlerin für alle Deutschen, egal, welcher Partei sie angehören und wo sie zuvor ihr Kreuz gemacht haben. Diese Fußstapfen sind einigermaßen groß. Ab jetzt ist Olaf Scholz dran zu beweisen, dass er sie ausfüllen kann. Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche! |