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| | |  |  | Szene aus "Der Überläufer". Für die Besprechung aufs Bild klicken. |
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|  | Guten Tag,
sogar im Vatikan hatten sie darüber nachgedacht, Ostern wegen der Coronakrise zu verschieben. So weit kommt es nun doch nicht. Aber sehr anders wird das Fest der Auferstehung Jesu Christi in diesem Jahr ausfallen, wenn der Papst Ostern ohne Menschenmasse auf dem Petersplatz zelebriert.
Auch in vielen Familien wird sich Ostern dieses Jahr von der Zeit davor unterscheiden. Viele Menschen sind wegen der Pandemie auf ihr Wohnzimmer zurückgeworfen. Zum Glück läuft immerhin ein guter Film, denn der ARD ist es gelungen, ihr Programm während der häuslichen Isolation der Osterwoche um einen bemerkenswert guten Zweiteiler zu bereichern: "Der Überläufer" ist die Verfilmung von Siegfried Lenz‘ gleichnamigem Roman über den jungen deutschen Wehrmachtssoldaten Walter Proska, der in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs an der Ostfront zu den Partisanen überläuft.
Lenz verarbeitete 1951 mit seinem zweiten Buch eigene Erfahrungen, denn auch er war kurz vor Kriegsende als Matrose in Dänemark desertiert. Doch das Thema war so kurz kurz nach dem Krieg heikel. So verbrecherisch das Hitler-Regime auch war: Soldaten, die ihm den Rücken gekehrt und zum Feind übergelaufen waren, galten noch Jahrzehnte nach Kriegsende als Vaterlandsverräter. So schien Lenz‘ Verlag Hoffmann und Campe das Werk untragbar. Der junge Schriftsteller nahm die Abfuhr hin, legte das Manuskript beiseite und vergaß es. Doch nach seinem Tod 2014 wurde es aus seinem Nachlass geborgen und erschien 2016 mit 65-jähriger Verspätung.
Nun ist der ARD mit der Verfilmung (gestriger Mittwoch und Karfreitag, jeweils 20.15 Uhr, und in der Mediathek) eine ganz besondere Produktion gelungen, wie unser Kritiker Joachim Käppner findet: "Man darf Buch und Regie (Bernd Lange und Florian Gallenberger) danken, dass das spät entdeckte Werk des Meisters hier kongenial verfilmt wird, sie nehmen sich inhaltliche Freiheiten, aber fast immer, so darf man annehmen, im Geiste von Siegfried Lenz."
Mit einer schweren Materie beschäftigt sich auch das Drama "Kopfplatzen", das nun als reine Online-Premiere des Filmverleihs Salzgeber erschienen ist. Regisseur Savaş Ceviz erzählt darin aus dem Leben des Pädophilen Markus (Max Riemelt), der sich wegen seiner Neigung selbst hasst. Er lehnt sie ab, lebt sie nicht aus, kämpft gegen sie an. Er vermeidet Sozialkontakte soweit das möglich ist, um nicht in Versuchung zu kommen. Doch als die alleinerziehende Mutter Jessica (Isabell Gerschke) mit ihrem achtjährigen Sohn Arthur (Oskar Netzel) in die Nachbarswohnung einzieht, gerät Markus in große Bedrängnis. Denn Jessica verliebt sich in ihn und Arthur sieht in ihm zunehmend eine Vaterfigur. Markus ahnt, dass er sein Verlangen auf Dauer nicht unter Kontrolle halten kann und versucht verzweifelt, den lauter werdenden Rufen in seinem Kopf zu widerstehen. "Kopfplatzen" ringt um die richtige Haltung zur Hauptfigur Markus, die dagegen ankämpft, eines der übelsten Verbrechen überhaupt zu begehen. "Dass Kino einen so voyeuristischen, dunklen Nukleus hat wie hier", schreibt unser Kritiker Joachim Hentschel, "spürt man selten."
Es sind ernste Themen, die uns da in der Osterwoche in einer ohnehin schweren Zeit vorgesetzt werden. Doch die Zeit zum Nachdenken ist derzeit ja vorhanden.
Ihr Paul Katzenberger |
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