Donald Trump ist seit 172 Tagen im Amt
| Was jetzt, America? | Der wöchentliche Überblick zur Lage in den USA | |
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von Rieke Havertz Internationale Korrespondentin |
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Good morning! Nach der Sturzflutkatastrophe in Texas werden noch immer Menschen vermisst, Donald Trump hat sein umstrittenes Steuergesetz unterschrieben und gewährt der Europäischen Union und anderen Ländern noch etwas Zollaufschub. Die US-Expertinnen fassen für Sie die wichtigsten Ereignisse der Woche zusammen. Folge 51 erreicht Sie aus Berlin. |
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Donald Trump ist seit 172 Tagen im Amt |
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Ted Cruz, republikanischer Senator aus Texas, hat kein besonders glückliches Händchen, wenn es um Urlaubsreisen geht. Im Februar 2021 wurde der Bundesstaat von einer Kältewelle mit Schneefällen getroffen, die zu erheblichen Stromausfällen führte. Ich erinnere mich gut daran, ich war zu der Zeit in Houston und kurz vor einer Podcastaufnahme fiel der Strom in meinem Viertel aus. Millionen Menschen waren tagelang ohne Strom, ohne Wasser und teilweise ohne Lebensmittel (auch ich stand in einem völlig leer geräumten Supermarkt auf der Suche nach ein paar Müsliriegeln). Hunderte Menschen starben. Und Cruz wurde fotografiert, wie er mit seiner Familie in die mexikanische Urlaubsstadt Cancún flog. Kam nicht so gut an… |
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Cruz ist im stabil republikanischen Texas immer noch Senator. Als die Region Texas Hill Country nun am Unabhängigkeitstag der USA von einer der schlimmsten Flutkatastrophen in der Geschichte heimgesucht wurde, war Cruz wieder auf Reisen. Ein Familienurlaub in Griechenland. Immerhin hat er aus 2021 gelernt, er brach seinen Urlaub ab und flog zurück nach Texas. Damit ist er früher eingetroffen als der Präsident. |
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Donald Trump hatte am Unabhängigkeitstag zunächst seinen größten innenpolitischen Erfolg gefeiert. Er konnte seine Big Beautiful Bill unterschreiben. Das große Umverteilungsgesetz wird laut Experten die Reichen belohnen, die Schwachen noch ärmer machen und Millionen Menschen ihre Gesundheitsversicherung kosten. Der Demokrat Hakeem Jeffries nutze vor der Abstimmung im Repräsentantenhaus ein Vorrecht, das er in seiner Rolle als Minderheitsführer hat. Er kann seine eigentlich auf 60 Sekunden begrenzte Redezeit ausdehnen, magic minute wird das genannt. Jeffries sprach 8 Stunden und 45 Minuten, ein neuer Rekord. Verhindern konnten die Demokraten das Gesetz nicht, Trump zückte den Filzstift, mit dem er so gern Gesetze und präsidiale Verordnungen unterschreibt. |
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Dann empfing Trump in Washington noch Israels Premier Benjamin Netanjahu, der ihn für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen hat – den Trump aus seiner Sicht selbstverständlich verdient – und gewährte der Europäischen Union im Zollstreit noch einmal Aufschub. Bis zum 1. August sollen jetzt Deals im Trump’schen Sinne ausgehandelt werden. |
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Das Katastrophengebiet in Texas will der Präsident nun an diesem Freitag besuchen. Eine Woche, nachdem das Unglück geschehen ist. Zu spät? George W. Bush hatte New Orleans nach dem verheerenden Hurrikan Katrina, der die Golfküste im August 2005 getroffen hatte, zunächst mit der Air Force One überflogen und dann erst fünf Tage später besucht. Ein PR-Albtraum für den damaligen Präsidenten. Trump aber wird sicher eine perfekte Erklärung haben, warum er sieben Tage mit seinem Besuch gewartet hat. |
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Haben Sie ein schönes Wochenende! |
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Meine drei Texte der Woche |
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Dieses Mal mit Daten und Bildern zur Flutkatastrophe in Texas, Trumps Steuergeschenken und dem Traum konservativer Vordenker. |
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Die Fluten überraschten sie im Morgengrauen | | Die Fluten überraschten sie im Morgengrauen: Die Flut in Texas ist schon jetzt eine der tödlichsten Überschwemmungen in den USA in den vergangenen 100 Jahren. Meine Kolleginnen haben Daten, Videos und Bilder der Tragödie zusammengetragen. → Zum Artikel |
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"Trump ist diesmal zu weit gegangen" | | Trumps Steuergeschenke für Reiche werden ihm schaden, sagt der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz im Interview mit meinem Kollegen Marcus Gatzke. Doch die Lage sei nicht hoffnungslos: Die USA könnten gerechter werden. → Zum Artikel |
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Der dunkle Traum vom MAGA-Staat | | Vermummte Agenten auf Menschenjagd und "Alligator Alcatraz". In diesem Essay schreibt mein Kollege Thomas Assheuer darüber, wie sich in den USA gerade ein autoritärer MAGA-Staat formt, den konservative Vordenker schon lange herbeisehnen. → Zum Artikel |
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Wer sagt denn sowas? | „That’s the word choice of losers.“ | | | |
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In dieser Folge von OK, America? sprechen mein Kollege Klaus Brinkbäumer und ich über Elon Musks America Party, die Flutkatastrophe in Texas und Trumps Big Beautiful Bill. Und in dieser Folge von Auch das noch? – Der freundliche Krisenpodcast erzählt der britische Historiker Adam Tooze, warum er jüngst US-Amerikaner geworden ist, seine Einbürgerung aber als einen “beschämenden Tag“ erlebt hat. |
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Das neue Liveformat Calling USA |
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Wie zeigt sich die Verfassungskrise in den USA? Wie gefährlich ist Elon Musk? Und wo bleibt eigentlich der Protest der Demokraten? In unserem Liveformat Calling USA besprechen wir ZEIT-Korrespondentinnen alle drängenden Fragen zwischen Berlin und Washington, D. C. – auch Ihre! Wir schalten uns immer dann live bei Instagram zusammen, wenn der Wunsch nach Einordnung groß ist. |
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Was müssen Sie diese Woche sonst noch gehört, gelesen, gesehen haben? |
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Diese Analyse bei Foreign Affairs über Amerikas Waffengewalt und warum das Problem längst global ist, von Mexiko bis Westafrika Diese Folge von Post Reports über Donald Trumps Feldzug gegen die Medien und wie sein Einfluss selbst CBS in eine Krise stürzte Dieser Essay in The Atlantic darüber, warum viele Menschen trotz aller Skandale überzeugt sind, dass Donald Trump das Richtige tut |
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Das war die 51. Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zur Lage in den USA. Sie erscheint jeden Freitag und wird geschrieben von Amrai Coen, Marcus Gatzke, Rieke Havertz, Carsten Luther, Katharina Meyer zu Eppendorf, Johanna Roth, Anna Sauerbrey und Fiona Weber-Steinhaus. |
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